Die Wirtschaft wird wieder hochgefahren, aber wie lange brauchen wir, um die Folgen der Krise zu überwinden? Die ÖsterreicherInnen erwarten nur eine langsame wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise.
Bei einer Umfrage in österreichischen Haushalten zeigte sich, dass nur jeder Vierte eine Verbesserung seiner finanziellen Situation innerhalb des nächsten Jahres erwartet. Einer von fünf rechnet sogar mit einer weiteren Verschlechterung. Die meisten Menschen erwarten auch noch keinen landesweiten wirtschaftlichen Aufschwung. Nur was die Arbeitslosigkeit angeht glaubt die Mehrheit, dass sie wieder sinken wird. Die Erwartungen für die nächsten drei Monate sind generell pessimistischer, für die Zeit danach sind die Menschen optimistischer.
Optimismus als Motor
Warum ist es so wichtig, wie wir uns die Zukunft vorstellen? Was wir von der Zukunft erwarten, spielt eine große Rolle bei unseren wirtschaftlichen Entscheidungen: So werden KonsumentInnen, die optimistisch gestimmt sind, in der Regel mehr Geld ausgeben, und das nicht erst morgen, sondern schon heute. Wenn UnternehmerInnen optimistisch in die Zukunft blicken, steigern sie ihre Produktion und investieren verstärkt in ihr Unternehmen. Dadurch schaffen sie mehr neue Arbeitsplätze.
Optimistische Erwartungen haben also positive Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung, weil sie sowohl Angebot als auch Nachfrage ankurbeln. Pessimistische Erwartungen haben den umgekehrten Effekt: KonsumentInnen geben dann weniger Geld aus, Unternehmen halten sich bei Investitionen zurück. Daher ist es von großer Bedeutung, die Erwartungen möglichst genau zu beobachten, um so wirtschaftliche Entwicklungen besser einschätzen zu können.
Die Krise trifft sozial Schwache
Wegen der Corona-Krise haben viele Menschen ihren Arbeitsplatz verloren oder wurden in Kurzarbeit geschickt. Davon waren besonders sozial schwächere Haushalte betroffen: ArbeitnehmerInnen mit Pflichtschulabschluss wurden am häufigsten in Kurzarbeit geschickt oder gekündigt, während Beschäftigte mit höherer Schulbildung meist ohne Einbußen beim Einkommen im Home Office arbeiten. Sie verloren auch deutlich seltener ihren Arbeitsplatz. Am schlimmsten wirkte sich die Krise allerdings auf jene Menschen aus, die schon davor sehr wenig verdienten. Sie müssen nun mit noch weniger auskommen.
Blick auf die Zukunft
Die aktuelle Situation ist für viele Menschen finanziell enorm belastend, das ist unbestritten. Doch was erwarten die Menschen in Österreich von der Zeit, die jetzt vor ihnen liegt?
Diese Frage stellten die Forscher des ‚Austrian Corona Panel’ an der Universität Wien. Stellvertretend für die österreichische Bevölkerung wurden 1.500 Personen ausgewählt und befragt, wie sie ihre eigene finanzielle Situation, die wirtschaftliche Lage Österreichs und die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt einschätzten. Die Ergebnisse dieser Befragung zeigen, dass nur wenige im nächsten Jahr eine Verbesserung erwarten, weder für ihre eigene finanzielle Situation, noch für die wirtschaftliche Lage Österreichs. Nur was den Arbeitsmarkt betrifft überwiegt Optimismus.
Mehr als die Hälfte der Menschen geht davon aus, dass sich ihre finanzielle Lage innerhalb der nächsten drei Monate nicht verändern wird. Jeder Fünfte befürchtet sogar eine Verschlechterung, nur sehr wenige (einer von Acht) erwarten eine Verbesserung. Wenn man jetzt noch mitbedenkt, dass viele Beschäftigte wegen der Corona-Krise weniger verdienen, ist das eine überwiegend pessimistische Einschätzung. Längerfristig, also fürs nächste Jahr, erwartet jedoch ein Viertel der Befragten, dass sich ihre finanzielle Situation verbessern wird, hier zeigt sich mehr Optimismus.
Unsichere Zukunftsaussichten
Was die wirtschaftliche Lage in Österreich insgesamt angeht, ist immerhin jeder Fünfte optimistisch und erwartet, dass es aufwärts geht. Aber mehr als die Hälfte der Befragten befürchten, dass sich die wirtschaftliche Lage kurzfristig noch weiter verschlechtert. Auf Jahressicht sind sich die Befragten uneinig: knapp 40 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Konjunktur, aber ebenso viele mit einer weiteren Verschlechterung. Es besteht also eine große Unsicherheit was die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise angeht.
Optimismus für den Arbeitsmarkt
Eher optimistisch blicken die Menschen auf den Arbeitsmarkt: eine klare Mehrheit (mehr als 60 Prozent) erwartet, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt entspannen wird. Nur etwa jeder Vierte rechnet weiterhin mit einer schwierigen Situation für Arbeitssuchende, und knapp einer von zehn befürchtet einen Anstieg der Arbeitslosen in drei bzw. zwölf Monaten.
Und der Ausblick?
Die ÖsterreicherInnen erwarten nur eine langsame wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise, sowohl für sich persönlich, als auch für das Land. Man glaubt weniger an ein „V“-Szenario, in dem es nach dem schnellen Absturz auch schnell wieder aufwärts geht, sondern eher, dass eine längere Zeit der Schwäche in Form eines „langen U“ auf uns zukommt.
Der Politik kommt dabei eine besondere Aufgabe zu. Die Ankündigung der Regierung, die österreichische Wirtschaft zu retten „koste es was es wolle“, muss konsequent eingehalten werden. Maßnahmen zur Unterstützung sollten, wenn notwendig, auch erweitert werden. Dies ist wichtig, denn nur so kann eine Nachfragekrise, die durch Einkommensverluste und Pessimismus entsteht, in Österreich vermieden werden.
https://viecer.univie.ac.at/corona-blog/corona-blog-beitraege/blog18/Quelle: Austrian Corona Panel, Blog 18 (P. Pichler, P. Schmidt-Dengler, C. Zulehner), sowie Blog 7 und 9