Erfolg heißt auch Forderungen zu stellen

Seit 2003 ist Claudia Schadauer im Betriebsratsteam der AUVA. Erst als Ersatzbetriebsrätin, dann als Betriebsrätin, und Betriebsratsvorsitzende.
Foto: Nurith Wagner-Strauss

Weshalb die AUVA-Betriebsratsvorsitzende Claudia Schadauer auch als aktive Vereinsmama viele Lösungen findet, verraten wir im Porträt.

Nicht nur lauschen, sondern auch handeln. Nach ihrer Matura entschied sich die Niederösterreicherin Claudia Schadauer kurzerhand für ein Architektur-Studium in Wien, jobbte zusätzlich im Einzelhandel und wurde mit 22 Jahren Mutter ihrer Tochter Julia. Noch während ihrer Karenzzeit bewarb sich die gebürtige Litschauerin bei einigen Unternehmen, fündig wurde sie schließlich bei der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA). Die Idee lag nicht allzu fern, Schadauers Vater hat bis zu seiner Pensionierung 38 Jahre lang als Informatiker in der AUVA gearbeitet. Im Jahr 2000 startete Claudia Schadauer ebendort in der Abteilung für Prävention.

Aus der Brigittenau hoch hinaus

2003 wurde sie angesprochen um für die Betriebsratswahl zu kandidieren, Schadauer fungierte rund ein Jahr als Ersatzbetriebsrätin, übernahm dann den frei gewordenen Platz einer Betriebsrätin. Von der Prävention ging es in die Bauabteilung und für 13 Jahre in die Finanzabteilung, heute ist Schadauer Gruppenleiterin in der Rechtsabteilung im Bereich der Teilversicherungen und behandelt mit ihrem sechsköpfigen Team Fragen rund um die Unfallversicherung von Volontariaten und Praktikas. Seit 2023 ist sie auch Betriebsratsvorsitzende der AUVA-Hauptstelle.

Eine spannende Herausforderung war dabei der Umzug der AUVA-Hauptstelle von der Adalbert-Stifter-Straße in Brigittenau hinauf auf den Wiener Berg in Favoriten im Jahr 2020 – hinaus aus einem Bau der 1970er Jahre in die Höhen der futuristischen TwinTower. Für die AUVA-Belegschaft und damit auch für den Betriebsrat eine komplexe Aufgabe.

„Wir haben viele Kolleginnen und Kollegen, die sich ihr Leben im Norden Wiens eingerichtet hatten und plötzlich im Süden Wiens arbeiten müssen“, erinnert sich Schadauer. Nervenaufreibende Fahrten über Tangente und Gürtel verärgern die Autofahrer:innen unter den Kolleg:innen, auch die Öffi-Nutzer:innen sind wenig angetan. Für viele hat sich der Arbeitsweg erheblich verlängert. Dazu kam die teurere Parkgarage. Schadauer führte Verhandlungen mit dem Parkgaragen-Betreiber und konnte ein gewisses Entgegenkommen erreichen, zudem konnte sie die Geschäftsführung überzeugen, den Mitarbeiter:innen die Jahreskarte der Wiener Linien (das so genannte Jobticket) zu bezahlen.

Zuhören können und sich in die Lage des Gegenübers zu versetzen, das macht einen guten Betriebsrat aus, ist sich Claudia Schadauer gewiss. „Aber alles können wir freilich nicht durchsetzen“, stellt die Betriebsratsvorsitzende, die in der AUVA-Zentrale aktuell 681 Menschen vertritt, klar. Zeitweise ist sie auch am Wochenende für Mitarbeiter:innen erreichbar. Etwa als das Hochwasser im September auch die Infrastruktur in vielen Gebieten außer Gefecht setzte – mittels einer eigenen Betriebsrats-App konnte sie die Kolleg:innen darüber informieren, dass aus dem Homeoffice gearbeitet werden kann.

Alltag als Betriebsrätin

Tagesgeschäft von Schadauer und ihrem Team sind eher „kleinere Probleme“ etwa von Mitarbeiter:innen mit ihren Vorgesetzten – hier greift der Betriebsrat vermittelnd ein oder auch bei Fragen zur richtigen Gehaltseinstufung. Viele Erfolge werden dabei für selbstverständlich genommen. Nicht so bei einer Kollegin, die sich in ihrem Büro über dem Raucher-Pausenraum zunehmend unwohl fühlte – der Qualm bahnte sich stets den Weg in ihr Zimmer. „Mit viel Überzeugungsarbeit konnten wir ihr ein anderes Büro verschaffen und organisieren, dass der Raucherraum auch ordentlich entlüftet wird. Die Kollegin hat sich noch Monate später dafür bedankt“, freut sich die Betriebsratsvorsitzende.
Kritik gibt es, wenn mal etwas nicht optimal funktioniert. „Hat der Betriebsrat etwas erreicht, heißt es halt: das ist ja eure Aufgabe“, weiß Schadauer. Resigniert oder ernüchtert klingt sie dabei nicht: „Betriebsrat ist eine Berufung und kein Beruf, dafür braucht es einen breiten Rücken und ich möchte für alle Kolleginnen und Kollegen da sein“. Dabei war Schadauer in ihrer Jugend noch ziemlich schüchtern, doch die Arbeit im Einzelhandel zwang sie, mit den Kund:innen zu sprechen und Gespräch für Gespräch an Sicherheit zu gewinnen. Heute rät sie: „Wer erfolgreich sein will, soll durchaus Forderungen aufstellen und diese auch zielgerecht verfolgen“.

Betriebsrat ist eine Berufung und kein Beruf, dafür braucht es einen breiten Rücken.“

Claudia Schadauer, Betriebsrätin AUVA

Der Abbau des Sozialstaats trifft auch die Arbeit der AUVA Angestellten. Vielen Menschen ist nicht bewusst was die AUVA leistet. „Wir sollten keine Lohnnebenkosten-Diskussion führen, sondern lieber über Lohnneben-Leistungen reden“, erklärt Betriebsratsvorsitzende Schadauer. Der AUVA-Beitrag – derzeit 1,1 Prozent der Beitragsgrundlage der Lohnsumme – ist gut angelegtes Geld. Die AUVA macht nach Arbeitsunfällen die ganzheitliche Rehabilitation möglich, leistet Entschädigungen (etwa Unfall oder Versehrtenrenten) und bietet Unfallpräventions-Maßnahmen an. Zudem betreibt sie sieben Unfallkrankenhäuser und vier Reha-Zentren. Und für den Arbeitgeber übernimmt sie die Haftung. Das heißt die Arbeitnehmer:innen können nach Arbeitsunfällen ihre Ansprüche lediglich an die AUVA, nicht aber ihrem Dienstgeber gegenüber erheben.

Eiskalt verliebt

Wenn sich Claudia Schadauer gerade nicht um die Sorgen der Mitarbeiter:innen kümmern muss oder die vielfältigen Fragen um die Unfallversicherung klärt, genießt sie sonnige freie Minuten auf ihrer Terrasse und der Hollywoodschaukel oder bei der Gartenarbeit. Sie häkelt, strickt, näht und liest leidenschaftlich gern – unterbrochen nur von Yeti, dem Hund ihrer Tochter. Zwar unterstellt ihm Schadauer den Hang zum „Sekkieren“, nennt ihn aber liebevoll ihren „Enkelhund“. Was die Familie noch teilt, ist die große Leidenschaft für den Eishockey-Sport. „Wir sind sehr bei EV Vienna Icelines engagiert, eine gemischte Eishockey-Mannschaft“, erzählt Schadauer. Die Vienna Icelines (www.viennaicelines.at) sind der erste und bisher einzige Eishockeyverein der Wiener Linien – auch hier findet sich ein familiärer roter Faden. Seit 24 Jahren ist die AUVA-Betriebsratsvorsitzende mit Emanuel Schadauer, der bei den Wiener Linien arbeitet, verheiratet. Er ist Obmann, Tochter Julia ist Obmann-Stellvertreterin. „Und ich bin die Mama des Vereins“, schmunzelt Schadauer.

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