Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Dieser Satz hat einen langen Bart und ist nicht besonders lustig. Einige Vertreter von Industrie und Wirtschaft lassen sich davon aber nicht abschrecken und haben ihn in der Wahlkampfhitze offenbar zu ihrem neuen Motto erklärt, um gewerkschaftliche Forderungen zu bekämpfen.
Es begann vor ein paar Monaten mit der Studie gegen die Vermögenssteuern. Das Institut für höhere Studien ließ sich vor den Karren der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer spannen und zog aus, um zu beweisen, dass unsere wichtigste Forderung für mehr Verteilungsgerechtigkeit nur hohe Verwaltungskosten verursacht, die Wirtschaft bremst und Umverteilungsmaßnahmen ganz generell nicht notwendig wären. Die Argumente und Berechnungen stellten sich als nicht haltbar heraus und haben uns mehr genutzt als geschadet. Die inneren Widersprüche der Studie belegen, dass es kaum seriöse Argumente gegen eine gerechtere Verteilung der Steuerlast gibt.
Eine Blamage für Macher und Auftraggeber der Studie. Und ein ordentlicher Dämpfer. Sollte man meinen. Die Industriellenvereinigung ließ sich davon aber nicht entmutigen und ließ eine weitere „Studie“ erstellen. Diesmal sollte der Schaden nachgewiesen werden, den Forderungen des ÖGB-Bundeskongresses in der Wirtschaft anrichten. Auftraggeber war passenderweise diesmal gleich das hauseigene Forschungsinstitut ECO-Austria. Auch diese Studie erwies sich als mehr als seltsam. Die Berechnungen waren nicht nachvollziehbar und wichtige Parameter wie etwa geschaffene Arbeitsplätze, wurden nicht berücksichtigt. Zufall? Wohl eher nicht.
Man könnte noch eine „Studie“ der KMU-Forschung Austria im Auftrag der Wirtschaftskammer erwähnen, die ebenfalls beweisen sollte, welchen Schaden Vermögenssteuern anrichten. Wie gehabt, war auch hier die Beweiskette nicht nachvollziehbar und die Studienautoren (absichtlich?) fälschlich davon ausgegangen, dass Betriebsvermögen im ÖGB-Vermögenssteuermodell steuerpflichtig ist. Als die Industriellenvereinigung schließlich eine „Studie“ der Statistik Austria ankündigte, die beweisen sollte, dass in Österreich der gesellschaftliche Aufstieg so einfach sei wie in kaum einem anderen Land, schaltet sich das Pressebüro der Statistik Austria ein und dementiert die Existenz der Studie. Es hätte nur eine Auswertung von Lohnsteuerdaten gegeben, die von der IV falsch interpretiert worden sei. Die Blamage zieht Kreise in allen Medien.
Ein Grund aufzugeben ist das aber noch nicht. Die nächste Pseudostudie ist nämlich schon in der Pipeline und will beweisen, dass zwischen 2008 bis 2012 70.000 Arbeitsplätze durch die Abwanderung von Unternehmen verloren gingen. Eine weitere dreiste Zahlentrickserei wie sich herausstellt. Firmen, die angeblich das Land verlassen haben (z. B. Nespresso), dementieren und können sich nicht erklären, wie die Studienautoren zu diesem Schluss kommen. Der Studienwirrwarr schadet uns nicht. Im Gegenteil: Er macht deutlich, dass unsere Argumente Hand und Fuß haben. Das macht unsere Kontrahenten so nervös, dass sie nur noch Statistiken vertrauen, die sie selbst gefälscht haben.