„Das Homeoffice begeistert die KollegInnen“

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Von zu Hause aus zu arbeiten ist seit 2020 in vielen Betrieben gelebter Alltag und somit müssen sich auch BetriebsrätInnen damit auseinandersetzen, dass die KollegInnen ihren Arbeitsplatz in die eigene Wohnung verlegen. Im Interview erzählt Bernhard Mollik, Betriebsrat bei der Wiener Wohnen Kundenservice GmbH, wie es bei ihm im Betrieb mit dem Homeoffice läuft.

KOMPETENZ: Lieber Bernhard kannst du deinen Betrieb bitte kurz vorstellen.

Bernhard Mollik: Bei der Wiener Wohnen Kundenservice GmbH arbeiten knapp 900 Beschäftigte daran, Wiener Wohnen in sämtlichen Belangen zu unterstützen. Wir unterstützen Wiener Wohnen dabei, die Probleme der MieterInnen so schnell wie möglich zu erledigen. Muss eine zurückgegebene Wohnung instandgesetzt werden? Wir können die Schnittstelle zu den Elektrikern sein. Funktioniert die Service-Website? Funktioniert die App für die MieterInnen? Sind die Service-Karten für die MieterInnen intakt? Gab es Vandalismus in den Gemeindebauten? Für alle diese Fragen sind wir zuständig und greifen Wiener Wohnen unter die Arme. Auch für soziale Projekte in Brennpunkt-Gemeindebauten oder wenn es um Delogierungen geht, gibt es bei uns SozialarbeiterInnen, die einen Außendienst machen.

KOMPETENZ: Durch die Pandemie hat in vielen Betrieben das online-Arbeiten verstärkt Einzug gehalten. Video-Meetings, gemeinsame Dokumentenbearbeitung in der Cloud, KundInnenbetreuung aus dem eigenen Wohnzimmer, digitale Betriebsversammlungen und so weiter. Wie funktioniert das Arbeiten von zu Hause aus bei dir im Betrieb?

„Man kann also nicht sagen: Am Mittwoch sehe ich alle im Büro.“

Bernhard Mollik

Bernhard Mollik: Wir können vorwiegend von zu Hause aus arbeiten. Der Großteil der Leute kann digital arbeiten, oder auch am Telefon. Auch der Außendienst kann die Vor- und Nachbereitung im Homeoffice machen. Die KollegInnen sind sehr begeistert vom Homeoffice. Ich muss sagen, dass bei uns die Beschäftigten durchschnittlich nur mehr einen Tag die Woche im Büro sind und der Tag ist von den Beschäftigten frei wählbar. Man kann also nicht sagen „am Mittwoch sehe ich alle im Büro“. Bei uns ist den Beschäftigten das Homeoffice so wichtig, dass wir als Betriebsrat nur ganz schwer Druck aufbauen können, um gute Bedingungen für Homeoffice zu verhandeln. Um mehr im Homeoffice arbeiten zu können, ist man bereit, sich selbst um die Ausstattung zu kümmern. Dass die Ausstattung für das Homeoffice vom Arbeitgeber bezahlt wird, dafür setzt sich der Betriebsrat derzeit stark ein. Wir fordern eine gute Ausstattung mit Laptops, Handys, Internet und so weiter im Homeoffice.

Bei einer Veranstaltung der GPA erzählt der Betriebsrat der Wiener Wohnen Kundenservice GmbH Bernhard Mollik, wie er in seinem Betrieb mit Digitalisierung und Homeoffice umgeht.
Foto: Edgar Ketzer

„Dass die Ausstattung für das Homeoffice vom Arbeitgeber bezahlt wird, dafür setzt sich der Betriebsrat derzeit stark ein.“

Bernhard Mollik

KOMPETENZ: Ich kann mir vorstellen, dass es stark von der Tätigkeit abhängt, ob man sie überhaupt im Homeoffice erledigen kann – oder auch nicht. Die GPA hat beispielsweise bei einer Umfrage 2021 das Feedback bekommen, dass innerhalb ein und desselben Betriebes sehr unterschiedliche Möglichkeiten für Homeoffice bestehen und es da auch zu Ungleichheiten kommen kann. Wie ist das bei euch?

Bernhard Mollik: Wir haben tatsächlich sehr verschiedene Aufgaben zu erledigen. Im Grunde kann nur die Facility Abteilung aktuell nicht im Homeoffice arbeiten, da fällt zum Beispiel der Empfang darunter. Die können nicht ins Homeoffice, das ist klar. Aufgrund der Tätigkeit geht es halt nicht anders. In manchen Abteilungen wurde ein Radl-Dienst eingeführt, damit immer wer da ist. Die stimmen sich da untereinander intern ab und das funktioniert ganz gut. Es gibt keine schlechte Stimmung deshalb im Haus.

KOMPETENZ: Wie sieht es in der konkreten Betriebsratsarbeit aus? Wie beeinflusst es deine Betriebsratsarbeit, wenn die Belegschaft hauptsächlich von daheim aus arbeitet, wenn du beispielsweise mit KollegInnen sprechen möchtest?

Bernhard Mollik: Ich erreiche die KollegInnen eigentlich problemlos. Wenn ich eine neue Kollegin treffen möchte, ist es egal, ob ich mir jetzt einen Termin im Kalender blockiere, um mit ihr per Videotelefonie zu reden, oder ob ich zu ihr direkt hingehe; das ist eigentlich… ja… wirklich wurscht. Ich muss insgesamt zur Informationsweitergabe mehrere Kanäle bespielen: Aushänge, Intranet und einen Newsletter per Email haben wir mittlerweile als Standard. Wer’s dann noch nicht gekriegt hat… ja… dann weiß ich nicht.

KOMPETENZ: Auch bei Betriebsversammlungen gibt es ja die Möglichkeit, sich von zu Hause aus zuzuschalten. Machen das die KollegInnen?

Bernhard Mollik: Unsere Erfahrung mit Betriebsversammlungen während der Corona-Lockdowns und danach haben dahin geführt, dass wir sie fast nur mehr hybrid machen. Das stellt uns zwar vor eine administrative Herausforderung, aber die KollegInnen sind dann wirklich mit dabei. Allerdings bin ich heuer auch schon alleine im Versammlungsraum gesessen und die Leute waren alle im Homeoffice, das bei uns von den KollegInnen ja sehr geschätzt wird. Bei Versammlungen zu den IT-Kollektivvertragsverhandlungen haben wir dann aber gesagt, es macht keinen Sinn, eine virtuelle oder hybride Veranstaltung zu machen. Es kommt also stark auf das Thema der Betriebsversammlung an. Wenn es hart auf hart geht, dann ist die direkte Anwesenheit gefragt. Am meisten bewährt hat es sich, Hauptversammlungen in drei bis vier Teilversammlungen hybrid zu machen, dadurch hat sich bei uns die Teilnahme extrem erhöht.

„Ob wir eine Betriebsversammlung virtuell machen, hängt stark vom Thema ab.“

Bernhard Mollik

KOMPETENZ: Wenn ihr eine Betriebsversammlung in Präsenz macht, wie schafft ihr es, dass möglichst viele KollegInnen teilnehmen?

Bernhard Mollik: Zur Betriebsversammlung in Präsenz bekommt man die Leute am ehesten mit Kaffee und Kuchen. Bei online mache ich mir eher Sorgen, dass die Belegschaft teilnimmt, damit sie nebenher weiterarbeiten können. Da muss ich mir auch noch Gedanken machen, wie man das abdrehen kann.

KOMPETENZ: War es für dich eine große Umstellung, digitale Tools in der Betriebsratsarbeit zu verwenden?

Bernhard Mollik: Ich bin noch nicht so lange Betriebsrat. Ich bin seit dem offiziellen Pandemiebeginn im März 2020 freigestellt, das hat sich zufällig überschnitten. Ich werde mit der neuen Arbeitswelt gerade groß. Ich kenn das nicht anders. Ich finde, man darf sich nicht zu sehr davor fürchten, die Digitalisierung für die Betriebsratsarbeit einzusetzen. Die Möglichkeiten für digitale Kommunikation sind da, also warum sollte man sie nicht nutzen?

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