Nicht ohne Grund wird unser Pensionssystem oft als eines der besten in Europa angesehen. Diese Annahme bestätigt sich, wenn man auf unsere Nachbarländer blickt. So zeigt sich im Vergleich zu Deutschland, dass die Pensionen hierzulande besonders stabil sind, während die Kaufkraft nahezu voll erhalten bleibt.
Höhere Pensionen in Österreich
Ein zentraler Vorteil des österreichischen Pensionssystems ist die Höhe der ausgezahlten Pensionen. Hierzulande können Pensionist:innen nach einem langen Erwerbsleben mit deutlich höheren Bezügen rechnen als in Deutschland. Wer 35 bis 40 Jahre gearbeitet hat, erhält in Österreich eine Pension, die um 94% höher ist als die deutsche Rente. Bei 45 Arbeitsjahren beträgt der Unterschied immer noch 80%. Dieser Vergleich zeigt, dass in Österreich der Lebensstandard im Alter wesentlich besser gesichert wird. Ein Faktor, der gerade in Zeiten von hoher Inflation und Teuerung besonders ausschlaggebend ist.
Breite Beitragsbasis
Ein weiterer Vorteil des österreichischen Systems basiert auf der Regelung, dass fast alle Erwerbstätigen in das Pensionssystem einzahlen. Dies führt zu einer stabileren Finanzierung und ermöglicht höhere Auszahlungen. In Deutschland hingegen sind bestimmte Berufsgruppen, wie Beamte, von der gesetzlichen Rentenversicherung ausgenommen, was die finanzielle Basis der dortigen Rentenkasse schwächt.
Absicherung gegen Altersarmut
Ein wesentliches Merkmal des österreichischen Pensionssystems ist die Sicherung der Kaufkraft. Während in anderen Ländern die Renten oftmals nicht ausreichend an die Inflation angepasst werden, bleibt in Österreich die Kaufkraft der Pensionen weitgehend erhalten. Dies ist ein entscheidender Faktor, um den Lebensstandard der Pensionist:innen zu sichern und Altersarmut zu vermeiden.
Effiziente Verwaltung
Die Verwaltungskosten des österreichischen Pensionssystems sind im internationalen Vergleich sehr niedrig. Der Verwaltungsaufwand liegt bei nur 1,35% des gesamten Aufwands. Zum Vergleich: In den Niederlanden, die wegen der hohen kapitalgedeckten Teile des Pensionssysteme oft als Vorbild genannt werden, betragen die Verwaltungs- und Anlagegebühren 29% der ausgezahlten Renten.
„Wir haben in beiden Ländern ein ähnliches System, in Österreich wird das Instrument Pensionsversicherung aber besser verwendet.“
Florian Blank, Pensionsexperte, Hans-Böckler-Stiftung
Dies zeigt, dass das österreichische System nicht nur effizienter, sondern auch kostengünstiger ist. Bei uns gehen die Beiträge direkt an die Pensionist:innen und nicht an die Finanzwirtschaft. Bei kapitalgedeckten Pensionen gilt außerdem: In Deutschland wurde zu Beginn der 2000er Jahre mit einer Reform begonnen, bei der, wie Penionsexperte Florian Blank vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut WSI der Hans -Böckler-Stiftung erklärt, „die Politik ganz offen gesagt hat: Die Rentenversicherung soll nicht mehr das leisten, was sie bisher versprochen hat. Bürgerinnen und Bürger sind seither aufgefordert, privat vorzusorgen. Dieses Geld soll angelegt und verzinst werden und daraus ergibt sich dann später nach Abzug der Kosten die private Rente.“ Dass mit einer Pensionsvorsorge dieser Art andere Risiken einhergehen, hat sich dann drastisch gezeigt: „Das hat in der Umsetzung zu Problemen geführt. Fast in dem Augenblick, als diese private Vorsorge gestartet ist, sind die Zinsen immer weiter gesunken.“ Die entstandenen Lücken wurden mit Zusatzpensionen nicht ansatzweise gefüllt.
Stabile Finanzierung
Trotz der demografischen Herausforderungen ist die Finanzierung des österreichischen Pensionssystems stabil. Der Anteil der über 65-Jährigen wird bis 2070 von 19% auf 30% steigen, doch der Anteil des Bruttoinlandsprodukts (BIP), der für Pensionen aufgewendet wird, wird nur von 14% auf maximal 15% steigen und danach wieder sinken. „Das österreichische Pensionsystem ist gut auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereitet. Es sind keine drastischen Einschnitte notwendig“, betont Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA.
Die Pensionsfinanzierung ist umso besser, je mehr Menschen beschäftigt sind. Die Beschäftigungsquote ist in Österreich vergleichsweise hoch. 2022 lag die Beschäftigungsquote der 20- bis 64-Jährigen bei 77,3% und damit deutlich über dem EU-Schnitt von 74,6%. Wichtig ist in dem Zusammenhang, dass sich der Anteil der 55- bis 64- Jährigen, die beschäftigt sind, seit 2000 mehr als verdoppelt hat. Trotzdem gibt es noch Potenzial nach oben. Sehr viele Betriebe beschäftigen keine Arbeitnehmer:innen über 60.
„Das österreichische Pensionssystem ist gut auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereitet. Es sind keine drastischen Einschnitte notwendig.“
Barbara Teiber, Vorsitzende Gewerkschaft GPA
Die Gewerkschaft GPA lehnt eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters auf 67 Jahre ab. Das faktische Pensionsalter ist in den letzten Jahren bereits gestiegen und die Erwerbsquote hat sich deutlich erhöht. Dieser Trend soll weiter gefördert werden. Eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters würde zu niedrigeren Pensionen führen. Wer vor dem Regelpensionsalter in Pension geht, muss Abschläge in Kauf nehmen. Würde das Pensionsalter bei 67 Jahren liegen, wäre die Pensionshöhe bei einem Pensionsantritt mit 65 Jahren um ca. 10% niedriger!
Ein System voller Vorteile
„Das österreichische Pensionssystem bietet im Vergleich zu Deutschland zahlreiche Vorteile. Das gilt es zu verteidigen“, so Barbara Teiber. Höhere Pensionen, eine breite Beitragsbasis, die Sicherung der Kaufkraft, effiziente Verwaltung, stabile Finanzierung und eine hohe Beschäftigungsquote sind nur einige der Gründe, warum das österreichische System als vorbildlich gilt. Der Vergleich zeigt, dass ein gut durchdachtes und breit aufgestelltes Pensionssystem den Lebensstandard im Alter sichern kann, ohne dass eine Anhebung des Pensionsalters notwendig ist. Das Fazit des Pensionsexperten fällt ähnlich aus: „Wir haben in beiden Ländern ein ähnliches System, in Österreich wird das Instrument Pensionsversicherung aber besser verwendet.“
Was passiert bei einer Anhebung des gesetzlichen Antrittsalters von 65 auf 67 Jahre?
Bei 40 Versicherungsjahren und im Schnitt 3.000,-Euro Bruttoverdienst verliert man durch 2 Jahre zusätzliche Abschläge pro Monat 218,- Euro, bzw. 3.050,- Euro im Jahr.
Das sind 1,7 Monatspensionen bei Antritt mit 62 (5 statt 3 Jahre Abschlag)
Das sind 1,4 Monatspensionen bei Antritt mit 65 (2 statt 0 Jahre Abschlag)
Verluste in 10 Jahren 30.502 Euro und in 20 Jahren 61.004 Euro
Pensionskürzungsrechner:
Rechne aus, wie viel Pension du bei einer Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 67 verlieren würdest: gpa.at/sicher-in-Pension