Ab dem 1. November arbeiten Frauen in Österreich symbolisch gesehen gratis. Der Grund: Vollzeit beschäftigte Frauen verdienen im Schnitt 16,6 Prozent weniger im Jahr als Männer.
Der Gender Pay Gap hat viele Ursachen. Er entsteht nicht allein dadurch, dass Berufe mit hohem Frauenanteil häufig schlechter bezahlt sind. Auch in männerdominierten Berufen bekommen Frauen weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. In technischen und naturwissenschaftlichen Berufen ist der Gender Pay Gap besonders groß.
Einkommensgleichheit in weiter Ferne
Im Vergleich zu 2023 ist der Wert um magere 0,3 Prozentpunkte gesunken, im letzten Vierteljahrhundert um nur 3 Prozentpunkte. Das heißt: Setzt sich diese Entwicklung wie bisher fort, wird es voraussichtlich erst in 300 Jahren zu Einkommensgleichheit in Österreich kommen.
Die Realität vieler Frauen in der Arbeitswelt ist oft von ungewollter Teilzeitarbeit geprägt. Care-Arbeit – von Kinderbetreuung über Pflege von Angehörigen bis hin zur Hausarbeit – wird noch immer als Aufgabe von Frauen gesehen. Das führt dazu, dass viele Frauen keine andere Wahl haben als ihre Arbeitszeit zu reduzieren, um die Herausforderungen der unbezahlten Care-Arbeit zu bewältigen.
Rund 50 Prozent der Frauen arbeiten in Teilzeit. Bei Müttern mit Kindern unter 15 Jahren steigt dieser Anteil sogar auf drei Viertel. Der Teilzeitanteil bei den Männern liegt nur bei 13 Prozent. Bezieht man nicht nur ganzjährig Vollzeit, sondern auch die Teilzeitbeschäftigten in die Berechnung des Gender Pay Gaps mit ein, führt das zu einer eklatanten geschlechtsspezifischen Einkommenslücke von 35 Prozent und damit 128 Tagen unbezahlter Arbeit pro Jahr. Und das hat enorme Auswirkungen: 758.153 Euro hat eine Frau im Durchschnitt weniger an Einkommen durch Arbeit und Pension übers ganze Leben verteilt.
Mit fast 40 Prozent ist die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen der häufigste Grund für Teilzeitbeschäftigung bei Frauen in Österreich. Diese hohe Zahl spiegelt die nationalen politischen Rahmenbedingungen wider, denn Österreich gehört zu den europäischen Staaten (neben Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden), in denen Teilzeitarbeit das gängigste Modell zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie darstellt.
Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsplätzen
Eine Darstellung des Momentum Instituts aus dem Jahr 2023 zeigt: Die Verfügbarkeit von Kinderbetreuungseinrichtungen mit Öffnungszeiten, die mit einer Vollzeitbeschäftigung vereinbar sind, hat unmittelbare positive Auswirkungen auf die beruflichen Möglichkeiten von Frauen.
Wenn Frauen Zugang zu geeigneten Betreuungsplätzen haben, können sie eher eine Vollzeitstelle annnehmen. Die Schaffung solcher Rahmenbedingungen ist daher entscheidend für eine gerechtere Verteilung von beruflichen Chancen und finanziellen Ressourcen zwischen Männern und Frauen. In Wien sind 71 Prozent der Kinderbetreuungseinrichtungen mit einer Vollzeitstelle vereinbar, die Teilzeitquote bei Frauen ist mit rund 45 Prozent bundesweit die niedrigste, und auch der Gender Pay Gap hat den niedrigsten Wert.
Wie wir die Einkommensschere schließen können:
- Ambitionierte Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie
- Lohnniveau von Branchen, in denen vorwiegend Frauen beschäftigt sind, an jenes in männerdominierten Branchen angleichen
- Care-Arbeit gerecht verteilen
- Kürzere Arbeitszeiten für alle!
- Flächendeckende, ganztägige Kinderbetreuung
- Millionärssteuer jetzt!