Über einen längeren Zeitraum keinen Job zu finden, ist kein Sonntagsspaziergang. Der Druck ist hoch schlechtere Jobs anzunehmen. Dazu kommt das negative Image. Eine Studie der AK hat nun ergeben, dass die Solidarität mit Arbeitslosen überraschend hoch ist.
Wer einmal selbst arbeitslos war, weiß wie frustrierend es sein kann, wenn man zahllose Bewerbungen schreibt und oft nicht einmal Absagen bekommt. Dazu kommt das gesellschaftliche Stigma. Arbeitslose werden speziell auf Social Media oft als faul und „Sozialschmarozer“ dargestellt, die es sich in der „sozialen Hängematte gemütlich machen. Die Arbeiterkammer hat im Sommer in einer repräsentativen Online-Umfrage erhoben, wie Arbeitslosigkeit eigentlich gesehen wird und welche Erwartungen dem AMS aber auch Arbeitgebern entgegen gebracht werden.
Für einige vielleicht überraschend werden Arbeitslose von der Mehrheit der Befragten nicht als Menschen zweiter Klasse gesehen. Entsprechend erwarten sie vom AMS aber auch von Unternehmen Fairness und einen respektvollen Umgang mit Arbeitslosen. Als inakzeptabel wird es empfunden, wenn Arbeitgeber, die immer ihre Beschäftigten beim AMS zwischenparken. 89 Prozent finden, dass Arbeitgeber dafür zahlen sollten, wenn sie MitarbeiterInnen immer wieder kündigen und dann neu einstellen.
Mit ArbeitnehmerInnen, die von Unternehmen keine Chancen auf einen Job bekommen ist die Solidarität hoch. 80 Prozent sind auch für eine staatlich finanzierte Beschäftigung für diese Menschen. Das angeblich negative Bild von den faulen Arbeitslosen, die gar nicht arbeiten wollen, bestätigt sich nicht.
Besonders wichtig ist den Befragten, dass sie vom AMS klar über Rechte und Pflichten informiert werden. Sie erwarten sich eine optimale Beratung und Begleitung und wünschen sich, dass bei der Jobsuche auch familiäre Interessen berücksichtigt werden. Diese sind ihnen noch wichtiger als die Bezahlung. Viele Menschen wären auch bereit für einen neuen Job in ein anderes Bundesland zu ziehen, möchten aber nicht vom AMS dazu gezwungen werden. Sie wünschen sich, dass bei Verstößen gegen die Verpflichtungen der Arbeitslosenversicherung zuerst gewarnt wird und nicht sofort die gesamte Leistung gestrichen wird.
Die Geldleistungen sind für die Befragten eindeutig zu niedrig. 6 von 10 der Befragten finden ein Arbeitslosengeld von 80 Prozent des Nettoeinkommens angemessen. (Tatsächlich beträgt die sogenannte Nettoersatzrate in Österreich derzeit 55 Prozent). Zwei Drittel sind überdies der Meinung, dass das Arbeitslosengeld über den gesamten Zeitraum der Arbeitslosigkeit gleich bleiben sollte. Nur ein Viertel ist für eine stufenweise Reduktion des Arbeitslosengeldes.
Besonders wichtig ist der überwiegenden Mehrheit der Befragten eine lückenlose Kranken- und Pensionsversicherung, während man arbeitslos ist. Sozialhilfe anstelle von Notstandshilfe bei längerer Arbeitslosigkeit und den Zwang Vermögen zu verbrauchen lehnen 90 Prozent ab.
Weitgehender Konsens besteht über die Notwendigkeit sich weiter zu bilden: Gefordert wird ein Recht auf Weiterbildung begleitet von einer angemessenen sozialen und finanziellen Absicherung für die Zeit der Weiterbildung.