249,6 Millionen Mehr- und Überstunden wurden im Jahr 2017 weder bezahlt noch durch Zeitausgleich abgegolten.
Eines der häufigsten Themen in der Arbeitsrechtsberatung der GPA-djp sind unbezahlte Mehr- und Überstunden. Erst kürzlich konnten für 170 MitarbeiterInnen der Blutspendezentrale im vierten Wiener Gemeindebezirk mehr als eine Million Euro Nachzahlung für nicht korrekt abgerechnete Überstunden erstritten werden.
Dass die Unart geleistete Arbeit nicht zu bezahlen die Norm und nicht die Ausnahme darstellt, zeigen die Zahlen der Statistik Austria. 249,6 Millionen Mehr- und Überstunden wurden im Jahr 2017 geleistet. 45,3 Millionen davon wurden weder bezahlt noch konnten die Beschäftigten dafür Zeitausgleich nehmen. Das entspricht einem Anteil von nahezu 20 Prozent. Anders gesagt, rund ein Fünftel der gesamten Über- und Mehrarbeitsstunden waren für die Arbeitgeber im Jahr 2017 gratis. Für die ArbeitnehmerInnen bedeutet das einen Einkommensentfall von einer Milliarde Euro. 26.000 Vollzeitarbeitsplätze könnten mit dieser Summer geschaffen und finanziert werden.
Dazu kommt, dass Überstunden krank und unzufrieden machen. Aus einer Sonderauswertung des österreichischen Arbeitsklimaindex geht hervor, dass zwischen November 2016 und Februar 2018 zwei Drittel der österreichischen Beschäftigten Überstunden machen mussten. 17 Prozent leisten sogar häufig Überstunden. Dabei wirken sich diese stark auf die Arbeits- und Lebenszufriedenheit aus. Wer häufig Überstunden leistet, kann Beruf und Privatleben weniger gut vereinbaren, fühlt sich stärker unter Zeitdruck und ist generell unzufriedener. Regelmäßige Überstunden führen auch dazu, dass man weniger gut abschalten kann und häufiger die Arbeit im Kopf mit nach Hause nimmt. Außerdem fühlen sich durch Überstunden belastete ArbeitnehmerInnen weniger leistungsfähig. Kein Wunder, dass drei Viertel der Beschäftigten, die mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten, gerne ihre Arbeitszeit reduzieren würden.