Ein Herz für Jugendliche

Bernadette Trenner vertritt als Betriebsrätin bei Weidinger und Partner 225 Beschäftigte.
Foto: Edgar Ketzer

Bildungseinrichtungen, die im Bereich Aus-, Fort- und Weiterbildung tätig sind, werden zwar oft privat geführt, sind aber abhängig von Geldern der öffentlichen Hand. Das macht die Kollektivvertragsverhandlungen für die hier Beschäftigten nicht einfach. Bernadette Trenner ist Mitglied des BABE-KV-Verhandlungsteams. Die Köchin und Konditorin, die heute Jugendliche in der Überbetrieblichen Lehre ausbildet, ist zudem Betriebsrätin bei Weidinger und Partner.

Was Bernadette Trenner macht, macht sie gerne und mit Engagement. Das begann mit ihrer eigenen Lehrausbildung und zieht sich bis ins Heute. Als 15-Jährige habe sie nicht genau gewusst, für welche Ausbildung sie sich entscheiden solle. „Aber kochen und essen war immer schon mein Ding“, erzählt sie. Ihre Cousine schlug dann – eher aus einer Laune heraus – vor, warum sie nicht eine Lehrstelle dort suche, wo sie auch Spaß haben könne, und ihr Vater habe sie hierin bestärkt: Wo viel los sei, könne man auch viel lernen, habe er ihr gesagt.

Ausbildung zur Köchin

Die Mutter war zögerlich, doch der Tatendrang der Tochter schon geweckt. Gemeinsam mit ihrer Cousine reiste sie für eine Woche nach Zell am See und sah sich nach einem Ausbildungsbetrieb um. „Ein Betrieb hat dann gleich zugesagt“, erzählt Trenner heute. Drei Jahre absolvierte sie daher ihre Lehrausbildung zur Köchin in einem Hotel in dem Tourismusort. Im Anschluss zog es sie in die Stadt Salzburg, wo sie sich zwei Jahre lang auch zur Konditorin ausbilden ließ.

Nach fünf Jahren fern der Familie machte sich dann aber doch Heimweh breit und sie zog zurück nach Niederösterreich, wo sie geboren und aufgewachsen ist. Bis heute lebt sie in Unterolberndorf (Gemeinde Kreuttal) und pendelt zum Arbeiten nach Wien. „Der Arbeitsmarkt gibt hier einfach mehr her und die Bezahlung ist auch besser als in Niederösterreich.“ Zunächst war sie als Köchin und Konditorin angestellt, merkte aber: „Ich würde meine Leidenschaft gerne an Jugendliche weitergeben.“ Daher absolvierte sie einerseits die Ausbildung zur Küchenmeisterin, andererseits zur Jugend- und Erwachsenentrainerin.

Jugend und Erwachsenentrainerin

Bei Weidinger und Partner hat sie nun die Aufgabe gefunden, die sie erfüllt: im Rahmen der Überbetrieblichen Lehre bildet sie 15- bis 21Jährige in der Küche, Konditorei und Backstube sowie im Restaurant aus. Hier wird in einer großen Küche am Mexikoplatz gekocht und serviert. Im Rahmen einer Überbetrieblichen Lehre darf zwar Gastronomiebetrieben keine Konkurrenz gemacht werden, aber die Küche und Backstube versorgt einige der Mitarbeiter:innen und Lehrlinge am Standort, wo auch noch viele andere Schulungsmaßnahmen angeboten werden. „Wir versuchen so gut als möglich, einen Betrieb zu simulieren.“

„Es ist traumhaft zu sehen, wie sich Jugendliche entwickeln können.“

Bernadette Trenner

Besonders freut sie, dass auch Jugendliche mit Handicaps hier eine Chance bekommen. Sie können die Lehre entweder in vier statt in drei Jahren absolvieren („Verlängerte Lehre“) oder aber schließlich nur eine Teilqualifizierung absolvieren in Form von einer kleinen Abschlussprüfung. „Da gibt es immer wieder wunderbare Erfolgserlebnisse und es ist traumhaft zu sehen, wie sich Jugendliche entwickeln können.“

Stolz ist sie auch immer, wenn es gelingt Jugendliche aus dem Programm über ein Praktikum zu einem Lehrplatz in einem Gastronomiebetrieb zu vermitteln. Nach den Corona-Jahren sei das besonders oft gelungen, „da waren wir fast leer“. Inzwischen sei die Nachfrage nach überbetrieblichen Ausbildungsplätzen aber wieder hoch.

Gewerkschafterin und Betriebsrätin

Bei Weidinger und Partner lernte sie aber auch noch eine andere Welt kennen: die der Gewerkschaft und des Betriebsrats. „Zuvor in den Betrieben, in denen ich als Köchin gearbeitet habe, hatte ich kaum Kontakt zur Gewerkschaft.“ Hier, in dieser Ausbildungseinrichtung war es anders. Als sie dann gefragt wurde, Mitglied des Betriebsrats zu werden, sei sie zunächst zögerlich gewesen. Könne sie das überhaupt? Nach vielen Gesprächen mit Kolleg:innen habe sie sich dann aber doch dazu entschlossen – und bereut es nicht.

„Wenn ich mit einer Kollegin etwas bespreche, was ihr Sorgen macht, und am nächsten Tag sehe ich sie mit einem Lächeln am Tisch sitzen und ich weiß, dass sie neu durchstarten kann, dann bin ich stolz, ein Teil des Betriebsrats-Teams zu sein.“

Bernadette Trenner

„Heute bin ich stolz, Mitglied des BABE-KV-Teams zu sein“, sagt sie. Heuer verhandelt sie bereits zum sechsten Mal diesen Kollektivvertrag mit. Aber auch ihre Betriebsratsarbeit mache ihr viel Freude. Diese halte sich zwar nicht an klassische Arbeitszeiten, „aber wenn ich mit einer Kollegin etwas bespreche, was ihr Sorgen macht, und am nächsten Tag sehe ich sie mit einem Lächeln am Tisch sitzen und ich weiß, dass sie neu durchstarten kann, dann bin ich stolz, ein Teil des Betriebsrats-Teams zu sein.“ Dabei sei wichtig: Auch kleine Schritte seien hier essenziell.

Das gelte übrigens für die Betriebsratsarbeit aber auch die KV-Verhandlungen generell, ist Trenner überzeugt. Sie setzt grundsätzlich auf Verhandlungen und Gespräche in wohlwollender Atmosphäre und betont, dass es wichtig sei, die Eskalationsstufen einzuhalten. „Ich halte nichts davon, sofort das Wort Streik in den Mund zu nehmen. Davor gibt es noch viel Spielraum.“

Hast du schon einmal überlegt selbst einen Betriebsrat zu gründen?

Wenn es bei dir im Betrieb mindestens 5 Beschäftigte gibt, kann eine Betriebsratswahl stattfinden. Dein Chef/deine Chefin, darf die Wahl nicht behindern. Als Betriebsrätin/Betriebsrat hast du einen besonderen Kündigungsschutz und du kannst einen Teil deiner Arbeitszeit für die Betriebsratstätigkeit verwenden. Wir unterstützen und begleiten dich und deine KollegInnen bei der Durchführung der Betriebsratswahl.
Du möchtest mit uns darüber reden? Dann wende dich an unsere Beratung in deinem Bundesland. Alle Kontakte findest du hier: https://www.gpa.at/kontakt

Weiterbildung als Betriebsrätin

Was sie ebenfalls für wichtig hält: Sich als Betriebsrätin auszubilden und weiterzubilden. Sie habe hier die Angebote von Gewerkschaft und Arbeiterkammer gerne angenommen. „Diese Weiterbildung ist Gold wert. Es braucht arbeitsrechtliches Wissen, alleine mit dem Hausverstand kann ich die Kolleg:innen nicht gut beraten“, betont sie. Aber auch das Mitgestalten im Betrieb brauche entsprechendes Know-How.

„Diese Weiterbildung ist Gold wert. Es braucht arbeitsrechtliches Wissen, alleine mit dem Hausverstand kann ich die Kolleg:innen nicht gut beraten“

Bernadette Trenner

225 Kolleg:innen seien bei Weideringer und Partner österreichweit beschäftigt. Die Knackpunkte seien – wie in den KV-Verhandlungen – immer wieder ähnlich: Bezahlung und Arbeitszeit. Der BABE-KV sehe zum Beispiel nur eine Lohntabelle mit 20 Arbeitsjahren vor. Mittlerweile gebe es den KV aber schon über 20 Jahre „und ältere Kolleg:innen stehen in der Lohntabelle an“. Erfolge, die im Betrieb erreicht werden konnten: einerseits würden Beschäftigte sehr unterstützt, wenn sie Bildungskarenz in Anspruch nehmen wollen. Wichtig sei aber – gerade angesichts der hohen Inflation in den vergangenen Jahren – auch das Klinkenputzen des Betriebsrats bei Firmen und Geschäften, um Prozente für Mitarbeiter:innen zu verhandeln. Das seien kleine Dinge, die den Beschäftigten aber wirklich helfen würden.

Helfen schreibt Trenner auch in ihrer Freizeit groß: In ihrer Gemeinde Unterolberndorf, wo sie mit zwei Katzen und einem Hund lebt, ist sie Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Und auch dort hat es ihr der Nachwuchs angetan: sie ist Feuerwehrjugendausbildnerin, aber auch Teil des Einsatzteams. Brände seien zwar selten, andere Einsätze gebe es aber immer wieder: Da gehe es etwas beim Wintereinbruch darum, liegen gebliebene Fahrzeuge aus dem Schnee zu ziehen oder ein Reh, das sich in einen Garten verlaufen habe, zu befreien. „Wenn uns jemand um Hilfe bittet, sind wir da.“

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