Jugendvertrauensrat: Ansprechpartner auf Augenhöhe

Alexander Stangl ist Jugendvertrauensrat bei der Unfallversicherung in Graz.
Foto: privat

Die AUVA-Landesstelle Graz hat seit Dezember einen eigenen Vertrauensrat für junge Beschäftigte eingerichtet. Er hilft bei der Integration in den Betrieb und hat ein Ohr für ihre spezifischen Anliegen.

Alexander Stangl ist 21 Jahre alt und als Verwaltungsassistent in der Landesstelle Graz der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) beschäftigt. Obwohl er erst am Beginn seines Arbeitslebens steht, interessiert er sich „sehr dafür, andere Beschäftigte zu unterstützen: Ich höre gerne anderen Menschen zu und helfe, wo ich kann.“

Mit Kindern und Jugendlichen hat Stangl immer schon gerne gearbeitet, zunächst als Fußball-Jugendtrainer, aktuell engagiert er sich als Vorstandsmitglied bei der Katholischen Jugend: „Ich nehme die Probleme junger Leute ernst und weil ich selbst noch jung bin, kann ich mich gut in ihre Lebenswelten und Problemlagen hineinversetzen.“

Seit Dezember ist Stangl der erste und bislang einzige Jugendvertrauensrat innerhalb der Unfallversicherung, dabei hat er rasch die Erfahrung gemacht, dass „junge Arbeitnehmer:innen in manchen Fällen lieber mit einem jungen Belegschaftsvertreter sprechen, als mit etablierten Betriebsrät:innen: Es plaudert sich oft ungezwungener, wenn man in einem ähnlichen Alter ist.“

Erste konkrete Hilfestellung für Berufsschüler:innen

Als erste Initiative hat Stangl versucht, allen Lehrlingen in der Landesstelle die Teilnahme am jährlichen Betriebsausflug der AUVA zu ermöglichen: „Das Problem war, dass die Jugendlichen im Normalfall immer erst sehr kurzfristig erfahren, wann sie in die Berufsschule einberufen werden – meist erst zwei bis drei Wochen davor. Wenn sich diese Termine dann mit dem Betriebsausflug überschneiden, können die jungen Kolleg:innen nicht mitfahren.“ Auch die Urlaubsplanung würde so erschwert.

Das sei aus Sicht von Stangl aber „sehr schade, denn gerade im ungezwungenen Rahmen eines Betriebsausfluges lernt man die Kolleg:innen auf einer sehr persönlichen Ebene kennen und knüpft wichtige berufliche Kontakte: Ich habe Kontakt mit der Berufsschule aufgenommen und versucht, die Kurszeiten früher in Erfahrung zu bringen.“ Da die Schule diese Termine nicht bekanntgeben konnte, fragte Stangl bei der Bildungsdirektion nach und vereinbarte im Sinne der Lehrlinge, dass diese „zu Beginn des Lehrganges anrufen können um zu erfahren, wann ihre Schulzeiten voraussichtlich eingeteilt sind: Das macht eine Teilnahme am Betriebsausflug sowie die Urlaubsplanung schon ein wenig leichter.“

„Ich kümmere mich um die Anliegen aller jungen Mitarbeiter:innen, die mit mir ins Gespräch kommen möchten.“

Alexander Stangl

Welche Mitarbeiter:innen mit ihren Anliegen zu Stangl kommen können, ist nicht ganz genau definiert, er selbst fühlt sich „für die Probleme aller Kolleg:innen zuständig, die Orientierung, Information oder konkrete Unterstützung brauchen: Ich habe ein offenes Ohr für alle jungen Mitarbeiter:innen. Neben unseren vier Lehrlingen fühle ich mich auch für die ausgelernten Kolleg:innen und alle, die noch recht jung sind, zuständig.“

Bei regelmäßigen Besuchsrunden in den verschiedenen Abteilungen versucht Stangl „ein Gefühl für Themen zu bekommen, die junge Mitarbeiter:innen beschäftigen: Ich will einen guten Kontakt zu allen haben und ein Gespür dafür bekommen, was die Kolleg:innen so brauchen.“ Auch die gegenseitige Vernetzung spiele dabei eine große Rolle, weshalb Stangl noch im Mai eine persönliche Gesprächsrunde mit allen jungen Mitabeiter:innen abhalten möchte: „So können sich Leute aus unterschiedlichen Abteilungen kennenlernen und jene zwei Lehrlinge, die gerade ein Modul in der Berufsschule absolviert haben, können über ihre Erfahrungen berichten.“

Derartige Treffen, die in der Dienstzeit abgehalten werden sollen, dienten „dem Austausch und der Orientierung im Unternehmen, aber auch der Intensivierung persönlicher Kontakte: Ich finde es wichtig, dass wir neben der Arbeit auch eine menschliche Ebene zu Kolleg:innen finden um uns zu vernetzen und voneinander zu lernen.“

„Ich frage die Kolleg:innen gerne, wie es ihnen geht. Wenn man an ehrlichen Antworten interessiert ist, bekommt man die Probleme auch zu hören.“

Alexander Stangl

Stangl geht mit viel Elan an seine Tätigkeit heran, potentielle Reibungsflächen zur Geschäftsführung schrecken ihn nicht: „Betriebsrat und Unternehmensführung ziehen bei uns an einem Strang und arbeiten gut zusammen. Obwohl wir unterschiedliche Herangehensweisen haben, wollen wir für alle auftauchenden Probleme eine gemeinsame Lösung finden. Ich spüre da kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander.“

Stangl, der in seiner Freizeit gerne Fußball spielt und neben dem Job die Matura nachholen möchte, ist auch „langfristig bereit, sich für Kolleg:innen einzusetzen: Ich möchte eine Person sein, die zuhört, anpackt und hilft: Es braucht Menschen, die man kontaktieren kann, wenn es Probleme im Betrieb gibt und die dann helfen, eine Lösung zu finden. Das ist eine sehr wichtige Arbeit.“

Die Funktion eines Jugendvertrauensrates ist für den motivierten jungen Mann daher „ein erster wichtiger Schritt, der mir die Türe zur weiteren betriebsrätlichen Arbeit öffnet: Ich bin bereit, mich für meine Kolleg:innen einzusetzen.“

Jugendvertrauensrat als erste Stufe betriebsrätlicher Arbeit

Unterstützung bekommt Stangl dabei vom Betriebsratsvorsitzenden der AUVA-Landesstelle Graz, Markus Lippitsch, der den Jugendvertrauensrat „zu den Betriebsrats-Sitzungen einlädt, damit er Inputs bekommt, mit wichtigen Themenstellungen in Berührung kommt und viele Eindrücke gewinnt: Er ist für mich ein wichtiges Bindeglied zu den jungen Arbeitnehmer:innen.“

Für den Betriebsratsvorsitzenden der AUVA-Landesstelle Graz, Markus Lippitsch, ist der Jugendvertrauensrat ein wichtiges Bindeglied zwischen der Belegschaftsvertretung und allen jungen Kolleg:innen im Betrieb.
Foto: SFG Gründermesse

Um langfristig als Belegschaftsvertretung zusammenzuwachsen, sei „eine stetige Unterstützung des Jugendvertrauensrates durch den Betriebsrat wichtig und wegweisend: Es geht hier um eine kleine Gruppe an Beschäftigten, die mit dem jungen Vertrauensrat leichter ins Gespräch kommt.“

Die Kontaktpflege zu den Lehrlingen und Berufsschülern sieht Lippitsch als „wichtigen Baustein unserer betriebsrätlichen Arbeit: Da findet eine sehr lebendige Kommunikation statt. Alexander hat sein Ohr wirklich nahe bei der Jugend und kann Probleme sehr rasch zu mir tragen.“ Auch Fortbildungen könne der junge Betriebsrat absolvieren, für Lippitsch eine „wichtige Vorstufe im Werdegang zum Betriebsrats: Ein Jugendvertrauensrat kommt mit der Gewerkschaft in Kontakt und ist während seiner zweijährigen Funktionsperiode ein wichtiger Multiplikator für Jugendliche, die selbst Interesse haben, sich als Belegschaftsvertreter:in zu engagieren.“

Die Idee eines Konzern-Jugendvertrauensrats fände Lippitsch „attraktiv, vorerst werde das Konzept an einzelnen Standorten ausgebaut: Jugendvertrauensräte für die Unfallkrankenhäuser in Graz und in Klagenfurt sind angedacht.“

Auch der Vorsitzende des AUVA-Zentralbetriebsrates, Erik Lenz findet es gut, dass „junge Arbeitnehmer:innen in der Unfallversicherung durch eine besondere Vertrauensperson speziell unterstützt werden: So können unsere Lehrlinge noch reibungsloser in die Betriebsstruktur integriert werden.“ Lenz ist sicher, dass „jugendliche Beschäftigte in der AUVA durch einen Jugendvertrauensrat auf vielen Ebenen profitieren: Wir wollen dieses wichtige Bindeglied zur etablierten Belegschaftsvertretung auch in der Hauptstelle in Wien möglichst rasch realisieren.“

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