Metallindustrie: Jetzt geht es an’s „Eingemachte“!

BetriebsrätInnen der Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp im Wiener Austria Center. (Foto: dewi)
BetriebsrätInnen der Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp im Wiener Austria Center. (Foto: dewi)

Die alljährlichen Verhandlungen zum Metaller Kollektivvertrag sind im Gange. Die Gewerkschaften fordern einen Abschluss über der Inflationsrate und zusätzliche Freizeit bei besonders belastender Arbeit.

Die Kollektivvertragsverhandlungen für die etwa 170.000 Beschäftigten der Metallindustrie begannen heuer am 20. September mit einer großen BetriebsrätInnenkonferenz in Wien. Die Gewerkschaften Pro-GE und GPA-djp fordern neben einer kräftigen Lohn- und Gehaltserhöhung den Erhalt des einheitlichen Leitkollektivvertrags der Metallindustrie.

Der Kollektivvertrag für die Beschäftigten der Metallindustrie hat traditionsgemäß eine Leitfunktion für die Lohn- und Gehaltserhöhungen aller Beschäftigten des Landes. Daher hat das Ergebnis dieser Kollektivvertragsrunde eine weit über die Metallbranche hinaus reichende Bedeutung. Bereits im Vorjahr wurde die Verhandlungsgemeinschaft auf Betreiben des größten Fachverbandes der Maschinen und Metallwarenindustrie (FMMI) mit dem Argument, nur getrennte Verhandlungen können die spezifische Situation der unterschiedlichen Bereiche berücksichtigen, aufgeteilt. Hinter diesem Versuch, die Metallverhandlungen zu zersplittern steckt unzweifelhaft die Absicht, die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften insgesamt zu schwächen und das Lohn- und Gehaltsniveau zu drücken.

Betriebsräte beraten
Die etwa 2.500 ins Austria Center Vienna angereisten BetriebsrätInnen der österreichischen Metallindustrie brachten es in einer einstimmig beschlossenen Resolution am 20. September die Brisanz dieses Konflikts klar zum Ausdruck: „Wenn die Fachverbände antreten, um unseren gemeinsamen Kollektivvertrag zu zerstören, müssen sie mit unserem entschlossenen Widerstand rechnen“. Im Vorjahr konnte trotz getrennter Verhandlungen die Einheitlichkeit des Metall-Kollektivvertrages gewahrt bleiben.

Das Resultat der Verhandlungen im Jahr 2012 war ein völlig identer Abschluss für alle Beschäftigten. Die kollektivvertraglichen Mindestlöhne und -gehälter stiegen in allen Bereichen um 3,4 Prozent bis 3,3 Prozent. Die IST-Löhne und IST-Gehälter wurden um 3,3 Prozent bis 3,0 Prozent angehoben. Dieser Abschluss konnte auch die Leitfunktion für alle anderen Bereiche der österreichischen Wirtschafte behaupten.

Arbeitgeber uneinsichtig
Die Vertreter der Arbeitgeber beharren auch heuer auf einer getrennten Verhandlungsstruktur. Es ist nicht gelungen, die Verantwortlichen im FMMI davon zu überzeugen, dass eine gemeinsame Verhandlung der effektivere vernünftigere Weg sei. In diesem Zusammenhang wird von der Arbeitgeberseite immer wieder die notwendige Flexibilisierung der Arbeitszeit ins Treffen geführt. Dass die Gewerkschaften Pro-GE und GPA-djp bereit sind, über weitere Flexibilisierung zu verhandeln, haben sie im Sommer durch ein umfassendes Arbeitszeitpaket als Verhandlungsbasis zum Ausdruck gebracht.

„Für uns machen solche Verhandlungen zu diesem Thema aber nur in einer gemeinsamen Struktur Sinn. Eine Sondertour für einen einzelnen Verband wird es auch heuer sicher nicht geben und für eine Flexibilisierung, die in Wirklichkeit ein Dumping bei Löhnen und Gehältern durch Verzicht auf Überstundenzuschläge ohne Gegenleistung bedeutet, stehen wir auch künftig sicher nicht zur Verfügung“, so der Verhandlungsleiter der GPA-djp Karl Proyer. „Eine Partnerschaft funktioniert nur auf der Basis von gegenwärtiger Wertschätzung und auf Augenhöhe. Wenn Herr Knill (Christian Knill, Vorsitzender des FMMI, Anm.) meint, er könne die Umsetzung der Sozialpartnerschaft nach eigenen Gutdünken diktieren, dann wird es damit Schiffbruch erleiden“, so Proyer.

Ein größeres Stück vom Kuchen
Unbestreitbar ist, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Metallbranche schon einmal besser waren, allerdings von der Vertretern der Unternehmen oft schlechter dargestellt werden, als sie wirklich sind. Der seit 2007 um sechs Milliarden auf 59 Milliarden Euro gestiegene Produktionswert bringt eindrucksvoll zum Ausdruck, dass sich die Branche auf sehr hohem Niveau bewegt. „Wenn es sich die Unternehmen leisten können, auch im Jahr 2012 fast zwei Milliarden Euro an Dividenden auszuschütten und die Führungskräfte Anfang 2013 sich über einen Einkommenszuwachs von 4,5 % freuen können, dann muss man die Verteilungsfrage ganz grundsätzlich stellen. Dann fordern wir ein größeres Stück vom Kuchen, um die Kaufkraft der Beschäftigten zu sichern, dann geht es ums Eingemachte“, so Proyer.

GPA-djp Spitzenverhandler Markus Vogl sieht gute Betriebsergebnisse vor allem durch die Beschäftigten ermöglicht. (Foto: dewi)
GPA-djp Spitzenverhandler Markus Vogl sieht gute Betriebsergebnisse vor allem durch die Beschäftigten ermöglicht. (Foto: dewi)

Pro-GE und GPA-djp fordern einen Abschluss deutlich über der Inflationsrate, die im Schnitt im vergangenen Jahr bei 2,4 Prozent lag. Im Rahmenrecht fordern die Gewerkschaften zusätzlich bezahlte Freizeit bei besonders belastender Arbeit , eine Verbesserung der Anrechnung von Karenzen für dienstzeitabhängige Ansprüche sowie Verbesserung der Abgeltung der passiven Reisezeiten außerhalb der Normalarbeitszeit von Angestellten.

Respekt eingefordert
Der Angestellten-Betreibsratsvorsitzende von MAN-Steyr und GPA-djp Spitzenverhandler, Markus Vogl brachte es bei der Wiener BetriebsrätInennkonferenz auf den Punkt: „Es sind die Beschäftigten, die durch ihren tagtäglichen Einsatz die guten Ergebnisse der Betriebe ermöglichen. Es ist eine Frage des Respekts, ob man bereit ist, in Sachen Verhandlungsstruktur auf die Wünsche des Partners einzugehen, oder ob man stur auf seinen Vorstellungen beharrt.“

Die Verhandlungen für den Kollektivvertrag Metallindustrie starteten Ende September. Über den Verhandlungsverlauf und das Ergebnis informiert die Homepage der GPA-djp (www.gpa-djp.at) informiert.

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