Mit 27 Jahren schon CEO

Julia Widy ist seit 2020 bei der 3-S-IT. Inzwischen ist sie Geschäftsführerin und möchte Vorurteilen gegen Frauen in der IT und in Führungspositionen entgegenwirken.
Foto: privat

Mit 27 Jahren hat Julia Widy es geschafft als Geschäftsführerin eines mittelständischen IT-Unternehmens zu überzeugen.

Julia Widy ist stolz auf das, was sie erreicht hat. Als CEO eines IT-Unternehmen hat sie in einer Branche Karriere gemacht, wo Frauen generell und besonders in Führungspositionen unterrepräsentiert sind. Ihren Weg an die Spitze beschreibt sie so: „Ich habe mich nicht mit Anderen verglichen und mich nicht in ein Konkurrenzdenken und -verhalten hineinziehen lassen. Meine Stärken sind strategisches Denken, Kommunikationsskills und strukturiertes Vorgehen bei Entscheidungen. Motivation und Leistung hängen nicht vom Alter ab“, fügt sie hinzu.

Die 3-S-IT, das Unternehmen, das Widy managt, versteht sich als IT-Spezialist für Gewerkschaftsorganisationen. Zu den Kunden gehören der österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) und die vereinten Gewerkschaften sowie andere organisationsnahe Unternehmen. Das Team von rund 50 Mitarbeiter:innen verfügt über lange Branchenerfahrung und betreut heute knapp 100 vernetzte Standorte in ganz Österreich. 3-S-IT stellt Soft- und Hardware-Infrastruktur für Mitglieder, Funktionär:innen, Betriebsrät:innen und Arbeitnehmervertreter:innen zur Verfügung. Das Angebot reicht von allgemeinen Software-Lösungen für die Mitgliederbetreuung bis hin zu hochspezialisierten und individuellen Entwicklungen und Betreuungsangeboten.

Von BWL zu IT-Management

Widy hat ihr Bachelorstudium in BWL in England absolviert. Schon damals vertiefte sie ihr Interesse an der IT. „Ich komme aus einer Generation, die alles, was mit Technologie zusammenhängt, sozusagen intuitiv handhabt. Die Technik ist mir nicht fremd, denn ich bin damit groß geworden.“ Daher entschied sie sich nach Abschluss des Bachelors für einen Master in IT-Management an der renommierten „London School of Economics“.

Nach den Jahren in Großbritannien zog es sie zurück in ihre Heimatstadt Wien, obwohl es auch im Ausland einige berufliche Angebote gegeben hat. Zunächst arbeitete sie für ein mittelständisches IT-Unternehmen, das sich auf IT-Infrastruktur und Digitalisierungsprojekte spezialisiert hatte. Nach ersten Berufserfahrungen mit  IT-Aufgaben wechselte sie Ende 2020 als Projektmanagerin zur 3-S-IT.

Dort erarbeitete sie sich größere Projekte mit mehr Verantwortung, bis man ihr ein Großprojekt anvertraute und ihr schließlich eine Rolle in der Geschäftsführung anbot. Seit August letzten Jahres ist sie eine der beiden Geschäftsführer:innen, die letzten sieben Monate hatte sie jedoch die alleinige Leitung inne. „Trotzdem freue ich mich darauf, wenn wir ab kommenden Juni wieder zu zweit sein werden, so können wir uns ergänzen und Schwerpunkte setzen“, sagt Widy.

Frauen in der IT

In der 3-S-IT sind 40 Prozent Frauen beschäftigt, im Gegensatz zum Durchschnitt von rund 20 Prozent in der Branche. „Wir legen großen Wert auf Diversität, auch was Alter und Herkunft unserer Mitarbeiter:innen betrifft. Frauen sind außerdem in allen Abteilungen zu finden, nicht nur im Backoffice, wie in vielen anderen IT-Betrieben“, erklärt Widy. Warum das bei der 3-S-IT funktioniert? „Wir legen beim Recruiting und bei allem, was HR-Prozesse betrifft, den Fokus auf Chancengleichheit sowie geschlechterunabhängige Entlohnung“, führt Widy aus, „wir haben gute Erfahrungen mit Diversität gemacht und fördern sie aktiv, wodurch sich diese wieder selbst verstärkt. Das war übrigens auch schon so, bevor ich in den Betrieb kam!“

„Wir legen beim Recruiting und bei allem, was HR-Prozesse betrifft, den Fokus auf Chancengleichheit sowie geschlechterunabhängige Entlohnung.“

Julia Widy

Trotzdem ist Widy manchmal mit Situationen konfrontiert, in denen sie von Firmenexternen  Zweifel oder Vorurteile an ihren Führungskompetenzen bemerkt. „Ich bin überzeugt, dass der Job als Geschäftsführerin der Richtige für mich ist und denke mir, dass derartige Herausforderungen einfach dazu gehören.“

Home Office

Bei der 3-S-IT begann Widy im November 2020, zu einer Zeit, als Lockdowns und Home Office den Einstieg in einen neuen Job nicht unbedingt erleichterten: „Es war für mich ein ungewöhnlicher Start in ein neues Unternehmen“, erinnert sich Widy, „alle arbeiteten von zu Hause aus, und es war schwierig, die neuen Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. Vor der Pandemie war Home Office in der 3-S-IT weniger verbreitet.“ Auch inhaltlich spiegelte sich die Ausnahmesituation wider: Die Umsetzung von Home Office für die Kunden stand ebenfalls ganz oben auf der Agenda.

Heute ist es in der 3-S-IT möglich, bis zu drei Tage pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten. „Das Beste aus beiden Welten“, findet Widy, „man kann ungestört zu Hause an einem Thema arbeiten und sich dann im Office mit den Kolleg:innen dazu austauschen. Wir haben die richtige Mischung gefunden!“ Nicht zuletzt ist dies auch ein ausgezeichnetes Argument, um neue Mitarbeiter:innen zu finden, da Home Office besonders bei jüngeren Kolleg:innen stark gefragt ist.

Werte des ÖGB

Die IT ist eine Branche, in der sich Technologie kontinuierlich weiterentwickelt und einen vor neue Herausforderungen stellt, wie beispielsweise aktuell die KI. „Entsprechend wichtig ist es für sowohl für uns als Dienstleisterin als auch für unsere Kunden, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben“, erklärt Widy. Für ein mittelständisches Unternehmen ist das eine zentrale Aufgabe: „Wie baut man in kleineren Teams Know-how auf und wie behält man es? Das ist nicht nur ein technischer, sondern auch ein wichtiger organisatorischer Faktor im Betrieb.“ Die langjährige Partnerschaft mit den Gewerkschaften ist dabei ein Vorteil, da Unternehmen und Kunden einander kennen und vertrauen können.

„Wir sind stolz auf unsere niedrige Fluktuation.“

Julia Widy

Obwohl sich die IT-Branche durch eine hohe Fluktuation auszeichnet, ist die 3-S-IT sehr stabil, was den Personalstand angeht. Viele Kolleg:innen sind seit dreißig Jahren im Unternehmen tätig. „Dennoch stellen wir aufgrund von Pensionierungen oder neuer Expertisen neue Mitarbeiter:innen ein, aber auf unsere niedrige Fluktuation sind wir stolz“, betont Widy, „denn wir setzen als Unternehmen, das die Gewerkschaften betreut, natürlich deren Werte um.“ Diese Einstellung spiegelt sich in hoher Zufriedenheit, Arbeitsplatzsicherheit, guter Leistung und Output wider.

Neue Mitarbeiter:innen zu finden ist nicht immer einfach, da gute Kräfte auf dem Arbeitsmarkt der Branche oft umkämpft sind. Was junge Arbeitnehmer:innen beim Recruiting überzeugt erklärt Widy: „Wir bieten spannende Projekte mit zukunftsträchtigen Technologien, flexible Arbeitszeiten, wie gesagt viel Home Office und natürlich auch Team-Events.“ Selbst wenn es zeitweise notwendig ist, außerhalb gewöhnlicher Betriebszeiten zu arbeiten, wird in solchen Phasen – zum Beispiel während Gewerkschaftskongressen – auf Planbarkeit und Erholung für die Beschäftigten geachtet.

Julia Widy achtet selbst bewusst auf ihre langfristige Gesundheit. Zum Ausgleich für ihren anspruchsvollen und manchmal kräftezehrenden Arbeitsalltag treibt sie oft und gerne Sport. „Ich denke, wer viel arbeitet, sollte sowohl physisch als auch mental auf die Gesundheit achten“, betont sie, „denn stressige Phasen im Job machen sich sonst sehr schnell negativ bemerkbar.“ Nach einem langen Arbeitstag pflegt sie ihre sozialen Kontakte und Hobbys wie z.B. Fitnesstrainings oder nimmt an Läufen mit Kolleg:innen wie beim ‚X-Cross‘ und ‚Business Run‘ teil. Diese Art von gemeinschaftlichen sportlichen Aktivitäten möchte sie auch im Unternehmen für die Kolleg:innen ausbauen.

Chancen ergreifen

Widys Botschaft an Frauen, die Verantwortung übernehmen wollen: „Habt Vertrauen in eure Fähigkeiten und vor allem keine Angst euch zu irren, denn es ist besser etwas zu wagen, Fehler zu machen, und daran zu wachsen, als nichts zu tun!“ Klare Ziele zu haben, eigenverantwortlich zu sein, respektvolles Verhalten gegenüber Anderen, Verlässlichkeit sieht Widy als wesentliche Faktoren ihres Erfolgs. Sie selbst ergriff die Chance, die ihr geboten wurde und ist sich bewusst, dass es hierzulande nicht selbstverständlich ist, als junge Frau eine solche Führungsposition angeboten zu bekommen. „Umso mehr sehe ich hier für mich die Möglichkeit, den Vorurteilen gegen Frauen in der IT und in Führungspositionen entgegenzuwirken. Ich betrachte die 3-S-IT als Vorreiterin, denn wir brauchen mehr Chancengerechtigkeit für alle!“

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