Wohlstandsgewinne fair verteilen statt auf Wirtschaftsabschwung warten

Fotolia, Markus Mainka
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Das WIFO hat Mitte November festgestellt, dass sich die österreichische Wirtschaft „in der Reifephase einer Hochkonjunktur“ befindet. Mit anderen Worten: wir stehen am Höhepunkt des Konjunkturaufschwunges.

Für die Gewerkschaften ist daher klar: Es ist genau jetzt an der Zeit, die Löhne und Gehälter kräftig zu erhöhen. Die Betriebe haben ihre Produktion stark erhöht, sie haben sehr gut verdient und die Gewinne sind stark gestiegen. Und die Eigentümer haben meist prächtig verdient.

Das Wachstum stieg von 0 Prozent 2013 die letzten Jahre laufend an und soll 2018 3 Prozent betragen. Nach einigen mageren Jahren nach der Finanzkrise und dem darauffolgenden Sparkurs begann das Wachstum 2016 anzuziehen. In diesem Jahr ist auch die vom ÖGB erkämpfte Lohnsteuersenkung in Kraft getreten. Die Konjunktur kam also in Fahrt, als die verfügbaren Einkommen der Menschen wieder gestiegen sind.

Den Ruf der Arbeitgeber nach maßvollen Abschlüssen, weil das Wachstum nächstes Jahr geringer sein wird, kann von uns nicht geteilt werden. Gerade die Wirtschaft betont immer, dass nur das verteilt werden kann, was zuvor erarbeitet und erwirtschaftet wurde. Demzufolge ist jetzt der beste Zeitpunkt für kräftige Lohn- und Gehaltserhöhungen. Jetzt geht es den Gewerkschaften darum, den gestiegenen Wohlstand und die Produktionszuwächse gerecht zu verteilen.

Dass das Wachstum nächstes Jahr etwas geringer sein wird, ist kein Argument dafür, jetzt Zurückhaltung zu üben. Außerdem wären die ArbeitnehmerInnen dann die einzigen, die zurückhaltend wären. Maßvoll waren jedenfalls die Eigentümer und Manager nicht:
Die Manager der österreichischen börsenotierten Unternehmen verdienten 2017 das 56-fache eines österreichischen Beschäftigten. 2003 betrug der Faktor noch das 20-fache. Die Schere hat sich also immer weiter geöffnet. Auch die Eigentümer nutzen ihre Unternehmensbeteiligungen stark aus. Die Gewinnausschüttungen wurden 2018 um 30% erhöht. Man entzieht den Unternehmen also viel Geld, statt es für Investitionen oder als Reserven im Unternehmen zu belassen.

Eine solide und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ist nur möglich, wenn der Wohlstandszugewinn breit verteilt wird. Nur wenn die gestiegene Produktion auch auf eine gestiegene Kaufkraft trifft, wird die Wirtschaft dir Produktion auf hohem Niveau halten und ausbauen.
Lohnerhöhungen sind daher nicht nur eine Frage der Fairness sondern auch wirtschaftlicher Vernunft.

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