Ende September war es wieder so weit: Die schweren Türen des Sitzungssaals in der Wirtschaftskammer Österreich in der Wiedner Hauptstraße in Wien schlossen sich hinter den Verhandlungsteams der Arbeitgeber und der Gewerkschaften.
Diesem Tag war viel vorausgegangen: Die Gewerkschaften befragten die Beschäftigten in der Metalltechnischen Industrie, was ihnen bei den heurigen Kollektivvertragsverhandlungen besonders wichtig sei. Wirtschaftsdaten wurden gesammelt, errechnet und verglichen. Die Branche wurde analysiert und die Ergebnisse mit der Gesamtentwicklung der österreichischen und europäischen Wirtschaft sowie der Absatzmärkte gekoppelt. Die Betriebsräte versammelten sich und beschlossen die Leitlinien und Grundsätze für die Kollektivvertragsauseinandersetzung.
Der Kollektivvertrag (KV) der Metallindustrie ist der Taktgeber für die KV-Saison. Anfang des Herbstes verhandeln die Gewerkschaften mit den Arbeitgebern für 195.000 Beschäftigte in der Branche, das Ergebnis ist der Richtwert für alle weiteren KV-Verhandlungen. Durch diese besondere Bedeutung kämpfen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für den bestmöglichen Abschluss oft um jeden Punkt und jeden Beistrich.
Zurück in die Wirtschaftskammer, 23. September 2019. Etwa 80 Betriebsrätinnen und Betriebsräte aus ganz Österreich – das sogenannte große Verhandlungsteam – versammeln sich in der Wirtschaftskammer. Die Stimmung ist gut, die BelegschaftsvertreterInnen sind bereit für harte Verhandlungen. Die Chefverhandler der beiden zuständigen Gewerkschaften GPA-djp und PRO-GE, Karl Dürtscher und Rainer Wimmer, läuten den Verhandlungstag mit einer Zusammenfassung der relevanten Kennzahlen und der Stimmung in den Betrieben ein.
Erste Verhandlungsrunde
Kurz darauf treffen die Gewerkschafter zum ersten Mal in dieser Verhandlungsrunde auf die Arbeitgebervertreter. Die wirtschaftliche Lage wird im Groben besprochen und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verkünden ihre Forderung: 4,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 100 Euro steht an der Spitze der Liste. Auch im Rahmenrecht gibt es wichtige Punkte, so werden unter anderem die sechste Urlaubswoche und der Rechtsanspruch auf die 4-Tage-Woche verlangt, auch Verbesserungen bei den passiven Reisezeiten und für Lehrlinge werden gefordert. Die Forderungen sind mehr als berechtigt, die letzten zehn Jahre waren Rekordjahre für die Metallbranche. Es ist das Mindeste, dass die Beschäftigten ein ordentliches Stück vom Kuchen bekommen, verkünden Dürtscher und Wimmer.
Nachdem die Medien informiert sind, geht es im Verhandlungszimmer ans Eingemachte. Verkleinerte Verhandlungsteams beider Seiten treffen aufeinander. Verhandelt wird einige Stunden. Wie erwartet, kommt es in dieser ersten Runde zu keinem Ergebnis. Alle Beteiligten wissen: Es wird noch etliche Verhandlungsstunden brauchen, um zu einem für beide Seiten tragbaren Abschluss zu kommen. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaften sind jedenfalls bereit, für ihren Kollektivvertrag zu kämpfen.
Alle Kollektivverträge auf einen Blick
Ihren persönlichen Kollektivvertrag können Sie kostenlos auf der Website der GPA-djp suchen und herunterladen.
https://www.gpa-djp.at/kollektivvertrag