Betriebsrat: Ohne Vertrauen geht nichts

Foto: GPA-Tirol

Die Tiroler Pflegeassistentin und Betriebsrätin Margit Luxner kümmert sich in ihrer Arbeit um ältere Menschen und die Belange ihrer überwiegend weiblichen KollegInnen. In ihrer Freizeit hingegen geht es um junge, fitte Männer – zum Ausgleich.

„Als Betriebsrätin kann man nur so gut sein, wie man von seinen MitarbeiterInnen unterstützt wird,“ weiß die gebürtige Kitzbühelerin. „Ohne Vertrauen geht nix,“ sagt  Margit Luxner. Und sie muss es wissen, immerhin blickt die gelernte Pflegeassistentin auf eine mittlerweile 20-jährige Karriere als Betriebsrätin in der Altenpflege zurück.

An sich habe sie eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau gemacht, dann aber umgeschwenkt auf den Pflegeberuf, erzählt Luxner im Telefoninterview mit KOMPETENZ. Ihre ersten sieben Jahre in dem Bereich war sie für eine demenzkranke Frau zur Stelle um später dann bei einem Pflegedienstleister in der Region zu arbeiten. Zur Betriebsrätin ließ sie sich aufstellen, „weil ich es eigenartig gefunden habe, dass der einzige Aufgestellte in diesem Frauenberuf ein Mann war.“ Davor hatte sie nie viel mit Gewerkschaften am Hut, das hat sich dann aber geändert. Vor gut 20 Jahren hat sie dann auch die Gewerkschaftsschule absolviert.

Echte Kämpfe

Mit dem Wechsel in ein Tageszentrum im Jahr 2009 wurde es dann eine ganz zeitlang schwierig: „Ich habe mich mit dem damaligen Geschäftsführer nicht so gut verstanden. Das waren echt Kämpfe,“ blickt sie heute etwas belustigt zurück. Denn: Der einzige Weg sie als Betriebsrätin loszuwerden, war es, einen Teil des Unternehmens abzustoßen. „Deswegen wurde die ganze Abteilung, in der ich gearbeitet habe, zum Altenwohnheim Kitzbühel verschoben.“ Dort, wo Luxner auch heute noch arbeitet.

Im Altenwohnheim ist sie mittlerweile die Leiterin des Tageszentrums. Hier werden tagsüber bis zu zwölf alte Menschen betreut, um ihre Familien zu entlasten, mehr soziale Kontakte pflegen zu können und auch um bei der Körperpflege zu helfen, „weil daheim die Gegebenheiten oft nicht ausgebaut dafür sind,“ berichtet sie. „Bei uns gibt’s aber auch Aktivitäten wie Gedächtnistraining, Gymnastik oder auch mal Ausflüge. Wir kümmern uns aber auch um die Medikamenteneinnahme oder anstehende Arztbesuche.“ Damit lässt sich mindestens vorübergehend vermeiden, dass alte Menschen in eine stationäre Einrichtung umziehen müssten. So bleibt die Möglichkeit zu Hause zu wohnen.

Einfach zuhören

Im Jahr 2010 hat Margit Luxner den Betriebsratsvorsitz für das Personal des gesamten Altenwohnheims übernommen. In der Funktion vertritt sie aktuell genau 163 KollegInnen, darunter Diplomschwestern, Fachsozialbetreuer, PflegeassistentInnen, Heimhilfe, aber auch ihre KollegInnen, die in der Küche arbeiten, die Reinigung machen und und und. Inhaltlich gehe es da vor allem um Alltägliches, wie die Lohnabrechnung, Dienstpläne, Zeitausgleich und arbeitsrechtliche Belange. Immer wieder hilft Luxner neuen MitarbeiterInnen aus anderen Bundesländern bei der Wohnungssuche in Kitzbühel. „Aber oft geht’s auch einfach nur darum zuzuhören, sich die Sorgen der KollegInnen anzuhören,“ weiß sie.

Einer ihrer Erfolge sei, dass ihren KollegInnen alle facheinschlägigen Vordienstzeiten angerechnet werden würden. Das habe sie in Verhandlungen mit der Geschäftsführung erreicht. „Das ist noch besser als beim Kollektivvertrag!“

„Oft geht’s auch einfach nur darum zuzuhören, sich die Sorgen der KollegInnen anzuhören.“

Margit Luxner

Und darüber hinaus: „‘Sch gib’ imma wos zum doan“, wie Luxner mit ihrem unverkennbaren tirolerischen Einschlag sagt. Sie nehme sich immer soviel Zeit, wie sie für ihre KollegInnen bräuchte. Aufgrund der Größe des Betriebs könnte sie sich als Betriebsrätin eigentlich freistellen lassen, das wolle sie aber nicht. „Weil ich meinen Beruf mag und außerdem ist man näher an den Leuten, wenn man auch normal mitarbeitet.“

Hast du schon einmal überlegt selbst einen Betriebsrat zu gründen?

Wenn es bei dir im Betrieb mindestens 5 Beschäftigte gibt, kann eine Betriebsratswahl stattfinden. Dein Chef/deine Chefin, darf die Wahl nicht behindern. Als Betriebsrätin/Betriebsrat hast du einen besonderen Kündigungsschutz und du kannst einen Teil deiner Arbeitszeit für die Betriebsratstätigkeit verwenden. Wir unterstützen und begleiten dich und deine KollegInnen bei der Durchführung der Betriebsratswahl.
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Neben ihrem Job im Altenwohnheim ist Margit Luxner auch Gemeinderätin für Energiebelange und sowie Tirols Wirtschaftsbereichsvorsitzende für den Bereich Gesundheit und Soziales in der Gewerkschaft. Dazu brauche sie in ihrer Freizeit dringend Ausgleich. Sie reise zwar gerne, aber als Kontrastprogramm musste schon vor langer Zeit was Anderes her: „In der Arbeit, da hab ich den ganzen Tag mit Frauen und alten Menschen zu tun. Beim Fußball ist das genau umgekehrt!“ In der Saison schmeißt Luxner daher alle zwei Wochen die Kantine des Fußballclubs in Kitzbühel, auch für Trainingslager im Sommer sei sie für die Verpflegung der überwiegend jungen, fitten Männer zuständig, erzählt sie lachend.

Vielleicht ist es dort ja wie im Betriebsrat: Ohne hungrige Fußballer bringt die beste Kantine nichts….

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