Eine Hängematte, die niemand spürt

Vor allem Mütter und Väter jonglieren unter schwierigen Rahmenbedingungen zwischen Kinderbetreuung, Heimunterricht und Beruf.

KURIER-Chefredakteurin Martina Salomon spricht in einem Leitartikel unter Berufung auf einen deutschen Sachbuchautor von „kollektiv verordnetem Ruhestand“ und warnt vor „Trägheit auf Seiten der Beschäftigten“.

Aber wer spürt wo eine Hängematte? Wer richtet es sich bequem ein? Nie waren ArbeitnehmerInnen höherem Druck und höheren Flexibilitätsanforderungen ausgesetzt als jetzt. Berufstätige Mütter und Väter jonglieren unter schwierigen und ständig wechselnden Rahmenbedingungen zwischen Kinderbetreuung, Heimunterricht und Beruf.

Beschäftigte im Handel, der Pflege, in der Logistik und vielen anderen Berufen sind aufgrund der Corona-Maßnahmen massiven körperlichen und psychischen Belastungen ausgesetzt. Alle erwarten doch nichts sehnlicher, als eine Normalität, in der sie wieder gemeinsam mit KollegInnen an Projekten arbeiten und wieder mehr Freude an der Arbeit haben können. Diesen Menschen jetzt Trägheit vorzuwerfen, ist nicht Ordnung. Das haben sich ArbeitnehmerInnen nicht verdient!

„Berufstätige Mütter und Väter jonglieren unter schwierigen und ständig wechselnden Rahmenbedingungen zwischen Kinderbetreuung, Heimunterricht und Beruf.“

Barbara Teiber

Die von der wirtschaftlichen Krise unzweifelhaft am härtesten getroffenen Menschen sind jene, die ihren Arbeitsplatz verloren haben. Auch hier kann von Ausruhen in der „Hängematte“ keine Rede sein. Sie wurden von der Regierung mit einem finanziellen Trostpflaster abgespeist, das in keiner Relation zur Größe des gesamten Hilfspakets steht.

Gefährlich ist nicht eine angebliche Trägheit der Beschäftigten, sondern Rezepte, die mitten in der Krise Sparmaßnahmen zulasten von ArbeitnehmerInnen und PensionistInnen verordnen. Diese wären nicht nur ein schwerer Schlag für die Betroffenen, sondern auch volkswirtschaftlich kontraproduktiv!

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