Auch wenn es aktuell keinen schlimmen Konflikt gibt – ein Betriebsrat gibt Sicherheit und Stabilität im Betrieb. Dejan Stancic hat zusammen mit seinen KollegInnen erfolgreich eine Betriebsratsgründung in einer Kika-Filiale in Salzburg gewagt und berichtet von seiner Erfahrung.
Im Möbelhaus Kika in Eugendorf, Salzburg, arbeiten rund 80 Beschäftigte und sie werden seit Jahresbeginn von sieben BetriebsrätInnen (vier aktiv, drei Ersatz) vertreten. Dejan Stancic, frische gewählter BR-Vorsitzender, war die treibende Kraft hinter dieser Betriebsratsgründung.
Mit der Idee, einen Betriebsrat zu gründen, spielte Stancic schon länger. „Als dann letztes Jahr im Frühjahr Michael Hofer von der Gewerkschaft GPA bei uns in der Filiale zu Besuch war, da wurde es endlich ernst damit“, erzählt Stancic. Im Dezember 2022 wurden schließlich die Wahlen abgehalten, die Wahlbeteiligung war hoch, und Stancics Liste gewann mit einer starken Mehrheit von 93 Prozent. Seit Anfang dieses Jahres ist der neue Betriebsrat nun im Amt.
Stancic hat seine berufliche Laufbahn überwiegend im Einzelhandel gemacht und arbeitet seit 2015 bei Kika in Eugendorf. Er hat sich immer schon gern für andere eingesetzt und das Wort ergriffen. „Als Betriebsrat“, findet er, „hat man einfach mehr Möglichkeiten. Man traut sich dann auch mehr, weil man ein offizielles Mandat hat. Meine Motivation war es, als gewählter Belegschaftsvertreter besser mitbestimmen zu können, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wir sind ein gutes Team in der Filiale und ich verstehe mich gut mit meinen KollegInnen. Jetzt kann ich ihnen besser helfen!“
„Als Betriebsrat hat man einfach mehr Möglichkeiten. Man traut sich dann auch mehr, weil man ein offizielles Mandat hat.“
Dejan Stancic
Die Gewerkschaft GPA wird in den nächsten Monaten dafür sorgen, dass die gewählten MandatarInnen eine entsprechende Einschulung für ihre Tätigkeit erhalten und wird sie natürlich auch weiterhin in ihren praktischen Aufgaben unterstützen.
Personalmangel im Handel
Aktuell kämpft das Möbelhaus in Eugendorf, so wie die gesamte Branche, mit Personalmangel. Neue Fachkräfte zu finden ist nicht einfach – und trotzdem, findet Stancic, hat die Wertschätzung gegenüber den Beschäftigten nachgelassen. „Früher war das anders, da wurden langjährige MitarbeiterInnen stärker in die Entscheidungen des Managements eingebunden.“ Vor allem VerkäuferInnen, die seit zwanzig oder dreißig Jahren im Betrieb sind und täglich mit den KundInnen arbeiten, wissen, was gefragt ist und was man verbessern könnte. Sie wollen sich auch einbringen. „Das ist sicher einer der Punkte, über die wir als Betriebsrat mit der Geschäftsführung reden werden.“
„Früher war das anders, da wurden langjährige MitarbeiterInnen stärker in die Entscheidungen des Managements eingebunden.“
Dejan Stancic
Die Pläne für die nächsten Wochen? „Als erstes möchten wir ein Büro einrichten, wo wir als Betriebsrat mindestens einmal im Monat eine Sprechstunde abhalten und die KollegInnen mit Fragen und Anliegen zu uns kommen können“, erklärt Stancic. „Außerdem werden wir die Betriebsratsteams der anderen Kika- und Leiner-Filialen in der Region treffen, damit wir uns austauschen können.“
Gutes Gesprächsklima
Stancics Gegenüber ist ein Geschäftsführer, der auch erst seit kurzer Zeit auf seinem Posten ist. Er arbeitet bereits seit 25 Jahren im Unternehmen und war davor jahrelang Geschäftsführer einer Kika-Filiale in St. Johann. Man respektiert sich gegenseitig, das Gesprächsklima ist gut. „Wir denken, das ist eine gute Basis.“
Was die Gehälter betrifft, so sind die KollegInnen durchaus zufrieden, meint Stancic. Der KV-Abschluss im Handel im vergangenen Herbst war mit bis zu mehr als acht Prozent nachhaltig. Nur bei den Bonuszahlungen sieht es nicht so gut aus, dem möchte Stancic daher auch nachgehen. Bei den Dienstplänen wird auf Familie und Betreuungspflichten Rücksicht genommen, die MitarbeiterInnen springen ein und helfen sich untereinander.
Aber braucht man dann eigentlich einen Betriebsrat, wenn es ohnehin soweit gut läuft? „Der Betriebsrat wurde nicht gegründet, weil es grobe Missstände gibt“, betont Stancic. „Natürlich werden wir über einige Punkte mit der Geschäftsführung reden müssen, aber im Großen und Ganzen herrscht Zufriedenheit. Wir sehen den Betriebsrat vielmehr als eine Absicherung für die Zukunft. Wenn man die letzten Jahre betrachtet – die Pandemie, danach die Teuerung und die Energiekrise – , so waren das harte Zeiten für den Handel.“
„Diese Betriebsratsgründung ist Investition in die Zukunft.“
Dejan Stancic
„Wir denken daher: Vorsorgen ist besser! Diese Betriebsratsgründung ist Investition in die Zukunft. Es hat einige Monate gebraucht, von der ersten Idee bis zu den Wahlen, bis schließlich alles unter Dach und Fach war. Im Ernstfall könnte das zu lange dauern – so haben wir vorgesorgt!“
Zur Person:
Dejan Stancic ist verheiratet und ist Vater von zwei erwachsenen Söhnen. In seiner Freizeit spielt er Schach und geht gern in der Natur spazieren.
Michael Hofer, GPA Salzburg, betreut den neu gegründeten Betriebsrat:
„Die Betriebsratsgründung in der Kika-Filiale in Eugendorf verlief wirklich nach Drehbuch! Wir von der Gewerkschaft waren dreimal dort, um mit den MitarbeiterInnen zu sprechen und um zu sehen, ob es genug InteressentInnen gibt, die kandidieren wollen. Wir sind auf viel Interesse gestoßen, die Liste der KandidatInnen wurde rasch länger. Das Thema Mitbestimmung ist dort offenbar allen ein Anliegen! Vor allem Dejan war sehr aktiv und hat viel Werbung gemacht, und so konnten wir die Wahlen rascher abhalten, als ich anfangs gedacht hätte. Auch die Geschäftsführung war kooperativ und lebt die Sozialpartnerschaft.“
Betriebsratsgründung
Du denkst auch darüber nach, in deinem Betrieb bzw. in deiner Filiale einen Betriebsrat zu gründen? Ab fünf dauernd beschäftigten MitarbeiterInnen habt ihr das Recht, eine Belegschaftsvertretung zu wählen! Deine Gewerkschaft GPA unterstützt dich dabei! Alle Infos zur Wahl und Unterstützung auch nach der Gründung erhältst du bei der Gewerkschaft GPA in deinem Bundesland. Für Nicht-Mitglieder ist eine Erstberatung kostenlos!
Bei uns im Betrieb ist das nicht notwendig, es gibt Mitbestimmung auch ohne Betriebsrat? Das ist leider unverbindlich! Kommt es zu ernsthaften Problemen – Entlassungen, Schließungen, Insolvenz – sind die Möglichkeiten einer gewählten Vertretung ungleich effektiver und vor allem rechtlich abgesichert. Weitere Irrtümer rund um eine Betriebsratsgründung haben wir hier entkräftet.
Auch sonst sichern BetriebsrätInnen die demokratische Mitbestimmung im Betrieb, ihre Befugnisse sind gesetzlich geregelt: Dazu gehören z.B. der Abschluss von Betriebsvereinbarungen, die Mitwirkung bei Kündigungen, Entlassungen und Versetzungen bis hin zur Teilnahme an Aufsichtsratssitzungen in Unternehmen. Gemeinsam mit ihren Gewerkschaften verhandeln BetriebsrätInnen auch Kollektivverträge und entscheiden über Abschlüsse oder Kampfmaßnahmen.
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