Warum Managergehälter jetzt begrenzt werden müssen

Grafik: GPA-djp-Öffentlichkeitsarbeit, Lucia Bauer
Quelle: AK

57 mal so viel wie normale Beschäftige verdienen Manager in Österreich. Das ist das Ergebnis einer Erhebung der Arbeiterkammer* zu den ATX-Unternehmen.

Die Erhebung umfasst 17 der 20 ATX-Unternehmen. Das sind die an der österreichischen Börse gelisteten Unternehmen. Im Schnitt erhalten die Vorstände dieser Unternehmen ein Gehalt von 1,86 Millionen Euro. Das ist zwar weniger als noch im Jahr 2018, in dem die österreichischen Managergehälter ihr bisheriges All-Time-High erreichten, aber immer noch das 57-fache eines mittleren Einkommens in Österreich. Im Jahr 2018 betrug ein durchschnittliches Managergehalt 2,19 Millionen Euro bzw. das 64-fache des mittleren Einkommens.

Die 17 ATX-Unternehmen erwirtschafteten im Jahr 2019 insgesamt einen Umsatz von 80,6 Millarden Euro. 265.000 MitarbeiterInnen waren in diesen Unternehmen beschäftigt. 67 Vorstandsmitglieder leiteten die Unternehmen. Mit dem höchsten Einkommen an der Spitze des Gehaltsrankings steht der Vorstandsvorsitzende der OMV Reiner Seele. Er hat ein Jahreseinkommen von 7,24 Millionen Euro. Im Vergleich zum Jahr 2018 ist sein Gehalt um sensationelle 56,1 Prozent angestiegen. Zweiter im Gehaltsranking ist Wilhelm Hörmannseder von Mayr-Melnhof mit 5,32 Millionen Euro und dritter ist Anas Abuzaakouk, der CEO der BAWAG Group mit immerhin noch 4,92 Millionen Euro jährlichem Einkommen.

Klar ist, die Entwicklung der Vorstandsgehälter hat sich längst von der Wirtschaftsentwicklung und noch viel mehr von der Entwicklung der Gehälter normaler ArbeitnehmerInnen entkoppelt. Das zeigte sich schon in der Finanzkrise, als Mangergehälter nach einem kurzen Einbruch rasch wieder kräftig anstiegen, während der Rest der Welt und vor allem die ArbeitnehmerInnen noch damit beschäftigt waren, die Folgen der Krise zu verdauen.

Mangergehälter bestehen normalerweise aus einer Fixvergütung und einem variablen Anteil, der vom wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens abhängt. Um einen stärkeren Einbruch der Managergagen in der Wirtschaftskrise zu vermeiden, erhöhte man von 2008 auf 2009 einfach die Fixbestandteile von 46,6 Prozent auf mehr als 60 Prozent. So verdiente das Management trotz Kurzarbeit und Personalabbau auch in den Krisenjahren ausgezeichnet.

In der Coronakrise stellt sich nun verstärkt die Frage, wie mit Managergehältern und Bonuszahlungen umzugehen ist, damit sich die Entwicklung der letzten großen Wirtschaftskrise nicht wiederholt. Immer mehr Politiker unterschiedlicher Parteien fordern einen Bonusverzicht des Managements für 2019 und 2020. Einige deutsche Manager haben bereits angekündigt einer gesetzlichen Beschränkung zuvor zu kommen und auf Teile ihrer Gagen zu verzichten. So etwa der Chef der Lufthansa Carsten Spohr oder der Vorstand des Sportartikelherstellers Puma Bjørn Gulden. Er will für April auf sein volles Gehalt verzichten. Der Vorstand von TUI hat angekündigt, sich ab April bis auf weiteres ein 30 Prozent niedrigeres Grundgehalt auszuzahlen.

In Österreich hat bisher die BAWAG Group den Verzicht auf Bonuszahlungen angekündigt. Mit fast 20 Millionen, die dort insgesamt an Vorstandsvergütungen ausbezahlt werden, befinden sich die BAWAG-Manager immer noch im Spitzenfeld bei den Einkommen. Ebenfalls Gehaltskürzungen bei Managergagen hat die Firma Porr angekündigt. Dort wird derzeit kurz gearbeitet. Der Baukonzern hat außerdem die Dividende für 2019 gestrichen.

Ein der Krise angepasster Umgang mit Bonuszahlungen und Vorstandsgagen darf jedoch nicht vom Goodwill von einzelnen Managern anhängen. Die Arbeiterkammer fordert daher eine sogenannte Boni-Bremse. Das ist eine Verpflichtung für Unternehmen, die staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen, auf mindestens 50 Prozent der letztjährigen Bonuszahlungen zu verzichten. Diese Boni-Bremse sollte die Voraussetzung für sämtliche Hilfsmaßnahmen sein. Bei einer Eigenkapitalbeteiligung des Staates soll bis zu einer Rückzahlung von 75 Prozent generell ein Verbot von Bonuszahlungen gelten.

*Die Erhebung umfasst 17 der 20 ATX-Unternehmen. Dazu zählen: Andritz AG, Bawag Group AG, CA Immobilien Anlagen AG, Erste Group Bank AG, Immofinanz AG, Lenzing AG, Mayr-Melnhof Karton AG, Österreichische Post AG, OMV AG, Raiffeisenbank International AG, S-Immo AG, Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG, Telekom Austria AG, Uniqa Insurance Group AG, Verbund AG, Vienna Insurance Group AG und Wienerberger AG. Die übrigen drei Unternehmen AT & S Austria Technologie & Systemtechnik AG, Do & Co AG und Voestalpine AG konnten aufgrund des Bilanzstichtags per 31.03.2020 und der damit verbundenen späteren Veröffentlichung des Jahresfinanzberichts nicht in die vorliegende Erhebung einbezogen werden.

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