Warum sich Widerspruch lohnt

Grafik: GPA-djp-Öffentlichkeitsarbeit

Verschwörungsmythen und Fake News widmet sich Ingrid Brodnig in ihrem neuen Buch, in dem sie auch Tipps verrät, wie Gerüchten und Halbwahrheiten am besten zu begegnen ist.

Dorf- oder Bassenatratsch ohne Fakten gibt es schon sehr lange. Mittlerweile ist die Menschheit bei „Fake News“ und Verschwörungsmythen angekommen, die sich im Internet sekundenschnell verbreiten. Und in vielen Köpfen erstaunlich hartnäckig halten. Gut, dass diesem Trend die Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig jetzt ein neues Buch entgegen zu setzen hat, das sie heute Abend online präsentiert.

Mit dem Titel „Einspruch!“ zeigt die Expertin für digitale Medien auf, wie sich falsche Erzählungen kontern lassen – in der Familie, im Freundeskreis und online. Dabei kann die Publikation keineswegs unter simple Ratgeberliteratur eingeordnet werden. Sondern in gewohnt fundierter Manier verweist Ingrid Brodnig auf Studien der Psychologie, der Kommunikations- oder der Politikwissenschaften, um zu erklären, weshalb sich unbestätigte Gerüchte oder Halbwahrheiten oftmals hartnäckig in den Köpfen vieler Menschen festsetzen. Meist aufgrund von Emotionen und komplexen Sachverhalten. In solchen Situationen gilt es zu kontern, ohne beleidigend zu sein. Was eigentlich auch ein demokratiepolitischer Auftrag ist.

Die einfachste Reaktion wäre oft, nicht mehr zu diskutieren. „Ich glaube jedoch, dass dafür zu viel auf dem Spiel steht“, schreibt die Autorin. „Unsere Demokratie baut darauf auf, dass Menschen möglichst gut informierte Entscheidungen treffen. Für uns als Gesellschaft ist es sehr wohl von Bedeutung, dass ein möglichst großer Teil der Bevölkerung wissenschaftliche Erkenntnisse – zum Beispiel zum Coronavirus oder zur Klimakrise – ernst nimmt und wir basierend auf wissenschaftlicher Evidenz Entscheidungen treffen.“

Nach „Übermacht im Netz“, „Lügen im Netz“ und „Hass im Netz“ hat Ingrid Brodnig mit „Einspruch!“ erneut eine sehr überzeugende Publikation im Wiener Brandstätter Verlag vorgelegt. Sie versteht es, komplexe Zusammenhänge in verständlicher Sprache herunterzubrechen. Dass sie offensichtlich viel Erfahrung als Diskussionsteilnehmerin hat, gibt sie gerne an die Leser*innen weiter. Die auch layoutmäßig hervorgehobenen Tipps und anschaulichen Illustrationen von Marie-Pascale Gafinen, Spezialistin für visuelle Kommunikation, untermauern das Geschriebene.

Nicht zuletzt ist einer der besten Schlusssätze, die je in einem Sachbuch geschrieben wurden, herauszustreichen: „Dass wir jene Stimmen fördern, die gewillt sind, die Komplexität der Welt mit all ihren schönen und unbehaglichen Seiten anzuerkennen.“ Das ist Ingrid Brodnig selbst wieder fraglos gelungen.

Ingrid Brodnig

Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern – in der Familie, im Freundeskreis und online.
Brandstätter Verlag, Wien 2021
159 Seiten, ISBN 978-3-7106-0520-8, 20 Euro.

Scroll to top