Von Frauen lernen, um sich für andere Frauen einzusetzen

Foto: Lisa Lux

Sandra Saminger war bereits in ihrer Lehrzeit als Jugendvertrauensrätin aktiv. Inzwischen ist die Industriekauffrau seit 2000 Mitglied des Betriebsrats der voestalpine, wo sie sich um den Bereich Finanzen kümmert. Immer wichtiger wird ihr zudem ihre Arbeit in Frauengremien von GPA und ÖGB.

Seit drei Jahren ist Sandra Saminger Mutter. Bereits zuvor war ihr die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein Anliegen, erzählt sie, „aber wenn man dann selbst weiß, wie das ist, wenn man immer schauen muss, dass man jemanden hat, der auf das Kind schaut, wenn man arbeitet, dann kann man noch besser mitreden“. Da seien einerseits die Situationen, wenn das Kind krank ist. Da gehe es aber auch um die Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen. „In der Stadt haben Kindergärten meist gute Öffnungszeiten. Aber am Land ist es schwierig. Da können viele Frauen dann nicht mehr als 15 oder maximal 20 Wochenstunden arbeiten.“

Sie selbst ist sehr froh, dass ihr Kind im Betriebskindergarten der voestalpine betreut wird – sie kann so 30 Wochenstunden berufstätig sein. Dabei sei es gerade für Frauen so wichtig, wenn schon in Teilzeit, dann möglichst viele Stunden zu arbeiten. „Da geht es um das Thema Abhängigkeit. Frauen sollten so viel verdienen, dass sie nicht abhängig sind und im Alter eine Pension erhalten, von der sie gut leben können.“

Frauen sind besonders gefordert

Die aktuelle Coronakrise sei vor allem für Frauen nicht einfach. Jene, die im Home Office arbeiten könnten, seien oft damit konfrontiert, dass sie dann gleichzeitig auch für Kinderbetreuung oder Hilfe beim Distance Learning zuständig sind. Sie selbst habe im ersten Lockdown ihr Kind auch zu Hause gelassen und habe gespürt, wie schwierig es sei, beides unter einen Hut zu bekommen. „Seit dem zweiten Lockdown bringe ich mein Kind in den Kindergarten. Es gibt Schutzmaßnahmen, das Kind ist dort gut betreut und ich kann mich auf die Arbeit konzentrieren. Es kostet sehr viel Energie und Kraft, sich während der Arbeitszeit auch um ein Kind zu kümmern. Daher habe ich nach dem ersten Lockdown beschlossen, meinem Kind und mir das nicht noch einmal anzutun, wenn es eine andere Möglichkeit gibt.“

„Es kostet sehr viel Energie und Kraft, sich während der Arbeitszeit auch um ein Kind zu kümmern.“

Sandra Saminger

Die Pandemie sorge aber auch für andere Herausforderungen. Es sei noch nicht absehbar, wieviele Betriebe Insolvenz anmelden müssten, aber es sei klar, dass es nicht wenige sein würden. „Dadurch werden auch viele Frauen von Arbeitslosigkeit betroffen sein, die beispielsweise im Tourismus, in der Gastronomie, im Handel arbeiten.“

In der voestalpine, in deren Betriebsrat sie Mitglied ist, zeichne sich derzeit nichts in diese Richtung ab, ist Saminger allerdings froh. Dennoch gelte es ständig für verschiedenste Mitarbeiterinteressen einzutreten. „Da geht es darum, Umstufungen zu erreichen, Verhandlungen zum Thema Arbeitszeit zu führen oder einfach die Interessen der MitarbeiterInnen zu vertreten.“ Das Rüstzeug, um solche Verhandlungen zu führen, hat sie in zahlreichen Ausbildungsangeboten der Gewerkschaft erhalten. Insgesamt habe sie in diesen Fortbildungen gelernt – auch persönlich. „Ich habe da auch viel gelernt in den Bereichen Präsentation, Verhandlungstechnik, Körpersprache, Persönlichkeitsbildung.“

Was sie aber an der Betriebsratsarbeit und ihrem gewerkschaftlichen Engagement vor allem schätzt: „Ich fand es immer interessant, mit vielen Menschen zu tun zu haben, aber auch etwas für andere zu bewirken.“ Und: man lerne auch im Austausch mit anderen. Erst durch die Gespräche in den verschiedenen Frauengremien sei ihr klar geworden, wie wichtig das Thema Familie und Beruf, Frauenpension, aber auch Gendermedizin sei. „Und man unterstützt sich gegenseitig.“ Auch das möchte sie nicht missen.

„Ich fand es immer interessant, mit vielen Menschen zu tun zu haben, aber auch etwas für andere zu bewirken.“

Sandra Saminger

Durch diesen Austausch weiß sie aber auch um die Wichtigkeit von Kollektivverträgen. Ihnen verdanken ArbeitnehmerInnen Zahlungen wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Jubiläumsgeld, aber auch Freistellungen etwa, wenn man heiratet. „All das ist im Kollektivvertrag geregelt.“ Nicht allen sei bewusst, wie wichtig dieses Instrument sei.

In ihrer Freizeit ist Saminger viel in der Natur unterwegs: dann steht mit ihrer Familie Wandern, Radfahren, Schwimmen im See oder derzeit Schifahren auf dem Programm. Bewegung ist ihr insgesamt sehr wichtig. Ihr Mann betreibt ein Fitnessstudio, das derzeit allerdings Corona-bedingt geschlossen ist. „Wir haben aber auch Fitnessgeräte zu Hause.“

Zur Person:

Sandra Saminger, geb. 1977 in Freistadt/Oberösterreich, 1992 Beginn der Lehrausbildung zur Industriekauffrau bei der voestalpine, seitdem durchgehend in dem Betrieb tätig. Als Lehrling bereits Jugendvertrauensrätin, seit 2000 im Betriebsrat engagiert. Derzeit zuständig für das Themenfeld Finanzen. Außerdem Frauenvorsitzende der GPA OÖ sowie Stellvertreterin im Bundesfrauenpräsidium der GPA, FSG-Vertreterin bei den ÖGB-Frauen sowie Mitglied des Vorstands der AK OÖ.

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