Eine kurze Geschichte des Weihnachtsgelds

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98 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Österreich können sich heute über ein Weihnachtsgeld freuen. Das war aber nicht immer so.

Im 19. Jahrhundert haben manche Fabriksbesitzer ihren Mitarbeiter:innen freiwillig Weihnachtsgeschenke gemacht. In der Regel waren das Lebensmittel, damit die Arbeiter:innen über die Weihnachtsfeiertage nicht hungern mussten. In staatlichen Betrieben haben Beamte und jene beim Militär je nach Finanzlage des Staates eine sogenannte Weihnachtsremuneration bekommen, die als Strafmaßnahme einzelnen nicht ausbezahlt wurde.

Weihnachtsgeld bei Privatunternehmen

Von einem Weihnachtsgeld, wie wir es heute kennen, konnte man lange nicht sprechen. Anfang des 20. Jahrhunderts haben die ersten Privatunternehmen ein „Trinkgeld“ ausbezahlt. Banken, Konsumvereine oder Straußenfedern-Häuser haben eine „Belohnung“ für gute Dienstleistung ausbezahlt. Das alles gab es natürlich nur auf Gutdünken der Arbeitgeber. Um kein Weihnachtsgeld ausbezahlen zu müssen, sind Leute früher gekündigt worden.

Weihnachtsgeld im Kollektivvertrag

Ab 1919 wurde das Weihnachtsgeld vermehrt in Kollektivverträge aufgenommen. Allerdings variierte die Höhe nach Berufszweig und war zum Beispiel nach Beschäftigungsdauer gestaffelt. Da es viele erst nach einem Jahr im Betrieb erhalten hätten, haben die Arbeitgeber sie gekündigt und später wiedereingestellt, um das Weihnachtsgeld nicht bezahlen zu müssen.
Die Nationalsozialisten ersetzten die Kollektivverträge durch „reichseinheitliche Tarifverträge“. Sofort nach Ende des Zweiten Weltkriegs begannen neu gegründete Gewerkschaften wieder mit Kollektivvertragsverhandlungen.
Anfangs standen Lohn, Arbeitszeit und Urlaub im Zentrum, ab 1947 haben die Gewerkschaften durch eine koordinierte Lohnpolitik Urlaubs- und Weihnachtsgeld für die meisten Arbeitnehmer:innen erkämpft. Damals wie heute gilt: Je höher der Organisationsgrad, umso schneller können bessere Ergebnisse erzielt werden. So auch beim Weihnachtsgeld.

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