„In Flächenbezirken Wiens aufs Auto angewiesen“

Roman Gutsch ist Betriebsratsvorsitzender bei der Caritas Socialis und unterstützt die Forderung nach einem höheren Kilometergeld.
Foto: Nurith Wagner-Strauss

Beschäftigte in der mobilen Pflege könnten ihre Zeitpläne in einigen Gegenden Wiens nicht einhalten, würden sie nicht ihren privaten Pkw benutzen, sagt Roman Gutsch, Betriebsratsvorsitzender des mobilen Bereichs der CS Caritas Socialis. Daher sei die Kampagne, die sich für eine Erhöhung des Kilometergeldes einssetzt, so wichtig.

Grundsätzlich müsse vor allem der öffentliche Verkehr forciert werden, betont Gutsch. Deshalb fahre der Betriebsrat der CS Caritas Socialis auch mit dem Zug zu jeder Klausur. Aber man müsse den Realitäten ins Auge sehen. „Wir haben einen anhaltenden Personalmangel, dazu kommen die Ausfälle durch Corona. Die KollegInnen sind überplant und es gibt Bezirke, in denen sie die Strecken zwischen ihren Hausbesuchen zeitlich nicht mit dem öffentlichen Nahverkehr schaffen. Sie sind auf ihr Auto angewiesen.“ In innerstädtischen Lagen seien die Wege oft zu Fuß oder mit den Wiener Linien rasch zu machen. Aber in Flächenbezirken wie der Donaustadt, Liesing, Teilen Hietzings und Penzings sei es schwierig.

Besonders virulent sei das Problem mit der flächendeckenden Einführung des Parkpickerls in Wien geworden, erklärt Gutsch. Mit dem amtlichen Kilometergeld würden bei der Nutzung eines privaten Pkw für dienstliche Zwecke nicht nur der Wertverlust des Autos, Reparaturen oder Mautgebühren, sondern auch Parkgebühren abgegolten. Hier seien mobile Pflegekräfte daher nun mit Mehrkosten konfrontiert, die sie angesichts des niedrigen Lohnniveaus und häufiger Teilzeitbeschäftigung stark spüren. Seitens des Arbeitgebers die Parkgebühren zu bezahlen, löse das Problem auch nicht gänzlich: „Wenn beispielsweise Tagespauschalkarten übernommen werden, dann ist das eine Überzahlung über das amtliche Kilometergeld und das muss dann über das Lohnkonto abgerechnet werden – es werden also Lohnsteuer und Sozialversicherung fällig.“

„Manche KollegInnen müssen überlegen, ob sie nun das Service für das Auto oder ihre Miete zahlen. “

Roman Gutsch

Geholfen werden könnte den mobilen Pflegekräften nun daher vor allem mit einem: mit der Anhebung des Kilometergeldes, das derzeit 42 Cent beträgt und ohnehin seit 14 Jahren nicht mehr angehoben worden sei. Die GPA fordert hier einen Betrag von 60 Cent pro Kilometer. Was für manchen wie Peanuts klinge, sei für seine KollegInnen teils existenzbedrohend, gibt Gutsch zu bedenken. „Manche KollegInnen müssen überlegen, ob sie nun das Service für das Auto oder ihre Miete zahlen.“

Arbeitgeber würden ohnehin nur das abgelten, was im Kollektivvertrag festgeschrieben sei. Das Kilometergeld sei aber eben im Kollektivvertrag verankert – daher wäre dies ein guter Hebel, um einerseits die HauskrankenpflegerInnen finanziell etwas zu entlasten, andererseits aber auch zu gewährleisten, dass die mobile Pflege auch in Bezirken wie dem 22. oder 23. weiter funktioniert. Denn, gibt Gutsch zu bedenken: wegen des großen Zeitdrucks würden die hier Beschäftigten keine wirklichen Pausen machen, sondern auf den Wegen zwischen den PatientInnen rasch etwas trinken oder essen. Das sei aber Covid-bedingt wegen der Maskenpflicht derzeit schwierig, wenn man öffentliche Verkehrsmittel benutzt. Das Auto werde für viele daher auch zum Rückzugsbereich zum kurz Verschnaufen.

Petition des ÖGB – Preise runter

Die Kosten für Energie und Mobilität explodieren und drängen viele Menschen an den Rand des finanziellen Ruins. Der ÖGB fordert von der Bundesregierung Maßnahmen, die Menschen entlasten.

  • Preise für Energie und Treibstoff senken!
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  • Mehrwertsteuer auf Öffi-Zeitkarten streichen!

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