Du brauchst mal eine längere Pause vom Job? Du hast ein Projekt, für das du etwas mehr Zeit benötigst? Du wolltest immer schon mal eine Weltreise antreten? Dann ist ein Sabbatical vielleicht die richtige Lösung! Wir erklären dir, wie’s geht!
Was genau ist ein Sabbatical?
Ein Sabbatical (auch: Sabbatjahr oder Freijahr) ist eine längere Auszeit vom Beruf, so ähnlich wie ein sehr langer Urlaub. Dieses spezielle Arbeitszeitmodell sieht vor, dass du für mehrere Monate von deiner Arbeit freigestellt bist. Die Dauer kann individuell definiert werden, zwischen drei und zwölf Monaten.
Es gibt dazu allerdings noch keine gesetzliche Regelung. ArbeitnehmerIn und ArbeitgeberIn müssen sich darüber einigen. Nach der Auszeit kehrt man wieder in seinen Beruf zurück. In den letzten Jahren wurde das Sabbatical in Österreich immer populärer.
Wie gehe ich bei der Planung vor?
Als erstes solltest du dir genau überlegen, wozu du eine Auszeit nehmen möchtest. Nur mal ein Jahr lang morgens ausschlafen ist kein richtiger Plan. Möchtest du dich erholen, deine Work-Life-Balance wieder herstellen, etwas für deine Gesundheit tun? Oder willst du auf Weltreise gehen, eine neue Sprache lernen? Oder dich kreativ betätigen?
Wenn du weißt, wie du dein Sabbatical verbringen willst, dann solltest du auch nachdenken, wie viel Zeit du dafür tatsächlich brauchst: drei Monate, ein halbes Jahr, ein Jahr?
Bedenke auch, dass ein Sabbatical finanzielle Einbußen bedeutet (dazu gleich später) und du während der Freizeitphase an sich keinen Kündigungsschutz hast. Möglicherweise kommt es in deiner Abwesenheit auch zu Veränderungen, die den Wiedereinstieg erschweren. Das solltest du vorher gut abwägen!
„Ich war dreißig und wusste, ich möchte bald eine Familie gründen. Daher wollten meine Frau und ich vorher noch sechs Monate lang Australien und Neuseeland bereisen. Wir haben es nicht bereut! Und unser Sohn ist mittlerweile schon drei Jahre alt.“
Fabian (37), Computertechniker
Wie finanziere ich meine Auszeit?
Eine Möglichkeit sind Überstunden. Das heißt, du sammelst über einen bestimmten Zeitraum hinweg regelmäßig Überstunden an und baust sie dann geblockt in Form einer längeren Auszeit ab. Das ist nur bei kürzeren Sabbaticals sinnvoll.
Für ein solches Sabbatical-Modell braucht es eine Regelung im Kollektivvertrag und eine Betriebsvereinbarung. Frag deinen Betriebsrat oder deine Gewerkschaft GPA, ob das in deiner Branche bzw. in deinem Betrieb vorgesehen ist!
Die andere Variante: Du verzichtest – ebenfalls über längere Zeit hinweg – auf einen Teil deines Gehalts, z.B. auf 20 Prozent, damit du während der Freizeitphase ein regelmäßiges Einkommen hast. Dieses sog. „Ansparmodell“ ist sehr beliebt! Auf wieviel Geld du konkret während der Ansparphase verzichtest und für wie lange, musste du mit deinem Arbeitgeber ausmachen. Ihr unterzeichnet dann eine Einzelvereinbarung, wo das alles festgehalten wird. Am besten, du fragst hier auch deinen Betriebsrat um Unterstützung!
„Ich brauchte einfach mal eine Auszeit vom Job. Ich habe das Ansparmodell gewählt, mein Betriebsrat hat mir alles genau erklärt und mir geholfen, die beste Variante für mich zu finden. Nach meiner Rückkehr konnte ich an meinen alten Arbeitsplatz zurück.“
Kathrin (42), Bankkauffrau:
Weitere Möglichkeiten für eine längere Freizeitphase wären eine Arbeitsfreistellung oder eine Bildungskarenz. Wenn du von der Arbeit freigestellt wirst, müsstest du für deine Sozialversicherung selbst aufkommen. Vorsicht, das kann schnell teuer werden! Bei einer Bildungskarenz musst du eine Weiterbildung besuchen. Wenn das Ziel deiner Auszeit aber eine Fortbildung oder eine berufliche Neuorientierung ist, so wäre die Bildungskarenz eine bessere Lösung als ein Sabbatical. Alle Infos zur Bildungskarenz findest du hier.
„Ich war Pflegeassistentin und wollte mich weiterbilden. Zuerst wollte ich ein Sabbatical dafür nehmen, aber meine Betriebsrätin hat mir erklärt, dass hier eine Bildungskarenz die bessere Variante ist. Mittlerweile habe ich mein Diplom absolviert!“
Arina (35), Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin
Wie überzeuge ich meinen Arbeitgeber?
Auch hier raten wir dir, Unterstützung beim Betriebsrat einzuholen! Denn das ist der Knackpunkt für deine Auszeit: da es keinen Rechtsanspruch gibt, muss dein/e ArbeitgeberIn dem Sabbatical zustimmen. Du wirst längere Zeit von deinem Arbeitsplatz abwesend sein, dein Arbeitgeber muss vielleicht einen Ersatz für dich suchen. Du willst außerdem nachher wieder deinen alten Job zurück. Welche Argumente hast du also?
Erstens möchtest du in dein Unternehmen zurückkehren – das heißt, du bist loyal und arbeitest gern bei deinem aktuellen Arbeitgeber. Das solltest du sie/ihn auf jeden Fall wissen lassen! Du kommst wieder, du brauchst eben nur eine Auszeit.
Oft sind wir aufgrund der hohen Arbeitsbelastung erschöpft und brauchen eine Pause. Darunter leidet die Qualität deiner Arbeit. Wer ständig müde ist, wird öfter krank und erleidet im schlimmsten Fall ein Burnout. Langfristig kann ein Sabbatical also eine Vorsorge sein, die sich positiv auf deine Gesundheit und Leistungsfähigkeit auswirkt.
Gibt es einen Rechtsanspruch?
Wie oben erwähnt ist das Sabbatical im österreichischen Arbeitsrecht noch nicht gesetzlich geregelt. Die Vereinbarung eines Sabbaticals kann nur auf freiwilliger Basis erfolgen. Du hast keinen Rechtsanspruch darauf – umgekehrt kann dich dein/e ArbeitgeberIn aber auch nicht zu einer Auszeit zwingen, weil z.B. grad die Auftragslage im Betrieb schlecht ist!
Auch wenn es keine gesetzliche Regelung gibt, gelten natürlich trotzdem die Rahmenbedingungen des Arbeitsrechts. Warum ist das wichtig? Wenn du Überstunden machst, um ein Zeitguthaben für ein (kürzeres) Sabbatical anzusparen, darfst du die Höchststundenanzahl nicht überschreiten: Diese beträgt zwölf Arbeitsstunden am Tag. Du kannst also, wenn du normalerweise acht Stunden arbeitest, maximal vier Überstunden täglich machen. Zwölf-Stunden-Tage sind allerdings sehr anstrengend – überleg dir vorher gut, ob die Überstunden-Variante das Richtige für dich ist!
Worauf sollte man bei der Vereinbarung mit dem Arbeitgeber achten?
Folgende drei Punkte müssen unbedingt schriftlich vereinbart werden: Wie lange du abwesend sein wirst. Welches Modell du wählst (Überstunden oder Ansparmodell). Wie deine Wiedereingliederung vorgesehen ist.
Wir raten dir, mit deinem Arbeitgeber noch weitere, für dich vorteilhafte Vereinbarungen zu treffen:
Zum Beispiel ist es möglich, zusammen mit dem Sabbatical Urlaubstage aufzubrauchen oder es mit einer Karenz zu kombinieren, um so den Freizeitblock zu verlängern. Du kannst auch festhalten, dass du bei deiner Rückkehr einen Anspruch auf eine gleichwertige Tätigkeit hast. Außerdem ist es möglich, eine Kündigung während des Sabbaticals und kurz nach der Rückkehr auszuschließen. Weiters kannst du ein Rücktrittsrecht vereinbaren, falls du z.B. aus gesundheitlichen bzw. persönlichen Gründen deine Freizeitphase nicht antreten kannst. Dein Betriebsrat berät dich gerne zu allen Fragen!
„Ich hatte mich in der Arbeit einfach völlig übernommen, zu viele Überstunden gemacht, die Wochenenden oft durchgearbeitet. Ich stand kurz vor dem Burnout. Mein Chef wollte zuerst nicht, dass ich länger wegbleibe. Doch ich hatte so viele Überstunden und Urlaubtage angespart, dass sich ein fünfmonatiges Sabbatical ausging. Mein Chef hat schließlich eingewilligt, er sah ein, dass es die beste Lösung war. Er hat mir auch eine Rückkehr an meinen alten Arbeitsplatz zugesagt.“
Christoph (45), Grafikdesigner