Amazon bringt skrupellos Gesundheit und Sicherheit seiner Beschäftigten in Gefahr

Foto: Adobe Stock

Der Online-Gigant kämpft weiterhin mit allen Mitteln gegen gewerkschaftliche Organisierung.

Während der Corona-Krise zeigt sich in verschiedensten Amazon-Standorten weltweit, dass der Online-Gigant bei der Verfolgung seiner Profitinteressen skrupellos Sicherheit und Gesundheit seiner Beschäftigten in Gefahr bringt. Das Management schreckt auch vor keinem Mittel zurück, wenn es um die Verhinderung gewerkschaftlicher Organisierung geht. Verleumdungskampagnen gegen Einzelne sowie „Risikoanalysen“, bei denen ganze Belegschaften durchleuchtet werden, stehen auf der Tagesordnung. Währenddessen kann Amazon-Chef Bezos sein Milliardenvermögen auf dem Rücken der Beschäftigten weiter ausbauen.

Gericht gibt Klage von Gewerkschaften statt – Amazon stellt Betrieb in Frankreich vorerst gänzlich ein

Mehrere französische Gewerkschaften befinden sich derzeit aufgrund der mangelhaften Hygiene-, Gesundheits- und Sicherheitsvorkehrungen in den Verteilerzentren im Streit mit Amazon. Das Unternehmen ignorierte unter anderem gesetzliche Mindeststandards und wurde daraufhin von den Gewerkschaften verklagt.

Ein Gericht stellte nun fest, dass Amazon seinen Verpflichtungen zum Schutz von Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten während der Corona-Krise in den Verteilerzentren nicht ausreichend nachgekommen ist. Das Unternehmen muss dem zufolge seine Lieferungen auf wichtige Waren wie Lebensmittel oder medizinische Güter beschränken und die Sicherheitsmaßnahmen für die Beschäftigten verstärken. Andernfalls droht dem Konzern eine tägliche Geldstrafe in Höhe von einer Million Euro, sollte der Betrieb unter den aktuellen Rahmenbedingungen uneingeschränkt fortgesetzt werden. Amazon schloss im Anschluss an das Urteil alle Verteilerzentren in Frankreich vorerst gänzlich.

Hunderte US-amerikanische MitarbeiterInnen wollen sich krankmelden, um gegen die untragbaren Arbeitsbedingungen während der Corona-Krise zu protestieren.

BeschäftigtenvertreterInnen fordern die Schließung von 130 US-amerikanischen Amazon-Lagern, in denen bereits bis zu 30 Coronavirus-Fälle pro Betriebsstätte gemeldet wurden. Im Mittelpunkt der Kritik stehen dabei die mangelhaften Hygiene-, Gesundheits- und Sicherheitsvorkehrungen. MitarbeiterInnen beklagen fehlende Schutzausrüstungen und Desinfektionsmittel. Notwendige Hygienemaßnahmen, wie das Händewaschen oder das Reinigen von Arbeitsmitteln, seien aufgrund der vom Management vorgegebenen Erfüllungsquoten pro Schicht kaum möglich. Darüber hinaus berichten Beschäftigte über verwirrende Regelungen bei Krankheitsfällen und der Weigerung des Unternehmens, Krankenstände, hervorgerufen durch das Corona-Virus, zu entlohnen.

Wer sich über die untragbaren Arbeitsbedingungen beschwert oder sich gar zur Wehr setzt, muss unterdessen mit schweren Repressionen rechnen. Mehrere Beschäftigte wurden wegen der Äußerung von Kritik am Vorgehen des Managements bereits gefeuert. Eine Angestellte startete beispielsweise auf Twitter eine Spendenaktion für die Beschäftigten in den Verteilerzentren und wurde dafür umgehend entlassen. Amazon versucht darüber hinaus mit allen Mitteln zu verhindern, dass sich die Beschäftigten über ihre Arbeitsbedingungen austauchen oder gar organisieren. Ein von den MitarbeiterInnen geplantes virtuelles Treffen, um über die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus im Unternehmen zu beraten, wurde einfach durch das zentrale Löschen der Terminkalendereinträge der Beschäftigten sabotiert.

Dennoch wollen sich diese Woche hunderte Amazon-Beschäftigte in den USA krankmelden um dadurch gemeinsam gegen die prekären Arbeitsbedingungen, insbesondere während des Corona-Virus, zu protestieren. Auch die US-amerikanische Regierungsbehörde „National Labor Relations Board“ prüft derzeit mehrere Klagen von Amazon Beschäftigten. Diese betreffen hauptsächlich unrechtmäßige Vergeltungsmaßnahmen des Unternehmens gegen MitarbeiterInnen, die im Zuge der Corona-Krise Kritik an der Amazon-Führung geäußert haben.

Amazon versucht gewerkschaftliche Organisierung durch Verleumdung zu verhindern

Schriftliche Notizen einer internen Sitzung der Amazon-Führung, an der auch CEO Jeff Bezos teilgenommen hatte, verdeutlichen die Strategie des Unternehmens, gewerkschaftliche Organisierung um jeden Preis zu verhindern. Das Management diskutierte dabei unter anderem darüber, einen gewerkschaftlich engagierten und deshalb bereits entlassenen US-amerikanischen Verteilerzentrumsleiter im Zuge einer PR-Kampagne als „weder klug noch wortgewandt“ zu verleumden. In Folge dessen sollte der Ex-Mitarbeiter zum Gesicht der betrieblichen Gewerkschaftsbewegung stilisiert werden um dadurch den Organisierungsvorhaben bei Amazon nachhaltigen Schaden zuzufügen. Die SitzungsteilnehmerInnen stimmten dieser Vorgehensweise zu.

Beschäftigte werden getrackt, um die „Gefahr“ gewerkschaftlicher Organisierung einzuschätzen

Whole-Foods – die Lebensmittelkette von Amazon – erstellt für sämtliche Läden Risikoanalysen in Bezug auf die „Gefahr“ einer gewerkschaftlichen Organisierung. Dazu fließen unterschiedliche Faktoren in eine sogenannte „Heatmap“ ein, die in die Kategorien „externe Risiken“, „Risiken im Laden“ und „Stimmung der Beschäftigten“ eingeteilt werden. Wesentliches Parameter sind die „externen Risiken“, womit beispielsweise die physische Nähe eines Whole-Foods-Laden zu einer gewerkschaftlichen Einrichtung gemeint ist oder die Anzahl der Konfrontationen zwischen ArbeitnehmerIn und Amazon, in denen die Gewerkschaft involviert war.

Zu den „Risiken im Laden“ zählt neben den Einkünften und Umsätzen auch ein Diversitätsindex. Dabei wird die ethnische Zugehörigkeit der Beschäftigten analysiert. Eine höhere Diversität wird dabei als Minimierung des Risikos gewerkschaftlicher Organisierung betrachtet. Die „Stimmung der Beschäftigten“ wird immer wieder abgefragt, bzw. auch anhand von Kontaktaufnahmen mit der Personalabteilung gemessen.

Amazon äußert sich zu diesem Vorgehen nicht konkret, macht aber deutlich, dass gewerkschaftliche Organisierung im Unternehmen nicht gewünscht ist.

Vermögen von Amazon Chef Bezos seit Jahresbeginn um 24 Milliarden Dollar angestiegen

Konzerngründer und Großaktionär Jeff Bezos profitiert derzeit besonders vom Höhenflug der Amazon-Aktie. Er konnte sein Vermögen seit Beginn des Jahres um 24 Milliarden auf 138,5 Milliarden US-Dollar steigern. Die Amazon-Aktie ist aufgrund der durch die Corona-Krise erhöhten Nachfrage an online-Produkten um fast ein Viertel angestiegen.

Scroll to top