Mitbestimmung wirkt

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Der deutsche Wirtschaftsprofessor Simon Jäger weist in zwei internationalen Studien die positiven Effekte betrieblicher Mitbestimmung nach. Sind ArbeitnehmervertreterInnen an den Entscheidungsprozessen beteiligt, verbessern sich die Kommunikation und die Kapitalintensität in den Unternehmen. Auch eine positive Wirkung auf Gesundheit und individuelle Jobzufriedenheit der ArbeitnehmerInnen war feststellbar.

Simon Jäger, Wirtschaftsprofessor am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, Boston, hat im Februar eine neue Studie unter dem Titel „Voice at Work“ veröffentlicht, in der er gemeinsam mit den Wirtschaftswissenschaftern Jarkko Harju aus Finnland und Benjamin Schoefer von der Universität Berkeley die Effekte belegschaftlicher Mitbestimmung untersucht.

In der Studie haben die Forscher das 1991 eingeführte Recht zur Mitsprache von ArbeitnehmervertreterInnen in finnischen Firmen mit mehr als 150 Arbeitnehmern unter die Lupe genommen, wo Belegschaftsvertreter nominiert und in den Vorstand entsendet werden können.

Im Vergleich mit einer Kontrollgruppe zeigen sich kleine positive Effekte auf wichtige Messgrößen der Jobzufriedenheit wie Arbeitsplatzsicherheit, Gesundheit, subjektive Jobqualität der MitarbeiterInnen und Bezahlung. Effekte auf die Bereitschaft zur Selbstkündigung bzw. die Fluktuation konnten die Forscher keine feststellen.

Die Studie zeigt, dass die Mitbestimmung durch ArbeitnehmerInnen leicht positive Effekte auf die Überlebenschancen der Firmen, die Produktivität und die Kapitalintensität hatte. Eine vergleichbare Werkstatt-Studie aus 2008 zeigte ähnliche Effekte: Interviews und Erhebungen ergaben, dass die Existenz einer Arbeitnehmervertretung das Teilen von Informationen begünstigt.

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Mitbestimmung erhöht Kapitalintensität

Ähnliche Ergebnisse zeigt eine Studie, in der Jäger gemeinsam mit den Wirtschaftswissenschaftern Benjamin Schoefer von der Universität Berkeley und Jörg Heining vom deutschen Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung eine Reform des Jahres 1994 in Deutschland als „natürliches Experiment“ analysiert. Im Rahmen der Reform war es nach 1994 gegründeten Aktiengesellschaften mit weniger als 500 Mitarbeitern möglich, auf ArbeitnehmervertreterInnen im Aufsichtsrat zu verzichten. In der Untersuchung haben die Forscher nun Firmen miteinander verglichen, die vor bzw. nach diesem Stichtag gegründet wurden. Das wichtigste Ergebnis: durch die Mitbestimmung hat sich die Kapitalintensität erhöht.

Sitzen ArbeitnehmervertreterInnen im Aufsichtsrat werde verstärkt in Produktionsgüter investiert und ein geringerer Anteil am Umsatz wird an Zulieferer ausgelagert. Auch die Produktivität ist leicht höher als in Unternehmen ohne BelegschaftsvertreterInnen im Aufsichtsrat. Lohnsteigerungen für die Mitarbeiter konnten ebenso wenig nachgewiesen werden wie sinkende Gewinne der Aktiengesellschaften. Durch die Mitsprache der ArbeitnehmervertreterInnen hat sich jedenfalls die Kommunikation in den untersuchten Firmen verbessert.

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