Für mehr Lohn und kleinere Gruppen

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Die Kleinkinderzieherin Dunja Abuja setzt sich seit 2013 als freigestellte Betriebsrätin vor allem für die Interessen ihrer KollegInnen nicht nur im Unternehmen, für das sie arbeitet, sondern für den gesamten Bereich der Kinderbildung- und -betreuung ein.

Von der Politik wünscht sie sich anlässlich des „Tages der Kinderbetreuung“ am heutigen 10. Mai, hier Verantwortung zu übernehmen und den Bereich Kinderbetreuung besser zu dotieren, damit die Arbeitsbedingungen der hier tätigen PädagogInnen und BetreuerInnen besser werden.

Warum Dunja Abuja gerne mit Kindern arbeitet? „Diese Arbeit ist einfach schön. Da ist so viel Ehrlichkeit dahinter, so viel Liebe und jeden Tag gibt es etwas Neues.“ Immer schon hat sie sich aber auch gerne für ihre KollegInnen des privaten Kärntner Kinderbetreuungsanbieters Kindernest, für den sie seit 1999 arbeitet, eingesetzt. Als 2012 im Unternehmen Stimmen laut wurden, die sich für eine Neugründung des Betriebsrats aussprachen traten KollegInnen an sie heran und fragten, ob sie sich nicht hier engagieren wolle. Seitdem steht sie der ArbeitnehmerInnenvertretung des Kindernests als Vorsitzende vor. In dieser Funktion wurde sie auch schon ein Mal – 2016 – bestätigt. Ende dieses Jahres steht die nächste Betriebsratswahl im Unternehmen an.

„Diese Arbeit ist einfach schön. Da ist so viel Ehrlichkeit dahinter, so viel Liebe und jeden Tag gibt es etwas Neues.“

Dunja Abuja

Verbesserungen für die gesamte Branche

Den MitarbeiterInnen des Kindernests ging es bei der Neugründung des Betriebsrats vor allem darum, eine/n AnsprechpartnerIn in arbeitsrechtlichen Fragen zu haben. Die Anliegen, mit denen sich Abuja auseinandersetzt, sind dann auch oft rechtlicher Natur: da geht es etwa ums Rahmenrecht zum Kollektivvertrag, aber natürlich gibt es auch immer wieder Anliegen, Beschwerden, Wünsche, die sich auf die Verbesserung der Arbeitssituation beziehen.

Vor allem aber habe sich in den vergangenen Jahren sowohl die Kommunikation im Betrieb als auch die Information über für MitarbeiterInnen wesentliche Fragen sehr verbessert, freut sich Abuja. Ihr ist es ein Anliegen, auch immer wieder zu erklären, warum es so wichtig ist, einen Kollektivvertrag zu haben. Besonders freut sie sich, dass das Kindernest den Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft Österreich anwendet, was zu wesentlichen Verbesserungen für die MitarbeiterInnen geführt habe – das wünscht sich Abuja für den gesamten Kinderbildungs- und -betreuungsbereich.

Teil des Verhandlungsteam für den Kollektivvertrag

Das Kindernest mit an die 100 Standorten und rund 400 MitarbeiterInnen in ganz Kärnten gehört zu jenen noch wenigen Kinderbildungs- und –betreuungseinrichtungen, die den Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft Österreich anwenden. Österreichweit fallen etwa 100.000 Beschäftigte unter diesen Kollektivvertrag, der Großteil von ihnen arbeitet allerdings in Bereichen wie der Pflege oder der Behindertenbetreuung. PädagogInnen und BetreuerInnen, die mit Kindern arbeiten, werden meist nach dem Mindestlohntarif abgegolten.

Das habe viele Nachteile, betont Abuja. Sie ist auch Teil des Verhandlungsteams für den Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft Österreich und weiß daher um den Unterschied in den Rahmenbedingungen, die sich hier für Beschäftigte ergeben. Die GPA Kärnten hat 2019 und 2020 gemeinsam mit BetriebsrätInnen eine Umfrage unter MitarbeiterInnen im Kinderbildungs- und –betreuungsbereich durchgeführt, die folgende Ergebnisse brachte: einerseits wünschen sich die Beschäftigten eine Reduktion der Gruppengrößen. Und andererseits fordern sie einheitliche Rahmenbedingungen in der Branche. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ sei da ein zentraler Wunsch.

Foto: Adobe Stock

Jene, die nach dem Mindestlohntarif eingestuft sind, haben derzeit weiterhin eine 40-Stunden-Woche. Beschäftigte in Betrieben, die den Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft anwenden, arbeiten aktuell 38 Stunden in der Woche, ab 1. Jänner 2022 werden es sogar nur mehr 37 Stunden sein. „Das bedeutet für Teilzeitkräfte mehr Lohn und für Vollzeitkräfte mehr Freizeit“, so Abuja. Das Ziel bleibe hier die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Diesem Ziel habe man sich mit der 37-Stunden-Woche nun wieder einen Schritt genähert. Wer unter den Kollektivvertrag falle, erhalte zudem rascher zusätzliche Urlaubstage, geregelt seien zudem Sonderurlaubstage, Vorbereitungszeiten, Zulagen oder eine Anschlusskarenz bis zum dritten Lebensjahr des Kindes.

Einheitliche Arbeitsbedingungen

Anlässlich des heutigen „Tages der Kinderbetreuung“ fordert Abuja einheitliche Arbeitsbedingungen für die gesamte Branche – also, dass der Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft für alle im Bereich Kinderbildung und Kinderbetreuung zur Anwendung kommt. Seitens der Arbeitgeber gebe es dazu vermehrte Zustimmung – allerdings werde oft argumentiert, dass die finanziellen Mittel fehlen. Und hier kommt die Politik in Spiel. Gerade in Zeiten von Corona sei so oft betont worden, dass die Beschäftigten in diesem Bereich systemrelevant seien. Dann werde zu klatschen aber nicht reichen, dann brauche es auch schlicht mehr Geld. „Kinderbetreuungsangebote braucht man für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Aber die außerfamiliäre Betreuung ist auch ein wirtschaftlicher Faktor: haben die Eltern keine Betreuung für ihre Kinder, stehen sie den Arbeitgebern auch nicht als Arbeitskraft zur Verfügung.“

„Die außerfamiliäre Betreuung ist auch ein wirtschaftlicher Faktor: Haben die Eltern keine Betreuung für ihre Kinder, stehen sie den Arbeitgebern auch nicht als Arbeitskraft zur Verfügung.“

Dunja Abuja

Mehr Lohn für MitarbeiterInnen in Kinderbetreuungseinrichtungen ist also eine zentrale Forderung, die Abuja an die Politik richtet. Sie wünscht sich aber auch mehr Wertschätzung, mehr Freizeit und mehr Personal. Dazu braucht es eine ausreichende Finanzierung im Sinn der Beschäftigten, aber auch im Sinn der Kinder.

Zur Person

Dunja Abuja, geb. 1974 in Villach, zunächst Ausbildung zur Buchhalterin, nach der Geburt der beiden Kinder berufliche Neuorientierung, sie ließ sich zur diplomierten Kleinkinderzieherin ausbilden. Seit 1999 in der gemeinnützigen Kindernest GmbH beschäftigt, dort seit der Neugründung des Betriebsrats deren Vorsitzende und dabei zuständig für 400 MitarbeiterInnen an fast 100 Standorten in Kärnten. Abuja ist Mitglied des Bundesvorstands der GPA sowie im Verhandlungsteam für den Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft Österreich. Sie lebt mit ihrem Mann im Gailtal. Die Kinder sind bereits erwachsen und Abuja freut sich, auch schon eine Enkeltochter zu haben. In ihrer Freizeit ist sie gerne in der Natur oder kümmert sich um ihren Garten.

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