Mit voller Kraft für die Beschäftigten

Foto: Gewerkschaft GPA Kärnten

Gerald Loidl ist Zentralbetriebsrats-Vorsitzender beim Kärntner Energiedienstleister Kelag und setzt sich für attraktive Bezahlung und zeitgemäße Arbeitszeitmodelle in der Energiewirtschaft ein. Der Kollektivvertrag ist für ihn das wichtigste Instrument um qualifizierte Arbeitskräfte ins Unternehmen zu bringen und auch zu behalten. Arbeitszeiten sollten Beschäftigte zusammensparen und bei Bedarf im Block konsumieren dürfen.

Gerald Loidl ist seit 40 Jahren Mitglied der GPA und seit 30 Jahren Betriebsrat. Will er Dinge umsetzen, definiert er zunächst seine Ziele um dann mit voller Kraft in die Umsetzung zu gehen. Dabei nutzt er berufliche Netzwerke ebenso zielstrebig wie sein Talent zur freundschaftlichen Kommunikation mit KollegInnen und Geschäftspartnern.

Nach der Schule begann Loidl seine Berufslaufbahn 1983 beim Kärntner Energiedienstleister Kelag und war dort zehn Jahre lang in der Kundenbuchhaltung tätig. Gewerkschaftsmitglied war der junge Klagenfurter ab dem ersten Tag seines Berufslebens. Von Beginn an nahm er sehr aktiv am betrieblichen Leben teil, war bei vielen Veranstaltungen dabei und hatte regen Kontakt zu den KollegInnen: „Ich arbeite gerne mit Menschen, das interessiert mich.“ Loidl betreute den Kelag-internen Sparverein und war dadurch mit vielen Belegschaftsmitgliedern in regelmäßigem Austausch: „Viele haben mich aus persönlichen oder telefonischen Gesprächen schon ganz gut gekannt.“

Wahl zum Betriebsratsvorsitzenden

Diese Bekanntheit prädestinierte ihn mit zum Belegschaftsvertreter. „Nach zehn Jahren im Unternehmen sind wieder einmal Betriebsratswahlen angestanden. Unser Vorsitzender hat mich angesprochen, ob ich dabei sein will und kandidieren möchte.“ Loidl sagte spontan zu und wurde gewählt. Bereits nach einem Jahr steigt er zum Betriebsratsvorsitzenden der Kelag auf. Die Türe zu seinem Vorgänger Gerald Meir, der zum Zentralbetriebsrats-Vorsitzenden gewählt worden war, stand für Loidl immer offen: „Ich konnte ihn immer fragen, wenn ich Unterstützung brauchte, das gab mir anfangs die notwendige Sicherheit.“

„In meinem ersten Jahr als Betriebsratsvorsitzender habe ich gesehen, wie breit und abwechslungsreich das Tätigkeitsfeld eines Belegschaftsvertreters ist. Ich hatte keine Vorstellung davon, was ein Betriebsrat alles machen muss.“ Lebhaft erinnert sich Loidl an seinen ersten Tag in der neuen Rolle: „Als ich meinen Kasten im Betriebsrats-Büro aufgemacht habe, sah ich einen Riesenstapel  Gesetzbücher und war im ersten Augenblick geschockt von dieser Fülle an Material. Zu Beginn war ich mit fast jeder rechtlichen Anfrage überfordert.“ Der junge Betriebsrat war froh über die AnsprechpartnerInnen und JuristInnen in der Gewerkschaft, die ihm zur Seite standen und ihm halfen sich zu orientieren: „Ich habe mir zunächst einen Überblick verschafft, welche Rechtsgebiete in welchem Buch geregelt sind. Wirklichen Durchblick habe ich aber erst durch die Schulungen in der Betriebsräteakademie und in den Kursen für BetriebsrätInnen bekommen.“

„Es war mir wichtig, dass Arbeiter und Angestellte mit gleichen Rechten ausgestattet werden!“

Gerald Loidl

Nach zehn Jahren an der Spitze der betrieblichen Belegschaftsvertretung wurde Loidl zum Vorsitzenden des Kelag-Zentralbetriebsrates gewählt: „Plötzlich war ich für 1.500 Angestellte zuständig, das war schon eine ziemliche Herausforderung.“

Angleichung zwischen ArbeiterInnen und Angestellten

In den 90er Jahren war Loidl intensiv mit der Angleichung der dienstrechtlichen Stellung von Arbeitern und Angestellten im Betrieb beschäftigt: „Wir haben intern einen einheitlichen Beschäftigten-Begriff erarbeitet und damit die völlige Gleichstellung bereits viel früher erreicht als die große Mehrheit der Betriebe.“ Die Einführung einer damals ziemlich innovativen neuen Gleitzeit-Arbeitszeitregelung wurde zur Herausforderung und erfolgreich bewältigt. Um Betriebspensionen abzusichern, mussten auch unpopuläre Wege, wie die Veränderung zu Eigenbeiträgen, beschritten werden.

Hast du schon einmal überlegt selbst einen Betriebsrat zu gründen?

Wenn es bei dir im Betrieb mindestens 5 Beschäftigte gibt, kann eine Betriebsratswahl stattfinden. Dein Chef/deine Chefin, darf die Wahl nicht behindern. Als Betriebsrätin/Betriebsrat hast du einen besonderen Kündigungsschutz und du kannst einen Teil deiner Arbeitszeit für die Betriebsratstätigkeit verwenden. Wir unterstützen und begleiten dich und deine KollegInnen bei der Durchführung der Betriebsratswahl.
Du möchtest mit uns darüber reden? Dann wende dich an unsere Beratung in deinem Bundesland. Alle Kontakte findest du hier: https://www.gpa.at/kontakt

„Attraktive Arbeits- und Gehaltsbedingungen kann man am besten über den Kollektivvertrag gestalten. So wollen wir qualifizierte Arbeitskräfte in die Energiewirtschaft locken.“

Gerald Loidl

Jüngster Erfolg des Zentralbetriebsrates ist die Finalisierung einer guten innerbetrieblichen Lösung für die rund 120 im Unternehmen tätigen LeiharbeiterInnen: „Wir haben erreicht, dass fast alle mit Anfang 2024 vom Unternehmen als fixe Angestellte übernommen werden.“

Damit wurde eine jahrelange Forderung des Zentralbetriebsrates erfüllt. Für Loidl war es ein günstiger Zeitpunkt für die Neuregelung: „Die Lage am Arbeitsmarkt hat uns geholfen, denn aktuell kann man niemanden mit Leiharbeit in eine Firma locken. Diese Stimmungslage haben wir sofort genützt und überlegt, wie wir bestehende Leiharbeitskräfte ins Unternehmen überführen können.“

Kollektivvertragsverhandlungen

Loidl ist Mitglied des Kollektivvertrags-Verhandlungsteams im Energiebereich und betont, dass es in der Branche nicht nur um reine Marktwerte geht, sondern um langfristig abgesicherte Verbesserungen der arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen und des Gehaltsniveaus, die durch den Kollektivvertrag erreicht werden können.

In seinen Funktionen als Vizepräsident der Arbeiterkammer Kärnten sowie als GPA-Landesvorsitzender hat Loidl gelernt, den Blick auf das „große Ganze“ zu richten und wichtige Themen zielstrebig ins Visier zu nehmen.

„Bei den Arbeitsbedingungen müssen die Unternehmen künftig noch attraktiver werden. Die Beschäftigten achten verstärkt auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance.“

Gerald Loidl

Loidl ist überzeugt, dass die Arbeitgeber in Zukunft noch attraktiver werden müssen, um qualifizierte ArbeitnehmerInnen anzusprechen. Dazu gehören auch verbesserte Rahmenbedingungen, wie die Möglichkeit zu einer ausgeglichenen Work-Life-Balance. Der Kollektivvertrag ist dabei das wichtigste Instrument zur nachhaltigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Dazu gehört auch die Möglichkeit, Arbeitszeiten zu sparen und bei Bedarf zu konsumieren, wie Sabbaticals, Ausbildungszeiten oder mit sonstigen Freistellungen.

Zur Person:
Gerald Loidl lebt in Klagenfurt und hat drei erwachsene Kinder. In seiner Freizeit bewegt er sich gerne in der Natur. Er schätzt die Bergwelt im Sommer wie im Winter und geht gerne Eisstock schießen.

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