„Runter von der Bremse!“ Petition für eine Erhöhung des Kilometergeldes

Die GPA-Interessengemeinschaft ‚IG External‘ startet eine Petition für eine Anhebung des Kilometergeldes auf 60 Cent.
Foto: Edgar Ketzer

Für die Beschäftigten im Außendienst werden die Fahrten mit dem eigenen PKW immer teurer. Die GPA-Interessengemeinschaft ‚IG External‘ startet eine Petition für eine Anhebung des Kilometergeldes auf 60 Cent.

Seit 2008, also seit 15 Jahren, wurde das amtliche Kilometergeld nicht mehr an die Inflation angepasst. Daher schlagen die Betriebsrät:innen und Gewerkschafter:innen der ‚IG External‘ in der Gewerkschaft GPA Alarm. Sie fordern dringend eine Erhöhung auf 60 Cent und laden alle Betroffenen und Unterstützer:innen ein, die kürzlich gestartete Petition zu unterschreiben.

Runter von der Bremse! Jetzt die Online-Petition unterschreiben!

Melanie Lechner und Manuela Willner, beide Betriebsrätinnen in der Generali Versicherung, finden es hoch an der Zeit, den Spesenersatz an die tatsächlich anfallenden Kosten anzupassen: „Für die Betroffenen bedeutet das zu niedrige Kilometergeld wegen der massiv gestiegenen Preise tausende Euro an Mehrkosten, die nicht abgegolten werden“, kritisiert Willner und Lechner pflichtet ihr bei: „Das Thema beschäftigt uns schon länger. Aber jetzt, wo durch die extreme Teuerung der letzten Monate die Kosten explodieren, bekommt es nochmals eine andere Brisanz.“

Online-Petition

Die neu gestartete Petition auf www.interesse.at kann den ganzen Sommer über unterschrieben werden. Im Herbst wird die Petition zusammen mit den Unterschriften dann dem zuständigen Bundesminister Werner Kogler überreicht.

Gestartet wurde die Initiative von der ‚IG External‘, einer der fünf Interessengemeinschaften in der Gewerkschaft GPA. Die IG External vernetzt Beschäftigte, die viel oder überwiegend außerhalb des Betriebes arbeiten wie beispielsweise der mobile Pflegedienst, Verkaufsaußendienst u. v. m. Die Petition und Kampagne für ein höheres Kilometergeld wird auch von den anderen vier Interessengemeinschaften unterstützt, denn es gibt hier viele Überschneidungen: So arbeiten zahlreiche Beschäftigte z. B. aus der IT (IG IT) oder aus Gesundheits- und Sozialberufen (IG Social) ebenfalls im Außendienst.

Nicht kostendeckend

Zahlreiche Arbeitnehmer:innen müssen für berufliche Zwecke ihr Privatauto nutzen. Nur ganz wenige verfügen über einen Dienstwagen, die Mehrheit fährt mit dem privaten Pkw. Das amtliche Kilometergeld, das diesen Aufwand ausgleichen soll, beträgt seit 2008 unverändert 42 Cent. Allerdings sind die Preise für Sprit, Werkstatt, Service, etc. massiv gestiegen, was für die betroffenen Arbeitnehmer:innen eine enorme Belastung darstellt.

„Die meisten glauben, es gehe hier nur um die Treibstoffkosten. Aber bei den privaten PKW‘s fallen auch die Kosten für die Anschaffung, die regelmäßige Wartung und Reparaturen an, auch das sollte das Kilometergeld eigentlich abdecken. Aufgrund der Teuerung sind die Preise beim Automechaniker ebenfalls stark angestiegen“, erklärt Lechner. Sie hat ausgerechnet, dass seit der letzten Erhöhung des Kilometergeldes im Jahr 2008 die mit dem Auto verbundenen Preise um ca. 40 Prozent gestiegen sind.

Das Gegenargument, das von der Politik vorgebracht wird, lautet: Ein höheres Kilometergeld würde die Beschäftigten dazu anhalten, ihr Auto verstärkt zu nutzen, anstatt aus Klimaschutzgründen auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen. „Das geht leider an der Problematik total vorbei“, kritisiert Willner, „vor allem im ländlichen Raum ist es praktisch unmöglich, seine Kund:innen oder Patient:innen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.“ Aber auch in städtischen Ballungsgebieten, wo die Öffi-Anbindung gut ausgebaut ist, ist es nicht unbedingt von Vorteil, den Bus oder die Tram zu nutzen. „Auch hier geht deutlich mehr Zeit verloren als mit dem Auto. Der Termindruck ist hoch und manche Berufsgruppen müssen Arbeitsmaterial oder Hilfsmittel transportieren. Soll eine Physiotherapeutin ihre Massageliege im Bus mitnehmen?“

Hohe Auslagen, niedrige Gehälter

Es trifft noch dazu viele Berufsgruppen, die ohnehin schon keine üppigen Gehälter beziehen, wie z. B. Beschäftigte in der mobilen Pflege oder junge Verkäufer:innen und Vertreter:innen. „Menschen, die im Außendienst arbeiten, waren stark von der Pandemie betroffen. Danach kam die Benzinpreiserhöhung in voller Härte, und nun macht ihnen, so wie uns allen, die extreme Teuerung zu schaffen“, berichtet Willner. Sie kennt in ihrem Unternehmen junge Kolleg:innen im Außendienst, die von niedrigen Einstiegsgehältern und Provisionen ihre Miete zahlen müssen. „Mit ihren privaten PKW‘s zahlen sie drauf,“ kritisiert Willner.

Die Fahrtkosten müssen außerdem vorfinanziert werden. Entweder der Arbeitgeber erstattet monatlich die Auslagen zurück, oder man erhält einmal jährlich beim Arbeitnehmer:innen-Ausgleich seine Kosten übers Finanzamt zurück. „Nur einmal jährlich, da kommt eine hübsche Summe zusammen, die man davor auslegen musste! Und unterm Strich bleiben die Beschäftigten auf einem Minus sitzen, denn das Kilometergeld von nur 42 Cent ist längst nicht mehr kostendeckend“, kritisiert Lechner.

Ein weiteres wichtiges Thema für die IG External in Hinblick auf die Teuerungsdiskussion sind außerdem die Tagsätze bei Auslandseinsätzen, denn auch sie sind über viele Jahre nicht angepasst worden. Deshalb kommen auf international Reisende weitere Zusatzkosten zu.

Unattraktiver Außendienst?

Das macht Berufe im Außendienst letztlich ein Stück weit unattraktiv: „Besonders Berufseinsteiger:innen werden auf diese Weise abgeschreckt,“ findet Lechner. In den Gesundheits- und Pflegeberufen ist das ein weiteres Argument , das gegen diese Jobs spricht. Aufgrund der großen physischen und psychischen Belastung und dem zunehmenden Zeitdruck herrscht in dieser Berufsgruppe derzeit bereits ein akuter Arbeitskräftemangel, ergänzt Willner: „Wer ohnehin schon unter Stress steht, weil er von einem Patienten zum nächsten hetzt, der will nicht noch auf seinen Transportkosten sitzen bleiben. Wenn wir wollen, dass Berufsgruppen, die auf ihren eigenen PKW angewiesen sind, wieder attraktiver werden, so muss sich rasch etwas ändern.“

Die Interessengemeinschaften (IG) in der Gewerkschaft GPA bringen Menschen mit ähnlichen Berufsmerkmalen zusammen. Zum Austausch von Erfahrungen, zum Netzwerken und zum Durchsetzen gemeinsamer beruflicher Interessen.

Die 5 Interessengemeinschaften in der Gewerkschaft GPA:

IG External – Die Interessengemeinschaft für alle, die viel oder überwiegend außerhalb des Betriebes arbeiten
IG Social – Die Interessengemeinschaft für Menschen in Gesundheits- und Sozialberufen
IG Flex – Die Interessengemeinschaft für Menschen mit atypischen Beschäftigungen
IG IT – Die Interessengemeinschaft für Menschen in IT-Berufen
IG Professional – Die Interessengemeinschaft für Führungskräfte und Fachexpert:innen

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