Ein Wiener Star-Anwalt wird tot im Wald gefunden, in der Hand hält er einen Zettel mit einem Kreuz und einer mysteriösen Zahl. Rasch steht fest, dass nicht die anstrengende Joggingrunde die Ursache für sein Herzversagen war. Journalistin Stefanie Laudon wird von unbekannten Informanten mit Details zu dem Fall gefüttert und berichtet exklusiv. Die Geschichte zieht Krimi-Fans sofort in ihren Bann.
Mehrere Handlungsstränge führen letztlich zusammen – plötzlich fühlt sich die Journalistin selbst bedroht. Einst hatte sie über einen Pharma-Skandal berichtet, in Laudons Recherchen verdichten sich mögliche Verbindungen zum damaligen Hauptangeklagten. Unterstützung erhält die Vollblutjournalistin von ihrem Lebenspartner Paul, einem IT-Freak, der ihr vor Augen führt, wie leicht Computerhacker personenbezogene Daten aufspüren und diese gegen uns verwenden können.
In ihrem leicht lesbaren Roman verpackt Wimmer zahlreiche Fachinfos zur Datensicherheit und längst stattfindenden, illegalen Überwachungspraktiken in der Arbeitswelt und lässt einige aktuelle politische Bezüge einfließen. Es geht um Algorithmen, die – von den Arbeitnehmern unbemerkt – im Hintergrund ablaufen und Einfluss auf unser berufliches Fortkommen nehmen. Es geht auch um Cyber-Security und ein Bewusstsein darüber, welche Masse an Daten viele von uns über schlecht gesicherte soziale und berufliche Informationskanäle preisgeben, ohne sich darüber klar zu sein, dass IT-Experten diese Datenmassen leicht abrufen und für ihre Zwecke miteinander verknüpfen können.
Wimmer schafft es, in einem mitreißenden Plot Sozialkritik und differenzierte Anmerkungen zu aktuellen arbeitsrechtlichen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen zu verpacken. Die Geschichte ist spannend und flüssig, überraschende Wendungen erzeugen den nötigen Nervenkitzel. Der hohe Wert von Qualitätsjournalismus schwingt inhaltlich mit. Am besten genießt man das Buch bei einer guten Tasse Kaffee, der auch bei den Protagonisten der Geschichte eine wichtige Rolle spielt.
Barbara Wimmer: Jagd im Wiener Netz
GMEINER-Verlag
344 Seiten, 14,50 Euro
ISBN 978-3-8392-0269- 2