Vier-Tage-Woche: Weltweit größter Versuch in Großbritannien

Foto: Adobe Stock

Eine Vier-Tage-Woche ist möglich! Anfang Juni startete in Großbritannien der bisher größte Feldversuch dazu. Sechs Monate lang arbeiten über 3.000 Beschäftigte in 70 britischen Unternehmen und Organisationen einen Tag weniger pro Woche.

Schon seit Jahren fordern Gewerkschaften und ArbeitnehmerInnen-Organisationen eine Verkürzung der Arbeitszeit durch die Vier-Tage-Woche. Während der Pandemie hat sich die Arbeit verändert: Kurzarbeit, Home Office und digitalisierte Arbeitsprozesse haben gezeigt, was alles möglich ist, wenn man die Arbeit besser organisiert. Das hat nun auch ein neues Pilotprojekt in GB angestoßen. Unternehmen testen dort, wie sich die Vier-Tage-Woche auf Bereiche wie Stress und Burnout, Arbeits- und Lebenszufriedenheit, Gesundheit, Schlaf, Energieverbrauch und Reisen auswirkt.

„Die Vier-Tage-Woche bringt einen dreifachen Nutzen: Sie wirkt sich positiv auf die Lebensqualität der MitarbeiterInnen, auf die Produktivität im Unternehmen und auf das Klima aus“, fasst die Internationale Sekretärin der GPA, Sophia Reisecker, die Vorteile dieser Form der Arbeitszeitverkürzung zusammen.

Pilotprojekt mit wissenschaftlicher Begleitung

Der neue Pilotprojekt in GB basiert auf dem sog. 100:80:100-Modell. Die Beschäftigten erhalten 100 Prozent Gehalt bzw. Lohn für 80 Prozent der Zeit, und müssen sich dabei verpflichten, 100 Prozent produktiv zu bleiben. Der Versuchsanordnung wird von 4 Day Week Global in Partnerschaft mit dem Think Tank Autonomy, der 4 Day Week Campaign sowie ForscherInnen der Universitäten Cambridge, Oxford und Boston College organisiert.

Mit dabei sind ganz unterschiedliche Unternehmen, vom lokalen Fish-and-Chips-Shop bis hin zum großen Finanzdienstleister, andere beteiligte Unternehmen bieten Bildung oder Arbeitsplatzberatung an, sind im Wohnungswesen oder im digitalen Marketing aktiv.

Sie alle erproben nun sechs Monate lang eine Vier-Tage-Woche ohne Gehaltseinbußen.

Die am Projekt beteiligten ForscherInnen werden mit allen teilnehmenden Organisationen zusammenarbeiten, um die Auswirkungen auf die Produktivität der Unternehmen einerseits, und das Wohlbefinden und die Lebensqualität der ArbeitnehmerInnen andererseits zu analysieren. Ebenso werden der Einfluss auf die Umwelt und die Gleichstellung der Geschlechter untersucht.

„Die Vier-Tage-Woche bringt einen dreifachen Nutzen: Sie wirkt sich positiv auf die Lebensqualität der MitarbeiterInnen, auf die Produktivität im Unternehmen und auf das Klima aus“

Sophia Reisecker

Sophia Reisecker betont, dass auch für die GPA eine kürzere Arbeitszeit ganz hohe Priorität hat: „Unsere gewerkschaftlichen Forderungen nach guter Arbeit betreffen nicht nur Bezahlung, Pension oder Sicherheit, wir fordern auch schon seit Jahren vehement eine Verkürzung der Arbeitszeit.“ Besonders auch jene Betriebe, die nach der Pandemie damit kämpfen, gut qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, könnten hier die Lebensqualität als den entscheidenden Wettbewerbsvorteil nutzen, um MitarbeiterInnen anzuwerben.

In den letzten Jahren liefen bereits in mehreren Ländern Projekte zur Vier-Tage-Woche, die Kompetenz berichtete u.a. über ein schottisches Unternehmen, über Versuche in Island und Irland und über Spanien.

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