Frauen arbeiten heuer 72 Tage gratis

52.033 Euro beträgt das Durchschnittsbruttoeinkommen von Männern, 41.785 Euro das von Frauen.
Quelle: Statistik Austria: Foto: GPA-djp Öffentlichkeitsarbeit, Lucia Bauer

Am 21. Oktober 2019 ist Equal Pay Day. Das ist jener Tag, an dem Männer mit einem Vollzeitjob das Jahreseinkommen von Frauen mit Vollzeitjob erreicht haben. In Relation zu den Männern arbeiten Frauen also ab sofort gratis.

19,7 Prozent beträgt der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen in Österreich. Oder in absoluten Zahlen 10.172 Euro. Männer verdienen in Österreich durchschnittlich 52.033 Euro brutto, Frauen nur 41.785. Wesentliche Gründe dafür sind die ungleiche Verteilung der unbezahlten Arbeit und die hohe Teilzeitquote von Frauen. Noch immer sind es vor allem Frauen, die Kinder betreuen und Angehörige pflegen. Frauen arbeiten zudem wesentlich häufiger als Männer in schlechter bezahlten Berufen und kommen seltener in Führungspositionen. Die Einkommensunterschiede setzen sich später auch bei der Pension fort. Knapp 40 Prozent niedriger ist die durchschnittliche Frauenpension im Vergleich zur durchschnittlichen Männerpension.

Die Lohnschere zwischen Männern und Frauen schließt sich nur langsam. Seit dem letzten Jahr hat sich der Equal Pay Day um genau einen Tag verschoben. 2018 fiel er auf den 20. Oktober, 2019 ist es der 21. Oktober. 2010 fiel der Equal Pay Day noch auf auf den 29. September.

Verbesserungen, die zu einer Reduktion der Einkommensschere führen, sind mehr Flexibilität beim Kinderbetreuungsgeld. Das hat zu kürzeren Karenzdauern und zu mehr Väterbeteiligung geführt. Laut AK Wiedereinstiegsmonitoring ist die Karenzdauer von Frauen von 732 Tagen auf 607 Tage, also um vier Monate zurückgegangen. Die Zahl der Väter, die ihre Erwerbstätigkeit wegen Kinderbetreuung unterbrochen haben, ist von 3.600 auf 9.600 angestiegen. Seit 2017 gibt es zudem die Möglichkeit für Väter, gleich nach der Geburt den Familienzeitbonus zu beziehen. Allerdings gibt es nach wie vor Hürden: der „Bonus“ wird vom Kinderbetreuungsgeld abgezogen und es gibt keinen arbeitsrechtlichen Anspruch auf einen Papamonat. Verbessert hat sich auch das Angebot an Kinderbetreuung. Die Betreuungsquote hat sich von 2007 auf 2017 bei Kindern unter drei Jahren mehr als verdoppelt (2007: 11,8 Prozent, 2017: 26,1 Prozent). Eine wichtige Rolle spielen auch die Erhöhung der Mindestlöhne und die bessere Anrechnung von Karenzzeiten.

Die Einkommensunterschiede sind österreichweit übrigens unterschiedlich hoch. Am niedrigsten sind sie in Wien und am höchsten in Vorarlberg. Während der Equal Pay Day in Vorarlberg schon am 23. September statt fand, ist es in Wien erst am 9. November so weit. Die unterschiedliche Höhe der Einkommensunterschiede geht Hand in Hand mit der regional unterschiedlich hohen Teilzeitquote von Frauen. In ländlichen Regionen mit weniger Kinderbetreuungseinrichtungen und frühen Schlusszeiten sind sowohl die Teilzeitquote als auch die Einkommensunterschiede besonders hoch. Während in Wien nur 0,5 Prozent der Kindertagesheime um 15 Uhr oder früher schließen, sind es österreichweit 22 Prozent und in Tirol und Vorarlberg fast die Hälfte.

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