Lukas Haberler, Jugendvertrauensrat bei Rewe, ist viel auf Achse. Er betreut eine große Region mit zahlreichen Lehrlingen, seine Aufgaben sind vielfältig. Als junger Marktmanager wünscht er sich von der Herbstlohnrunde eine kräftige Gehaltserhöhung, die die Lehrlinge und die MitarbeiterInnen motiviert.
Lukas Haberler (23) arbeitet bei Billa (Rewe AG) und ist stv. Vorsitzender des Jugendvertrauensrats (JVR) in seiner Region. Gemeinsam mit dem JVR-Team der Supermarktkette betreut er das südliche Wien, das südliche NÖ und Teile des Burgenlands. Er bekommt er jedoch Anrufe von jungen KollegInnen aus ganz Österreich und ist viel unterwegs, um Filialen und Berufsschulen zu besuchen.
Haberler ist trotz seiner jungen Jahre schon Marktmanager einer Billa-Filiale in Felixdorf (NÖ). Bereits während seiner Lehrzeit wusste er, dass er sich engagieren will. „Eine Lehre kann wirklich super ablaufen. Ich habe allerdings auch Lehrlinge gesehen, denen es nicht so gut ging, und ich selbst war damals auch nicht immer glücklich“, erzählt er. „Junge Menschen brauchen jemanden, der hundertprozentig für sie da ist, wenn es grade mal schwierig ist. So eine Vertrauensperson möchte ich sein!“
Seine Lehre als Großhandelsbürokaufmann hat Haberler vor fünf Jahren abgeschlossen. Jugendvertrauensrat ist er seit 2021, für den Betriebsrat steht er auf der Ersatzliste. Im Team sind sie derzeit neun JugendvertrauensrätInnen. Die Supermarktketten Billa und Billa Plus sind ein gewichtiger Arbeitgeber und Ausbildner, sie beschäftigen rund 1.800 Lehrlinge, ein Großteil davon in Haberlers Region.
„Junge Menschen brauchen jemanden, der hundertprozentig für sie da ist, wenn es grade mal schwierig ist. So eine Vertrauensperson möchte ich sein!“
Lukas Haberler
Arbeitsalltag eines JVR
In seinem Alltag besucht Haberler Berufsschulen, wo er dann oft viele Lehrlinge auf einmal kennen lernt. Ähnlich läuft das bei Filialbesuchen. Sein Job als Jugendvertrauensrat: Die Rechte erklären, Fragen beantworten, Unterstützung anbieten. Solche Besuche organisiert er zusammen mit seinem ‚Buddy’. „Ein Buddy ist meist jemand, der einige Jahre älter und Mitglied im Betriebsrat ist. Wir können uns aufeinander verlassen und einander unterstützen“, erklärt Haberler. Wenn er und sein Buddy z.B. eine Filiale besuchen, dann stellen sie gemeinsam die Aktivitäten des Jugendvertrauensrats und der Gewerkschaft GPA vor.
Bei den Willkommenstagen für neue Lehrlinge ist Haberler ebenfalls dabei. „Da ist immer viel los! Ich möchte die Neuen alle kennen lernen und willkommen heißen, ihnen ihre Rechte und Pflichten erklären, nachher gibt es viele Fragen – und natürlich auch jede Menge Selfies!“ beschreibt er seine Aufgaben. Ebenso bemüht er sich, bei den Zwischenprüfungen im zweiten Lehrjahr anwesend zu sein. „Das ist eine der größeren Aktionen während der Lehrzeit, wo wir Jugendvertrauensräte uns einbringen. Die Lehrlinge kommen zur Vorbereitung zur Lehrabschlussprüfung, auch da gibt es immer viele Fragen.“
Vielseitige Aufgaben
Eine Besonderheit bei Billa ist das Projekt „Lehrlinge führen Märkte“: Dabei übernimmt ein Team von Lehrlingen die Leitung eines Markts, und so können die Jugendlichen ihre Führungsqualitäten unter Beweis stellen. Auch hier stattet der JVR Besuche ab und bietet seine Unterstützung an.
Die Vorsitzende des JVR und er, berichtet Haberler stolz, haben dieses Jahr beim ‚AK Young’ Ideenwettbewerb mitgemacht – und prompt den zweiten Platz gewonnen! Mit der Idee für eine App namens „Young Generation“: Diese App hatten die beiden als einen Hilfe- und Forumsbereich für Lehrlinge, SchülerInnen und StudentInnen entworfen. Anonym oder nicht, könnten Jugendliche sich dort anmelden, Infos erhalten und würden mit ihren Fragen und Problemen zu kompetenten BetreuerInnen weitergeleitet.
Ein wichtiges Thema in seinem JVR sind auch Frauenrechte, Gleichbehandlung, sowie LGBTQ-Rechte. „Es geht darum, diese Themen sichtbar zu machen“, erklärt Haberler. „Im Pride Month haben wir als JVR z.B. Fotos vor der Zentrale mit der Pride-Fahne gemacht und auf Social media gepostet. Solche Statements sind einfach wichtig!“
Lehrlingsausbildung
Die Zusammenarbeit mit den LehrlingsbetreuerInnen auf betrieblicher Ebene funktioniert gut. „Es ist uns als JVR ein besonderes Anliegen, dass es eine gute Basis zwischen AusbildnerInnen und Lehrlingen gibt. Das ist auch eine der Ausgaben des JVR: Wir vermitteln zwischen Lehrlingen und den BetreuerInnen, denn wir als Jugendvertrauensräte kommen mehr rum in den Filialen.“
Während Corona hat die Qualität der Ausbildung wegen der Umstände allerdings gelitten. Viele Lehrlinge besaßen keinen Laptop zu Hause, eine teure Anschaffung, die sich nicht jede/r leisten kann. Allein zu Hause sank auch die Motivation zum Lernen. „Der Lernerfolg hat gelitten, das hat den Lehrlingen Fachwissen gekostet. Das konnte man auch daran sehen, dass es weniger Prämien für gute Noten gab, die die Lehrlinge sonst vom Betrieb erhalten.“
„Wir haben bei uns in der Region die Jugendberatungsstellen angeschrieben, und dann in den Filialen Flyer verteilt, mit dem Hinweis auf die Möglichkeit zur Beratung.“
Lukas Haberler
„Den Lehrlingen“, findet Haberler außerdem, „ist während der Corona-Zeit sehr viel von ihrer Jugend genommen worden.“ Seit Corona, berichtet er, haben auch die sozialen Probleme zugenommen. Der JVR hat hier Maßnahmen ergriffen und Hilfe organisiert: „Wir haben bei uns in der Region die Jugendberatungsstellen angeschrieben, und dann in den Filialen Flyer verteilt, mit dem Hinweis auf die Möglichkeit zur Beratung.“
Aktuelle Probleme
Die großen Herausforderungen aktuell sind die rasant steigenden Kosten und der Personalmangel. Während bei den Lehrlingen noch recht viele Bewerbungen reinkommen, wird es für Haberler immer schwieriger, bereits ausgebildete MitarbeiterInnen zu finden. „Der Arbeitsdruck im Handel ist leider groß, das schreckt viele ab. Etliche wollen lieber Teilzeit als Vollzeit arbeiten“, erzählt er. Die steigenden Preise schlagen sich auf die Zufriedenheit der KundInnen nieder. „Immer öfter beschweren sich Kunden, wenn ein Produkt schon wieder teurer wurde. Das wird wohl auch die große Herausforderung für die Wintermonate“, ist Haberler besorgt.
KV-Runde im Handel
Bei der laufenden Kollektivvertragsrunde im Handel fordert die GPA angesichts der Teuerung eine Erhöhung der Gehälter um 10 Prozent, für die Lehrlinge eine fixe Erhöhung um 150 Euro, und zwar angewandt auf jedes Lehrjahr. Auch die sechste Urlaubswoche ist nach wie vor eine zentrale Forderung für die Branche.
Grundsätzlich ist Haberler mit den derzeitigen Lehrlingsentschädigungen nicht unzufrieden. „Da hat sich vieles verbessert in den letzten Jahren, im Vergleich zu meiner eigenen Lehrzeit sind die Gehälter deutlich gestiegen. Man verdient im Handel im ersten Lehrjahr um die 800 Euro. Das Ziel“, fordert Haberler jedoch, „sollten aber 1.000 Euro Anfangsgehalt sein, das würde die Lehre im Handel attraktiver machen.“
„Im Vergleich zu meiner eigenen Lehrzeit sind die Gehälter deutlich gestiegen. Das Ziel sollten aber 1.000 Euro Anfangsgehalt sein, das würde die Lehre im Handel attraktiver machen.“
Lukas Haberler
Eine deutliche Gehaltserhöhung würde außerdem nicht nur Lehrlinge, sondern auch ausgebildete Fachkräfte wieder zurück in die Branche bringen. Denn die Arbeit im Einzelhandel ist anstrengend und leider auch oft monoton, wie z.B. Ware in Regale schlichten. „Ein guter Verdienst macht das wieder wett. Gerade Lehrlinge wollen nicht als billige Arbeitskräfte wahrgenommen werden.“
Sein Unternehmen bietet für Lehrlinge gratis Nachhilfe für die Prüfungen an. „Eine wirklich gute Sache! Das sollte für alle in den Kollektivvertrag rein.“ Außerdem wünscht er sich mehr Unterstützung bei der Lehre mit Matura, die auch in seinem Betrieb etliche Lehrlinge absolvieren. „Bei der Lehre mit Matura wäre es wünschenswert, dass man die Kurse nicht in seiner Freizeit besuchen müsste. In manchen Betrieben gibt es das schon. Auch das sollte im KV verankert werden!“
Zur Person:
Privat ist Lukas Haberler froh, dass er nach all den Einschränkungen endlich wieder ausgehen und Leute treffen kann. Er verbringt sehr viel Zeit mit Freunden, hört Musik, ist viel unterwegs, oft auch draußen in der Natur. „Nach zwei Jahren Corona gibt es wirklich einiges nachzuholen, und das genieße ich sehr!“
Wozu JugendvertrauensrätInnen?
Für Lehrlinge und jugendliche ArbeitnehmerInnen sind JugendvertrauensrätInnen die ersten AnsprechpartnerInnen für alle Fragen rund um die Themen Arbeiten und Ausbildung.
So wie BetriebsrätInnen die Interessen aller ArbeitnehmerInnen des Betriebes vertreten, sind JugendvertrauensrätInnen speziell für die Anliegen der Lehrlinge und der jugendlichen ArbeitnehmerInnen da. Sie kümmern sich darum, dass du gehört wirst und sind deine betriebliche Interessenvertretung mit Biss.
Wichtig: Jugendliche ArbeitnehmerInnen und Lehrlinge dürfen auch während ihrer Arbeitsszeit mit Problemen und Anregungen zum/zur JugendvertrauensrätIn gehen.
JugendvertrauensrätInnen sind meist selbst mitten in der Ausbildung oder haben diese gerade erst abgeschlossen. Genau darum Wissen sie auch wo der Schuh drückt und können deine Interessen bestens vertreten.
Das könnte dich auch interessieren:
- Die junge Betriebsrätin Ronja Prosch bringt ihre Karriere bei einer veterinär-pharmazeutischen Firma in Krems mit der betrieblichen Vertretung ihrer KollegInnen spielend unter einen Hut.
- Als Vorsitzender des Jugendvertrauensrates vertritt Mohab Finjan die Lehrlinge der Bank Austria.
- Du hast schon mal überlegt einen Betriebsrat zu gründen aber deine KollegInnen sind skeptisch? Wir haben die richtigen Argumente, um sie zu überzeugen.