Hohe Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen sind nicht nur ungerecht, sondern auch gesamtwirtschaftlich von Nachteil.
Für Wien wurde 2006 die wirtschaftliche Bedeutung der Kinderbetreuung berechnet. Das Ergebnis: Für jede Million Euro, die zusätzlich in Kinderbetreuungseinrichtungen investiert wird, erhöht sich die gesamtwirtschaftliche Produktion um 2,1 Mio. Euro. Weil dadruch vor allem österreichische Zulieferbetriebe Aufträge erhalten, und weil Menschen beschäftigt werden und ihre Einkommen wieder ausgeben. Der so genannte Beschäftigungsmultiplikator beträgt 15, d.h. jede weitere Million an solchen Investitionen schafft zusätzliche 15 Vollzeit-Arbeitsplätze.
Öffentliche Investitionen in diesem Bereich rechnen sich also. In Ländern, wo Frauen bessere Erwerbs- und Einkommenschancen als in Österreich haben, gibt es eine entsprechend gut ausgebaute und hochwertige soziale Infrastruktur. Ein verstärkter Ausbau dieser sozialen Infrastruktur in Österreich würde daher die Erwerbs- und Einkommenschancen der Frauen erhöhen und hätte gleichzeitig einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen. Darüber hinaus würden auch die Steuereinnahmen steigen, was wiederum die finanzielle Lage der öffentlichen Haushalte verbessert.
Wirtschaftswachstum
Laut OECD führt mehr Gleichheit zwischen den Geschlechtern langfristig zu einem höheren Wirtschaftswachstum. In Ländern mit traditionellen Familienstrukturen bleibt die Geburtenrate hinter jenen Ländern mit größerer Gleichheit zwischen Männern und Frauen zurück. Wenn man also beiden Elternteilen Erwerbsbeteiligung ermöglicht, profitiert die Gesellschaft mehrfach: Es werden mehr Kinder geboren, es gibt mehr Gleichheit und das Wirtschaftswachstum ist höher.
Das heisst es braucht einerseits bessere Rahmenbedingungen, damit Frauen auch nach der Geburt ihrer Kinder weiterhin einer Erwerbsarbeit nachgehen können, andererseits muss auch die Einkommensschere geschlossen werden. Das verlangt eine Anhebung der Einkommen in den frauendominierten Branchen (Handel, Gesundheit und Soziales, Tourismus) und einen Erhöhung des Frauenanteils in den noch männerdominierten industriellen Branchen und in den oberen Hierarchieebenen. Noch immer arbeiten mehr als die Hälfte der weiblichen Lehrlinge in 3 von 270 Lehrberufen: Friseurin, Einzelhandelskauffrau und Bürokauffrau. Das erklärt aber nicht alles, denn auch bei höheren Bildungsabschlüssen (AHS, BHS) und obwohl der Bildungsstand der Frauen insgesamt stark gestiegen ist, bleibt der Einkommensnachteil bestehen.
Eine höhere Bezahlung in frauendominierten Brachen bedeutet auch mehr inländische Wertschöpfung. Höhere Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen führen zu stabilerer Beschäftigung, weniger Fluktuation und bieten mehr Anreiz zu Weiterbildung. Das erhöht die Qualität der Arbeit und die Wertschöpfung.
Sozialer Zusammenhalt
Die Überwindung des Lohngefälles leistet aber noch mehr: Einen Beitrag zur Schaffung einer gleicheren Gesellschaft und zu mehr sozialem Zusammenhalt. Der Vorteil solcher gleicher Gesellschaften sind ein besserer Gesundheitszustand, mehr Vertrauen, mehr Stabilität, weniger Kriminalität und geringere Konfliktkosten. Eine faire Bezahlung der Arbeit von Frauen wird ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit fördern und durch das Ansteigen des Lebenszeitverdienstes die Gefahr der Verarmung verringern.