Obwohl nahezu 50 Prozent der erwerbstätigen Personen in Österreich Frauen sind, muss man die Frauen an der Spitze weiterhin mit der Lupe suchen. Dabei gibt es ein effizientes Instrument, das zu verändern: Frauenquoten.
Frauen sind in Österreich besser ausgebildet als Männer, haben häufiger einen Studienabschluss und sie stellen 46,8 Prozent der Erwerbstätigen. In Spitzenfunktionen finden sich trotzdem fast nur Männer. Während es beim Berufseinstieg noch einigermaßen ausgewogen ist, wird die Luft für Frauen immer dünner, je weiter es nach oben geht. Betrachtet man die Karriereverläufe von Männern und Frauen, so verlaufen sie in jungen Jahre oft ähnlich, spätestens in den 30ern ziehen die Männer jedoch den Frauen davon. Liegt der Anteil an Führungskräften bei Beschäftigten Mitte 20 für Männer und Frauen noch gleich auf, so steigt er bei Männern ab 30 sprunghaft an und stagniert bei Frauen. Zwischen 30 und 45, während viele Frauen Kinder betreuen und weniger arbeiten, bauen Männer gegenüber Frauen einen massiven Karrierevorsprung auf, der nicht mehr aufholbar ist.
Der Unterschied wird umso deutlicher je wichtiger eine Position ist. Laut Frauen.Management.Report der AK sind nur 18,5 Prozent der Aufsichtsratsmandate von Frauen besetzt, 15,8 Prozent der ProkuristInnen sind Frauen, in den Vorständen sind es 7,2 Prozent und an der Unternehmensspitze überhaupt nur mehr 3,6 Prozent. Im internationalen Vergleich liegt Österreich eher im hinteren Bereich, was Frauen in Führungspositionen betrifft.
Dabei ist mittlerweile durch viele Studien belegt, dass Frauen in Führungspositionen den Unternehmenserfolg erhöhen. Mehr Frauen in Führungspositionen gehen laut IHS einher mit einer besseren finanziellen Performance des Unternehmens. Frauen in Führungspositionen agieren nachweislich anders als Männer und das geht einher mit höheren Gewinnen und mehr Krisenstabilität. Frauen in Führungspositionen beeinflussen zudem die Unternehmenskultur positiv in Richtung mehr Offenheit.
Seit 1. Jänner 2018 ist in Aufsichtsratsgremien eine Quote für ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis vorgeschrieben. 2019 hat die AK diese Quotenregelung erstmals evaluiert und die Zahlen zeigen mehr als deutlich: Frauenquoten wirken. Innerhalb eines Jahres hat sich der Frauenanteil bei jenen Börsennotierten Unternehmen, die unter die Quotenregelung fallen von 22 auf 27 Prozent erhöht.
Dass Frauenquoten wirken zeigt auch der Vergleich mit Island und Norwegen. In Norwegen wurde bereits 2003 eine gesetzliche Frauenquote für Verwaltungsräte staatlicher sowie börsennotierter Unternehmen von 40 Prozent eingeführt. 2016 lag der Frauenanteil dort bei 41 Prozent. In Island müssen Unternehmen schon ab 50 MitarbeiterInnen einen 40 Prozent Anteil beider Geschlechter nachweisen. Kein Wunder, dass Island in Europa Spitzenreiter ist, was Frauen in Führungspositionen betrifft.
Quoten nutzen qualifizierten Männern und Frauen
Frauenquoten bringen jedoch nicht nur einfach Frauen in Spitzenpostionen, Sie bringen qualifizierte Frauen in Spitzenpositionen. Mittelmäßig qualifizierte Männer müssen dafür weichen. Das zeigt eine Studie aus Schweden.
WissenschafterInnen aus Schweden und Großbritannien haben die Wirkung der Frauenquote auf politische Organisationen über einen längeren Zeitraum seit den 90er-Jahren untersucht und kamen zu – für manche doch – überraschenden Ergebnissen. Frauenquoten führen nämlich dazu, dass insgesamt mehr gut qualifiziertes Personal in Spitzenpostionen kommt – sowohl Frauen, als auch Männer. Die Behauptung, Frauenquoten würden dazu führen, dass unqualifizierte „Quotenfrauen“ befördert würden, erweist sich als Märchen: Es kommen im Gegenteil qualifizierte Frauen zum Zug, ebenso wie qualifizierte Männer. Männer, die trotz nur mittelmäßiger Qualifikation Spitzenjobs inne haben, werden dagegen oft verdrängt.
Die ForscherInnen kamen zu dem Schluss, dass weniger qualifizierte Männer sich häufig mit Netzwerken umgeben aus ebensolchen Männern. Für diese Gruppe stellen Geschlechterquoten tatsächlich eine konkrete Bedrohung dar, entsprechend sind sie die vehementesten Gegner von Quoten. Die AutorInnen der Studie haben daher den Begriff „Krise der mittelmäßgen Männer“ geprägt.
Die Studie hat zudem neue Methoden der Messbarkeit von „Kompetenz“ entwickelt, die nicht nur Ausbildung berücksichtigt, sondern auch das Einkommen in Relation zum Alter, zur Ausbildung und zur Wohnregion.