Krank in die Arbeit

Der Arbeitsklima Index der AK-Oberösterreich zeigt: 53 Prozent der Beschäftigten arbeiten in der Corona-Krise, auch wenn sie krank sind. Damit ist der Anteil jener Menschen, die krank arbeiten so hoch wie nie zuvor.

Der Anteil der Beschäftigten, die arbeiten, obwohl sie krank sind, steigt in der Corona-Pandemie. Aus Pflichtgefühl oder Zeitdruck gehen die Menschen krank arbeiten. Auch Homeoffice spielt bei dieser Entwicklung eine Rolle. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich. Bei AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer schrillen angesichts dieser Zahlen die Alarmglocken: „Wenn mehr als die Hälfte sagt, im vergangenen Jahr auch krank gearbeitet zu haben, dann läuft gewaltig etwas schief. Die Unternehmen müssen die Belastungen minimieren und die Arbeitszeiten reduzieren!“

Im ersten Quartal des heurigen Jahres gaben 53 Prozent der Beschäftigten in Österreich an, gearbeitet zu haben, obwohl sie krank waren. Im vergangenen Jahrzehnt war dieser Anteil stabil geblieben bei 30 bis 35 Prozent eingependelt. Wenn man sich nicht einmal dann eine Auszeit nimmt, wenn man krank ist, dann hat das langfristig negative Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden. Beschäftigte, die krank arbeiten, berichten besonders häufig über Kopfschmerzen, Muskelverspannungen oder Kreuzschmerzen,

Besonders häufig kommt das krank arbeiten gehen in der Altersgruppe zwischen 30 und 39 vor. Frauen gehen öfter krank arbeiten als Männer. Beschäftigte im Homeoffice arbeiten ebenfalls besonders häufig, auch wenn sie krank sind.

Pflegekräfte gehen besonders häufig krank arbeiten

Beschäftigte, die unter Zeitstress und ständigem Arbeitsdruck leiden, arbeiten auch dann, wenn sie sich eigentlich schonen sollten. Ihr häufigster Grund, krank zu arbeiten, ist das Pflichtgefühl gegenüber den KollegInnen, gefolgt von der Angst, die Arbeit würde sonst liegen bleiben. Nach Berufen betrachtet, stechen Pflegekräfte hervor: 71 Prozent von ihnen haben im vergangenen Jahr gearbeitet, obwohl sie nicht gesund waren. Auch LehrerInnen, SachbearbeiterInnen, öffentliche Angestellte und Beschäftigte im Einzelhandel waren häufig trotz Krankheit beruflich im Einsatz.

Genauer unter die Lupe genommen wurde bei der aktuellen Auswertung auch die soziale Dimension der Pandemie. Das Ergebnis: Corona deckt die Ungleichheit schonungslos auf – und verstärkt sie auch noch. Wirft man nämlich einen Blick auf die Beschäftigten mit der höchsten und der niedrigsten Arbeitszufriedenheit, tun sich große Unterschiede auf. Jeweils weit über 90 Prozent der „oberen zehn Prozent“ sind mit ihrem Leben, ihrem Beruf, ihrem Einkommen zufrieden – daran hat Corona nichts geändert. Bei den „unteren zehn Prozent“ hingegen sind jetzt nur mehr 45 Prozent mit ihrem Leben, 35 Prozent mit ihrem Beruf und 20 Prozent mit ihrem Einkommen zufrieden. Viele von ihnen arbeiten in prekären Jobs in der Reinigung, am Bau sowie im Handel. Sie klagen über steigenden Zeitdruck, schlechte Gesundheitsbedingungen und permanenten Arbeitsdruck. Unzufriedene blicken auch deutlich pessimistischer in die wirtschaftliche und ihre persönliche Zukunft.

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