Die Lehre als erfolgreicher Bildungsweg

Foto: Privat

Verena Findner kämpfte auf Grund schwieriger Familienverhältnisse schulisch sehr. Gerne hätte sie ein Oberstufenrealgymnasium absolviert, doch sie scheiterte an der mangelnden Basis, wie sie es selbst formuliert. In der Berufsschule war dann jedoch alles anders, „da fängt man von vorne an“. Diesen Herbst wird sie ihre Lehre im Bereich Großhandel abschließen.

Nicht jedes Kind wächst so auf, dass es erfolgreich eine Schullaufbahn absolvieren kann. Verena Findner musste wegen häufiger Umzüge oft die Schule wechseln, drei Mal in der Volksschule, drei Mal in der Hauptschule. Als sie zwölf Jahre alt war, wurde sie von der Fürsorge von ihrer Mutter, bei der sie damals gemeinsam mit einer Schwester – insgesamt hat sie zehn Geschwister beziehungsweise Halbgeschwister – lebte, getrennt. Sie wurde zunächst in einer Wohngemeinschaft des Jugendamts untergebracht und übersiedelte dann noch ein letztes Mal – ins SOS Kinderdorf Graz.

Eigentlich lernt Findner leicht und gerne, wie sie erzählt. Das Oberstufenrealgymnasium schaffte sie aber dennoch nicht, obwohl sie die neunte Schulstufe dort zwei Mal absolvierte. „Es fehlte einfach an der Basis. Ich hätte sicher in der Schule bessere Noten schreiben können, wenn ich durchgehend in die Schule hätte gehen können.“ Das war ihr, als sie noch mit ihrer Mutter zusammenlebte, allerdings nicht möglich. Die Mutter kämpfte mit psychischen Problemen. Die Tochter musste daher viel im Haushalt mithelfen und ging oft gar nicht zur Schule. Dazu kamen massive Mobbingprobleme. „Wenn man so oft Schule wechselt und immer die Neue ist, dann hat man keine Freunde und wird rasch gemobbt.“

Berufswunsch soziale Arbeit

Ihr eigentlicher Berufswunsch ging in Richtung Soziales, „ich hätte gerne etwas mit Kindern gemacht“. Doch dann musste sie umständehalber rasch eine Lehrstelle suchen – und fand sie bei Metro im Bereich Großhandel. „In den Handel wollte ich eigentlich nie gehen.“ Inzwischen ist sie jedoch froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben. In der Berufsschule ging es ihr von Beginn an gut, „dort hatte ich überhaupt keine Probleme. Da fängt man mit allem neu an und deshalb habe ich mir leicht getan.“ Diesen Herbst wird sie ihre Ausbildung mit der Lehrabschlussprüfung abschließen.

„Das wichtigste bei dieser Tätigkeit ist, immer ein offenes Ohr für die Lehrlinge zu haben.“

Verena Findner

Und auch in der Abteilung, in der sie nun arbeitet – dem Backshop – gefällt es ihr gut. „Mit Großhandel hat das zwar wenig zu tun, es ist mehr wie die Arbeit in einem Supermarkt, nur dass wir große Mengen verkaufen.“ Aber das Team sei nett und dieses Gefühl beruhe auf Gegenseitigkeit: „Das Team mag mich und ich mag das Team.“

Grundsätzlich gefällt ihr die Kommunikation und Zusammenarbeit mit anderen. Deshalb mag sie auch ihre Tätigkeit als stellvertretende Vorsitzende des Jugendvertrauensrats. Hier könne sie nun auch ihre soziale Ader gut ausleben. „Das wichtigste bei dieser Tätigkeit ist, immer ein offenes Ohr für die Lehrlinge zu haben.“ Rund 250 MitarbeiterInnen sind aktuell am Metro-Standort Graz tätig. Eine Lehre absolvieren dort derzeit sechs junge Menschen.

Erste Anlaufstelle

„Wir sind die erste Anlaufstelle“, schildert Findner. Zuletzt hat sie etwa viele Gespräche mit einer jungen Frau geführt, die sehr schüchtern war und mit ihrer Vorgesetzten nicht zurechtkam. Sie hat das Unternehmen inzwischen freiwillig verlassen. Warum hält sie die Existenz eines Jugendvertrauensrats für wichtig? „Weil Jugendliche sich oft nicht zum normalen Betriebsrat zu gehen trauen und lieber mit Leuten sprechen, die im selben Alter sind. Von Älteren hört man öfter, das haben wir alle machen müssen und bei uns damals war es noch so und so. Das will man aber nicht hören. Man will mit jemandem sprechen, der die Probleme ernst nimmt.“

Und das tut Findner. Hilfreich bei der Beratung war das Absolvieren des Grundkurses der Gewerkschaft. Hier werde sie sich sicher noch weiterbilden, sagt die junge Frau. Aber auch die Möglichkeit, doch noch eines Tages die Berufsreifeprüfung abzulegen, hat sie für sich noch nicht ganz beiseite geschoben. „Vielleicht in ein paar Jahren.“ Und bis dahin steht sie anderen jungen Menschen gerne zur Seite oder organisiert gemeinsame Ausflüge. „Auch das macht mir großen Spaß.“

Zur Person:
Verena Findner, geb. 2000 in Graz, aufgewachsen in der Steiermark, dabei viele Schulwechsel in Volks- und Hauptschule auf Grund schwieriger Familiensituation, im Alter von zwölf Jahren von der Mutter behördlich getrennt und schließlich im SOS Kinderdorf in Graz aufgewachsen. Nach dem Pflichtschulabschluss Versuch, ein Oberstufenrealgymnasium zu besuchen, doch nach zwei Jahren schließlich Entscheidung für eine Lehre. Kommenden Herbst Abschluss der Großhandelslehre bei Metro in Graz. Dort heute im Backshop eingesetzt, zudem stellvertretende Vorsitzende des Jugendvertrauensrats. Findner lebt mit ihrem Partner in Graz und geht in ihrer Freizeit gerne auf Konzerne, klettert und zeichnet.

Wozu JugendvertrauensrätInnen?

Für Lehrlinge und jugendliche ArbeitnehmerInnen sind JugendvertrauensrätInnen die ersten AnsprechpartnerInnen für alle Fragen rund um die Themen Arbeiten und Ausbildung.
So wie BetriebsrätInnen die Interessen aller ArbeitnehmerInnen des Betriebes vertreten, sind JugendvertrauensrätInnen speziell für die Anliegen der Lehrlinge und der jugendlichen ArbeitnehmerInnen da. Sie kümmern sich darum, dass du gehört wirst und sind deine betriebliche Interessenvertretung mit Biss.

Wichtig: Jugendliche ArbeitnehmerInnen und Lehrlinge dürfen auch während ihrer Arbeitsszeit mit Problemen und Anregungen zum/zur JugendvertrauensrätIn gehen.

JugendvertrauensrätInnen sind meist selbst mitten in der Ausbildung oder haben diese gerade erst abgeschlossen. Genau darum Wissen sie auch wo der Schuh drückt und können deine Interessen bestens vertreten.

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