Bank Austria: Kampf um Arbeitsplätze

Der Zentralbetriebsratsvorsitzende der Bank Austria AG und Mitglied des Eurobetriebsrates bei Unicredit Adi Lehner bei einer Kundgebung für den Erhalt der Arbeitsplätze bei der UniCredit Service GmbH am 28.2.2024
Foto: Edgar Ketzer

Trotz Rekordgewinnen in Österreich und auf Konzernebene will die UniCredit ihre IT-Tochter UniCredit Service GmbH in Österreich mit Ende Oktober schließen. Mehr 200 Beschäftigte sind davon betroffen. Die nationalen Belegschaftsvertretungen der UniCredit GmbH, der Bank Austria, aber auch der Europäische Betriebsrat und die länderübergreifende Gewerkschaftsallianz von UniCredit wehren sich entschieden dagegen.

UniCredit & Bank Austria erwirtschaften hohe Gewinne für ihre Aktionär:innen

Die Bank Austria (Unicredit Bank Austria AG) ist seit 2006 im Mehrheitseigentum der italienischen Bankengruppe Unicredit. Außerhalb Österreichs engagiert sich das Finanzinstitut stark in den mittel- und osteuropäischen Ländern.

Anfang Februar 2024 präsentierte die Mailänder Konzernmutter UniCredit die Geschäftszahlen für das Jahr 2023: Die Bankengruppe verzeichnete einen Überschuss von 8,6 Mrd. Euro (ein Anstieg von 50% gegenüber dem Vorjahr), der vollumfänglich an die Aktionär:innen ausgeschüttet wird. Die Wiener Tochter der UniCredit, die Bank Austria, erwirtschaftete 2023 einen Nettogewinn von mehr als einer Milliarde Euro. Trotz dieser durchaus soliden Finanzlage kommt es einmal mehr zu Restrukturierungen auf Kosten der Beschäftigten.

IT-Tochter in Wien wird 2024 zugesperrt – mehr als 200 Arbeitsplätze sollen abwandern

Die UniCredit Services GmbH (UCS) ist die IT-Tochter der UniCredit in Österreich und stellt der Bank EDV-Dienstleistungen zur Verfügung. Rund 280 Mitarbeiter:innen der UCS sind am Standort in Wien beschäftigt. UniCredit will die UCS nun Ende Oktober 2024 in Wien zusperren.

An die 80 dieser Beschäftigten wurden ursprünglich von der Bank Austria in die UCS entsandt und können daher in das Institut zurückkehren. Für die anderen 200 Mitarbeiter:innen hingegen ist die Situation alles andere als rosig. Obwohl ein Sozialplan in Verhandlungen ist, werden die Beschäftigten ihren Arbeitsplatz verlieren. In einer Stellungnahme der Bank Austria bot man diesen Mitarbeiter:innen zynischerweise an, in das UniCredit Headquarter am Dienstort Mailand zu wechseln.

“Die Mitarbeiter:innen der UCS sind mit ihrer Expertise enorm wichtig für die Bank Austria. Sie sind Top-Exptert:innen und die Entscheidung auf diese Expertise zu verzichten, bleibt unverständlich.“

Adi Lehner, Zentralbetriebsratsvorsitzender der Bank Austria AG und Mitglied des Eurobetriebsrates bei Unicredit

Stellenabbau und Standortverlagerungen aufgrund digitaler Transformationsprozesse

Begründet wird dieser Stellenabbau am Standort Wien von Seiten der Bank Austria mit der Notwendigkeit digitaler Transformationen. Nun soll die UCS ganz abgewickelt werden. Manche Bereiche werden wohl nach Rumänien oder Italien verlagert werden.

Die Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (Eurofound) hat bereits im September 2022 einen Bericht über Restrukturierungsprogramme in Privatkundenbanken veröffentlicht. Angetrieben werden diese teils einschneidenden Veränderungsprozesse in den Finanzinstituten insbesondere durch die fortschreitende Digitalisierung. Fallstudien des Berichtes belegen aber auch klar: der soziale Dialog sichert den Beschäftigten bei Restrukturierungen Mitsprache und ist ein wirksames Instrument zur Abmilderung negativer Folgen für Belegschaften.

Belegschaftsvertretungen setzen sich gegen Stellenabbau in Österreich zur Wehr

Schon länger finden in der Bank Austria immer wieder Umstrukturierungen, verbunden mit Stellenabbau, statt. Wie so oft wurden die Belegschaftsvertretungen auch in diesen Fällen lange nicht über die Pläne und Vorhaben eingeweiht. Bereits im Juni 2022 haben sich die Vorsitzenden aller Betriebsräte der UniCredit-Unternehmen in Österreich in Form einer Resolution an das Bank Austria Management gewandt, wie auch der Standard berichtete.

Protestaktion der UCS-Beschäftigten in Wien am 28.2.2024
Foto: Edgar Ketzer

Die Belegschaftsvertretungen sprachen sich darin entschieden gegen den überschießenden und permanenten Abbau von Arbeitsplätzen in Österreich aus, die in andere Länder oder an andere Unternehmen aufgrund von Kosteneinsparungen verlagert werden. Sie wiesen auch darauf hin, dass bereits getätigte Umstrukturierungen „bei weitem nicht immer erfolgreich“ waren und, „im Gegenteil, zu komplexeren, aufwendigen und teureren Strukturen“ geführt haben.

Die Belegschaftsvertretungen riefen das Management dazu auf, die geplanten Restrukturierungen, insbesondere „im Tech-Bereich“ in Österreich zu überdenken. Mit Blick auf die finanziellen Rekordergebnisse der Bank, aber auch in Bezug auf Kund:innen und Beschäftigte.

Die Belegschaftsvertretungen forderten hingegen den Erhalt und Ausbau dieser qualitativ hochwertigen Arbeitsplätze in Wien und Österreich sowie Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für betroffene Beschäftigte.

“Gerade in deiner digitalisierten Welt sollte es auch in Phasen von Know-How Konzentration an bestimmten Konzernstandorten möglich sein, Arbeitsplätze von Expertinnen und Experten auch lokal/dezentral zu erhalten. Das ist mehr eine Managementfrage und weniger eine technische Frage.“

Adi Lehner, Zentralbetriebsratsvorsitzender der Bank Austria AG und Mitglied des Eurobetriebsrates bei Unicredit

Europäischer Betriebsrat und länderübergreifende Gewerkschaftsallianz unterstützen Widerstand gegen Stellenabbau in Österreich

In einer gemeinsamen Stellungnahme haben sich der Europäische Betriebsrat (EBR) sowie die länderübergreifende Gewerkschaftsallianz (TUA) der UniCredit ganz klar gegen den Stellenabbau am Standort Österreich ausgesprochen. Im gemeinsamen Schreiben mahnen EBR und TUA den länderübergreifenden sozialen Dialog zwischen Management und Belegschaftsvertretungen ein und fordern diesen insbesondere in Bezug auf die voranschreitenden Digitalisierungsprozesse im Konzern. Konkret fordert der EBR die unverzügliche Involvierung in die unternehmensinterne IT-Strategie und die Einhaltung des gesetzlichen und in der EBR-Vereinbarung festgeschriebenen Informations- und Konsultationsprozesses.

Die TUA bekräftigt in dem gemeinsamen Schreiben ihre Ablehnung gegenüber der Standortverlagerung und setzt sich für die Gewährleistung eines stabilen Beschäftigungsniveaus in allen europäischen Ländern ein. Insbesondere die Schließung der UCS in Wien sowie die damit verbundenen Kündigungen erfahrener Mitarbeiter:innen und der gleichzeitige Rekrutierungsversuch neuer Beschäftigter an anderen Standorten ist weder nachhaltig noch richtig. Ziel ist es, die Kolleg:innen in Wien weiter zu beschäftigten und sie für neue Arbeitsbereiche entsprechend umzuschulen bzw. zu qualifizieren.

Erste Erfolge der gemeinsamen intensiven Auseinandersetzung und des Sozialen Dialogs der Betriebsrätinnen und Betriebsräte in Österreich haben zumindest dazu geführt, dass in der Bank Austria eine neue Digitalisierungsabteilung eingerichtet werden soll, die die Transformation begleiten soll. Insbesondere die Expert:innen der UCS sind eingeladen, sich zu bewerben.

„Die internationale Solidarität wird immer wichtiger und ich freue mich, dass die TUA in der UniCredit gemeinsam mit dem EBR eine immer stärkere Stütze im Sozialen Dialog und im Kampf für die Interessen der Mitarbeitenden der UniCredit in allen Ländern wird.“

Adi Lehner, Zentralbetriebsratsvorsitzender der Bank Austria AG und Mitglied des Eurobetriebsrates bei Unicredit
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