„Jeder soll auch künftig ein entsprechendes Stück vom Kuchen erhalten.“

Foto: Nurith Wagner-Strauss

Trotz einer Unternehmensphilosophie, die das gesunde Wachstum von Mensch und Betrieb gleichermaßen in den Mittelpunkt stellt, ist eine solide ArbeitnehmerInnenvertretung für Wilhelm Kloiber, Betriebsratsvorsitzenden der TGW Systems Integration GmbH, die Trumpfkarte zu einem langfristig positiven Interessensausgleich.

Wilhelm Kloiber vertritt als Betriebsratsvorsitzender der TGW Systems Integration GmbH, der zweitgrößten Unit der TGW Logistics Group, einem international führenden Anbieter von Intralogistiklösungen in Marchtrenk nahe Wels, die Interessen von rund 700 Beschäftigten. Die Gründung einer ArbeitnehmerInnenvertretung im Betrieb stand schon länger im Raum, in der größten Unternehmenseinheit der TGW Gruppe, der TGW Mechanics GmbH in Wels gibt es diese schon seit vielen Jahren. „Der Anstoß zur Gründung eines eigenen Betriebsrates in der TGW Systems Integration ist auch von der Geschäftsführung gekommen, die Unterstützung war von Beginn an gegeben. Man hat sich vor allem administrative Erleichterungen erwartet“, erzählt Kloiber.

Die Gründung war keine komplizierte Sache: „Alle waren uns gegenüber sehr positiv eingestellt, die BetriebsratskollegInnen der TGW Mechanics sind uns von Beginn an mit Rat und Tat zur Seite gestanden.“ Mehr als ein Jahr lang liefen die Vorbereitungen, bald war klar, dass es einige MitarbeiterInnen gab, die an der Arbeit als ArbeitnehmervertreterIn Interesse hatten.

Sprung ins kalte Wasser

Doch niemand wagte sich in die vorderste Reihe, weshalb schließlich Kloiber die Verantwortung übernahm: „Keiner schien die Courage für den letzten Schritt zu haben, also habe ich mich entschlossen, den Vorsitz mit allen Konsequenzen zu übernehmen.“ Im Dezember 2020 kam die Anfrage seitens des Betriebsrates der TGW Mechanics, innerhalb einer Stunde hat sich Kloiber entschieden, sich „das Kapperl des Vorsitzenden aufsetzen zu lassen: Es war schon immer mein Interesse, im Sozialbereich kritisch nachzufragen.“ Einen entscheidenden Beitrag zur positiven Entscheidung spielte Gewerkschaftssekretär Gottfried Lichtenberger, der beim Erstgespräch dabei war. „Er hat mich im Gespräch rasch überzeugt, weil er die Hintergründe und den Ablauf der betriebsrätlichen Arbeit sehr schlüssig umrissen hat.“

Die zur Gründung notwendige Betriebsversammlung und die Wahl selbst wurden im April 2021 rasch in die Wege geleitet. Seine mehr als zehnjährige Erfahrung als Projektleiter kam Kloiber bei der neuen Aufgabe von Beginn an sehr zu Gute: „Ich habe die Realisierung vollautomatisierter Intralogistikanlagen bis zur Fertigstellung und „Schlüsselübergabe“ an den Kunden gemanagt, die Umsetzung komplexer Aufgaben war mir nicht neu.“ Aktuell führt der 57-Jährige ein Team von neun aktiven BetriebsrätInnen an, er sieht starke Parallelen zu seiner Tätigkeit als Projektmanager: „Die Arbeitsweise als Teamleader ist sehr ähnlich. Ich gehe bei jedem Team bzw. Arbeitsbereich in die Tiefe, analysiere die Problemlagen und versuche für meine KollegInnen lösungsorientierte Arbeit zu leisten.“

Die Positionierung während der Gründungsphase klappte mit Unterstützung der GPA bestens. Aktuell steckt das Gremium seine Ziele ab: „Wir sind mitten im Prozess der Gründung und diskutieren aktuell mit welchen Themen wir präsent sein möchten und wofür wir kämpfen wollen.“

Wachstum zum Wohle der Angestellten

Seine wichtigste Aufgabe als ArbeitnehmerInnenvertreter sieht Kloiber darin, darauf zu achten, dass künftiges Wachstum im Unternehmen so abläuft, dass es den Beschäftigten dabei gut geht. „Die Pandemie-bedingten Veränderungen haben deutlich gezeigt, dass neue Arbeitsweisen in Zukunft ganz stark an den Bedürfnissen der Beschäftigten orientiert sein müssen.“

„Die Pandemie-bedingten Veränderungen haben deutlich gezeigt, dass neue Arbeitsweisen in Zukunft ganz stark an den Bedürfnissen der Beschäftigten orientiert sein müssen.“

Wilhelm Kloiber

Die Stiftungsphilosphie von TGW Firmengründer Ludwig Szinicz „Mensch im Mittelpunkt – lernen und wachsen“ ist für Kloiber in allen Unternehmensbereichen bereits spürbar, daran knüpft er auch seine Ziele als Betriebsrat an: „Wir versuchen die Philosophie der Stiftung in allen Geschäftsebenen umzusetzen.“

Wilhelm Kloiber vertritt als Betriebsrat 700 Beschäftigte. Im ist es wichtig, dass vom Wachstum des Unternehmens auch die Beschäftigten profitieren.
Fotos: Nurith Wagner-Strauss

Den Betriebsrat sieht Kloiber als „Bindeglied zwischen der operativen Geschäftsführung, die das Wachstum steuert und den BelegschaftsvertreterInnen, die das gesunde Wachsen leben und miterleben: Bei uns soll der Mensch im Mittelpunkt stehen.“ In der Praxis bedeutet dies, dass bei einem Wachstum des Unternehmens auch die MitarbeiterInnen profitieren sollen: in Form von Positionen oder Gehaltszuwächsen. Es gehe aber auch darum, dass sich die Beschäftigten „im Betrieb wohlfühlen und gut aufgehoben sind: Jeder soll auch künftig ein entsprechendes Stück vom Kuchen erhalten.“

Beitritt zur Gewerkschaft als Fundament des gesunden Wachstums

Langfristig problematisch könnten aus Kloibers Sicht die niedrigen Mitgliedszahlen im Betrieb werden: „Aktuell sind nur wir Betriebsräte Gewerkschaftsmitglieder, wir beginnen nun, andere Beschäftigte von der Wichtigkeit des Beitritts zu überzeugen.“ Da es in der Vergangenheit keine Probleme mit ungerechtfertigten Kündigungen gab, will Kloiber in größeren Dimensionen argumentieren, um KollegInnen anzuwerben: „Um gesund wachsen zu können, müssen wir uns gemeinsam den neuen Zeiten anpassen. Zu einem gesunden sozialen Umfeld gehört die Gewerkschaft dazu, sie ist ein essentieller Baustein für eine positive Entwicklung.“

„Zu einem gesunden sozialen Umfeld gehört die Gewerkschaft dazu, sie ist ein essentieller Baustein für eine positive Entwicklung.“

Wilhelm Kloiber

In den nächsten Jahren, wenn es gilt die Auswirkungen der Pandemie aufzuarbeiten, würden Gewerkschaft und Sozialpartnerschaft wieder an Stellenwert gewinnen. „Dazu brauchen wir ein breites und stabiles Fundament, das ich mit meiner Mannschaft aktuell legen möchte.“ Eine gute Vorbereitung ist dabei für Kloiber der halbe Weg: „Wir wollen wirtschaftlich gut dastehen, damit wir gut aufgestellt sind, wenn es einmal nicht mehr so gut läuft. Die Rahmenbedingungen dazu gestalten wir aktiv, in enger Zusammenarbeit mit Gewerkschaft und Geschäftsführung.“

Zur Person:

Der 57-jährige Wilhelm Kloiber lebt mit seiner Frau in Thalheim bei Wels. Er hat zwei erwachsene Töchter und eine Enkeltochter. In seiner Freizeit ist er sportlich und musikalisch unterwegs: er spielt gerne Tennis und entspannt beim Schlagzeugspielen.

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