Kommentar: Digitalisierungs-Gewinne fairteilen

Arbeitsrechte, soziale Sicherheit und faire Verteilung bleiben auch in digitalen Zeiten oberste Priorität.

Der Begriff Digitalisierung ist zum Modewort geworden. Wer es schafft, auf diesen Modetrend aufzuspringen, wird als fortschrittlich und modern wahrgenommen. Dagegen ist prinzipiell auch nichts einzuwenden. Jede technologische Entwicklung, die den Menschen die Arbeit erleichtert, ist uns willkommen. Wenn schmutzige und gefährliche Tätigkeiten wegfallen, weil Roboter sie erledigen, werden wir sicher nicht böse sein. Wenn die Arbeit durch mehr Autonomie und Selbstständigkeit im Job spannender wird, ist uns auch das willkommen. Wogegen wir jedoch massiv eintreten ist die Idee, dass mit den Umbrüchen in der Arbeitswelt, auch die sozial- und arbeitsrechtliche Absicherung unmodern und damit obsolet wird.

Damit positive Entwicklungen den ArbeitnehmerInnen zugute kommen, muss eine Reihe von Kriterien erfüllt sein. Menschen, die durch die digitale Entwicklung ihren Job verlieren, müssen vom sozialen Netz aufgefangen werden und die Möglichkeit erhalten, sich sinnvoll weiterzuqualifizieren. Mehr Autonomie darf nicht mit Arbeiten rund um die Uhr verwechselt werden. Gesetzliche und kollektivvertragliche Regeln müssen so adaptiert werden, dass auch neu entstehende Arbeitsformen, davon erfasst werden.

Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt, jedoch nicht die grundlegenden Bedürfnisse der ArbeitnehmerInnen nach fairer Arbeitszeitgestaltung,  angemessener Bezahlung und sozialer Absicherung. Diese Bedürfnisse werden auch nicht unmodern. Genauso wenig unmodern ist es, über eine gerechte Verteilung der erwirtschafteten Gewinne zu diskutieren. Wenn bestimmte Unternehmen enorm an der Digitalisierung verdienen und diese Gewinne (fast) unversteuert bleiben, dann stellt sich unverändert – wie vor 10, 50 oder 100 Jahren – die Verteilungsfrage. Dabei geht es um eine Verteilung der erwirtschafteten Profite und eine faire Besteuerung genauso wie um eine Neuverteilung des Arbeitsvolumens.

Für uns als Gewerkschaften ist auch nicht relevant, welche der vielen Prognosen zum digitalen Wandel letztlich eintrifft. Viele Aussagen die heute gemacht werden, sind reine Spekulation. Fest steht jedoch, dass wir sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene jeden Spielraum nützen müssen, um Veränderungen in der Arbeitswelt aktiv mitzugestalten. Wenn wir eine faire Chancenverteilung wollen, dann müssen wir dafür kämpfen, dass die Zugewinne an Produktivität und Reichtum so verteilt werden, dass sie für eine gerechtere und lebenswertere Gesellschaft eingesetzt werden, anstatt Macht und Geld noch stärker in den Händen Weniger zu konzentrieren.

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